Also ich habe ihn heute bzw. gestern gesehen.
Daher mal zurück zum Film und Review / Eindruck-Mitteilungs-Versuch. ^^

Rahmenbedingungen:

Nach langer Zeit habe ich mal wieder eine Sneak ausprobiert.
In einem deutschen Kino, schließlich waren meine letzten Erinnerungen an Sneaks, in belgischen Kinos, positiv. Man hatte ein halbwegs diszipliniertes, anständiges Mit-Gucker-Publikum, es war relativ Terror-Frei und der Film wurde entweder ohne murren akzeptiert oder schweigend sich unauffällig verkrochen. Selbst wenn man so etwas erwischte wie "Inside Deepthroat"

Mein Eindruck nach der Sneak Preview im Kinopolis: Oh mein Gott !!! Ein Alptraum eines Kino Besuch.

Permanent wurde geschwätzt, mal mehr mal weniger laut, es brauchte die Einblendung des Schriftzugs bis die Lautstärke unter die viel die man hat wenn bei einem normalen Film die Werbung läuft. Szenen wurden schon mal durch lautes rufen kommentiert. Plus Beantwortung der Rufe durch andere. Dem Trailer zu Get Smart war es zu verdanken das längere "Psst" Attacken folgten. Im Gelächter gingen schon mal Dialoge unter. Und ganz allgemein hatte man das Gefühl bei einer Art Public Viewing der Rocky Horror Picture Show gelandet zu sein.
Was mir den Kino Genuß doch etwas verhagelte.
Man geht doch nicht in's Kino um mal so zu socialisen, mit wildfremden, sondern für nen Film in XXL?
Hätte man nicht ruhig sein können und sich freuen 'n Blockbuster zu sehen?
Das es bei Zatoichi einen Aufstand gab, nachdem man damit ein Sneak Publikum überraschte das etwas in Richtung Independence Day erwartete, gut verständlich - aber bei Narnia (2)?

Zudem offenbarte die Bedienung der Kasse einen sonderbaren Humor.
"Einzeln? Ja. Dann habe ich hier noch einen besonders guten Platz." *leiser* "Einzeln ist immer am besten"
Der "besonders gute Platz" war zwar Mitte (vertikal), allerdings Mitte rechts außen, Mitte Rechts außen(äußerstes Außen) direkt neben dem Ein-/Ausgang.
Außen sitze ich allgemein nur seeeehr ungern.
Noch weniger gern in der Nähe vom Eingang.
Gerade bei Sneaks ist der Eingangsplatz der schlechteste den man wohl kriegen kann. Mitte erste Reihe wäre mir da lieber gewesen.

Nun gut. Zum Film.

Inhalt:

Die Kinder aus dem ersten Teil sind in die normale Welt zurück gekehrt und leben dort ein normales Leben, gehen zur Schule, haben gewöhnliche Sorgen und doch noch die leichte Sehnsucht nach nunmehr einem Jahr nach Narnia zurück zukehren.

In Narnia selbst hat sich jedoch einiges gewandelt - seit dem ersten Abenteuer sind knapp 1300 Jahre verstrichen - es hat einen Krieg zwischen den Temar und den Einwohner Narnias gegeben und Prinz Kaspian vom Volk der Telmar entgeht nur knapp einem Mordanschlag.
Peter, Susan, Edmund und Lucy werden zurück nach Narnia gerufen um in dieser Situation zu helfen alles wieder in die richtige Bahn zu bekommen.

Review:

Als Anmerkung vorne weg, ich habe das Buch nicht gelesen.

Ansonsten sollte man, vor diesem Film, den ersten Teil gesehen haben. Zwar kann man ihn vielleicht auch ohne Vorkenntnisse ansehen, aber es würde einem dabei, meiner Meinung nach, zuviel entgehen.
Die Charaktere, insbesondere hierbei die vier Hauptcharaktere, stellen so einerseits während des Films ständig Rückbezüge zu dem Narnia an das sie sich erinnern.
Der doch recht starke Kontrast zwischen der Darstellung der phantastischen Seite Narnias bzw. der Änderungen kommt ohne Vorkenntnis nicht wirklich her rüber und die Temar wirken ohne dies vielleicht zu generisch.
Zu letzt werden massiv Handlungselemente aus dem ersten aufgegriffen die nicht weiter erklärt werden sondern im Grunde vorrausgesetzt.
Last but not least kann man sich über den Vorgänger etwas an die phantastischen (tierischen) Figuren gewöhnen die erneut, nicht zu knapp, auflaufen.

