Die Gier habe ich hier mehr auf die Machthaber (in Politik und Wirtschaft) bezogen. Letztlich sind die es, die entscheiden, wie so ein politisches System gesteuert wird. Deswegen gibt es auch ganz unterschiedliche nationale Ausprägungen, die unter den Labels "Sozialismus" bzw. "Kapitalismus" liefen/laufen. Das war allerdings nie das Umsetzen der jeweiligen Theorie in ihrer ursprünglichen Form, sondern immer durchbrochen von einem Machthunger bzw. einer Gier derjenigen, die innerhalb dieser Systeme ihre profitablen Nischen suchten. Während beispielsweise in der DDR die Bevölkerung relativ schlicht leben musste, konnten die SED-"Bonzen" ein Leben in Saus und Braus führen, das eigentlich der Systemtheorie, die sie vertraten, widersprach.
Das ist eine Auslegungsweise, die nicht unbedingt allgemeingültig betrachtet werden kann. Wir wissen nicht, ob es auch andere Anreizmodelle geben kann, weil wir in einem Umfeld aufgewachsen sind, das nach dem klassischen Belohnungs- und Besitzanhäufungsprinzip funktioniert. Ich schließe mich da gar nicht aus und will mich auch nicht als den Alternativdenker hinstellen. Allerdings halte ich es für eine ziemlich pauschale und kurzsichtige Aussage, die Frage des Leistungsanreizes zum grundsätzlichen Vorteil des Kapitalismus gegenüber des Sozialismus zu machen....sondern weil er keine Anreize für Arbeit und Leistung bietet.
Ist Sozialismus zwangsläufig mit Planwirtschaft gleichzusetzen? Wo steht das?Zudem ist ein globales Wirtschaftssystem zu komplex um von selbst der größten Behörde auch nur halbwegs planwirtschaftlich verwaltet werden zu können, was dann zu weiterer Mängelwirtschaft in diversen Bereichen führt.
Wie gesagt, eine sehr simple These, die ein sehr einseitiges Menschenbild vertritt.Der Sozialismus wird daher auch niemals funktionieren, da er wider der menschlichen Natur ist.
Ach, so einfach ist das also... Na gut, ich muss mir wohl auch ein bisschen Spiegel-Rethorik aneignen, um demnächst auf die komplexen Fragen dieser Welt scherenschnittartige Antworten geben zu können.Der Kapitalismus funktioniert immerhin grundsätzlich, da er der menschlichen Natur (Egoismus, Leistungsanreize usw.) entspricht, kommt aber wegen des Zinseszinseffektes kurzfristig (alle 7-8 Jahre) und langfristig (Revolutionen/Kriege) immer wieder in Schwierigkeiten. Eine Umverteilung von Kapital von unten nach oben, die dem Kapitalismus inne wohnt, kann nur durch das gezügelt werden, was wir mal als soziale Marktwirtschaft kannten: Staatliche Eingriffe die einen Teil des Geldes oben abschöpfen und wieder nach unten rückverteilen.
Ja, und aus diesen Gründen ist es doch völlig nachvollziehbar, dass es derzeit verstärkt Diskussionen gibt, die Maßnahmen fordern, die eher sozialistischen Ursprungs sind. Damit verbindet man in Anbetracht der immer unausgewogener wuchernden Kapitalmacht eine gewisse Sicherheit und einen Gerechtigkeitsglauben. Ob das mit dem Motto "Mehr Sozialismus, weniger Kapitalismus" wirklich erreicht werden kann oder ob das eher eine romantisiert-naive Wunschvorstellung ist, steht auf einem anderen