Nun zum Film selber.
Was mich zunächst etwas überraschte, waren die doch deutlichen Bezüge in der "normalen Welt", die zeigten das die Kinder zur Zeit des Weltkriegs leben. Die Handlung in der normalen Welt ist unaufdringlich und darüber hinaus sehr kurz. Es mag daran liegen, und der Optik der englischen U-Bahn, das die größte optische Referenz zu Harry Potter, die einem auffällt wohl das vorhanden sein von Schuluniformen sind wohingegen der Zug sich schlicht in den Film einfügt.

Bevor der Zuschauer jedoch den vertrauten (oder nicht vertrauten) Protagonisten begegnet wird er mit dem Leben der Herrscher über Narnia (den Temar) auf ihrem Hauptsitz vertraut gemacht. In einer, für Narnia, ungewohnt düsteren und materialistischen Umgebung wird ein politisches Ränkespiel eröffnet das schließlich mit der Flucht Kaspians aus Narnia endet.
Zwar wurde nahegelegt das sich der Film an Herr der Ringe messen lassen soll, jedoch erweckt er, zumindest an dieser Stelle, mehr den Eindruck sich eher bei "Ritterfilmen" zu bedienen. Als filmische Referenz am ehesten wohl die Schloßszenen bei Nibelungen Verfilmungen gen Ende.
Ein weiterer Vergleich, der sich in Bezug auf die Temar an bietet - zu meinem ausdrücklichen entsetzen - ist die SF Mini Serie der öffentlich rechtlichen Ion Tichy. Die Hauptfigur, sowie sämtliche Temaren, sprechen mit einem deutlich östlich gefärbten Akzent. Keinem besonders russischen, mehr einem türkischen. Ob es eine Erfindung des Synchro Studio ist oder bereits in der englischen Fassung kann ich nicht beurteilen, aber es ist ein sehr auffälliger Punkt. Der gerade in Bezug darauf das die Temaren ein einheitlich leicht orientalisch angehauchtes Aussehen haben, merkwürdig wirkt.
Man gewöhnt sich dennoch daran.

Zur Handlung verliert das politische Ränkespiel nach Beginn etwas an Fahrt. Ein wenig entsteht der Eindruck als wären Passagen des Buchs vielleicht einfach weggelassen worden. Intrigen werden geplant, Loyalitäten in Frage gestellt, aber es wirkt nicht konsequent weiter erzählt, fort gesponnen. So hätte ich doch die ein oder andere weitere Rat-Szene vorteilhaft gefunden.

Die Rückkehr nach Narnia ist eindrucksvoll umgesetzt. Leider schafft es der Film danach nicht gänzlich einen vernünftigen Spannungsbogen aufrecht zu halten und verläuft über einige Teile doch recht, gemütlich. Es wird viel gegangen, geredet und abgesehen von der ein oder anderen Verfolgungsjagd / Begenung passiert kaum etwas fesselndes und etwas fehlt der "Wegweiser".

Anfügen sollte ich an dieser Stelle, das ich, nach der Vorschau, einen Abenteuer Film erwartete. Das heißt das die Figur bzw. Figuren durch die Welt laufen und Abenteuer erleben, etwas so wie vielleicht bei Alice im Wunderland.
Wer ähnliche Hoffnungen hat, die werden sich eher leidlich erfüllen.
Gab es im ersten Teil noch die Wanderungen zu der Eiskönigin hin und her sowie die Erkundung des Terrain - inklusive Weihnachtsmann - fehlt dies nunmehr.
Recht schnell wird klar das die Konfliktlösung auf militärische Konfrontation hinausläuft.

Positiv fällt hierbei die Charakterisierung auf. Durchaus nicht jeder Charakter ist mit der Entwicklung glücklich und die Figuren agieren innerhalb ihres Alters durchaus glaubwürdig sowie nachvollziehbar. Zwar mag das Gehabe zwischen Kaspian und Peter nerven, glaubwürdig ist es dennoch.
Meine Lieblingsfigur war hierbei doch tatsächlich Lucy. Obwohl sie als jüngste im Bunde das Potential hatte zu nerven und mir im ersten Teil nicht weiter gut in Erinnerung blieb.
Schade ist hierbei das ein Element des Buchs zu fehlen scheint, wenn man Wikipedia glauben darf.
Achtung Spoiler!


Was Charaktere betrifft, kommt man bei Narnia kaum umher, die vielen sprechenden, intelligenten Tiere zu bemerken sowie die Sagen Figuren (Minotauren, Zentauren, Faun usw.).
Die sprechenden Tiere mag man wohl oder nicht. Mir persönlich gefällt die Art der Umsetzung. Selbst die Maus, die etwas aufdringlich ist, überspannt den Bogen nicht. Im Gegensatz zum ersten Teil hat man in diesem, zumindest gefühlt, eine geringere Varianz an sprechenden Getier.

Ein kleiner Minuspunkt bekommt Narnia dafür das bei manchen die Props weniger überzeugen können. Der blonde Faun wirkt mehr daneben, als passend, cool oder glaubhaft,

Dafür versteht es Narnia, wie bisher kaum ein anderer Fantasy Film die Tiere sowie Figuren, glaubwürdig kämpfen zu lassen.
Die Schlachtszenen sind, meiner Meinung nach, ein Genuss. Den ich persönlich so in Filmen wie der Herr der Ringe nicht geboten sehe. Tatsächlich fließt zwar sehr viel weniger Blut, dafür sind die Strategien glaubwürdig, verständlich und interessant anzusehen.
Von kleinen Szenen, wie die Attacken der Maus bis hin über die beiden größeren Schlachten. Um in's Detail zu gehen, was auch die ein oder andere Überraschung vorweg nehmen könnte.
Achtung Spoiler!

Ebenso positiv anführen würde ich die Einzel Kampfszene(n).
Die Choreographie ist mitreissend ohne das ich den Überblick verlor.

Das einzige was verhindert das Narnia eine Altersfreigabe jenseits der 16 bekommt ist wohl die Tatsache das im richtigen Moment wegblendet wird. Ohne jedoch zu unterstellen das kein Blut fließt.

Merkwürdig ist an dieser Stelle nur das etwas die Konsequenz bzw. der Mut fehlt die Szenen - die im Ansatz durchaus gegeben sind - bis zum letzten durchzuspielen. Sobald die Konfrontation auf sehr naher Ebene zu den Charakteren scheinbar unausweichlich wird, wird die Situation aufgelöst.
Was etwas irritiert denn,...
Achtung Spoiler!

Ein weiterer positiver Punkt das Narnia selten den Humor verliert und die Witze wenn zünden. Wobei es etwas zynisch ist in einem Kinder Film bei einem Kampf - vor dem töten des Gegners - noch einen feschen Spruch zu klopfen.

Das Ende des Films ist in sich schlüßig, nicht überragend, aber solide.

Der Vorwurf des christlichen Erziehungswerk, sehe ich weniger bestätigt. Was jedoch auch an der Art des Kinofilms liegen mag. Die meisten orthodox christlichen Richtungen dürften mit dem Film nichts anfangen können.
Bizarr waren lediglich die Verweise auf ein angeborenes Herrscherrecht des "Adams Sohn" bzw. Aussagen das nur unter der Herrschaft eines solchen das Land sich gut entwickeln werden könne. (Was irgendwie so gar nicht zu Aslan passt ^^; )

Ein letzter positiver Punkt, vor dem Fazit, ist noch die Score.
Abgesehen von dem zu modern wirkenden Vocal Song am Ende, erfrischend unpathetisch bzw. noch mit dem richtigen maß an Schwung / Lebendigkeit drin.

Fazit:
Ich würde mal sagen: 7/10
Eine etwas bessere, fesselndere Geschichte wäre gut gewesen, dafür gab es Szenen die imho den HDR überboten. Alles im allen hat er trotz Terror-Mit-Publikum Spaß gemacht.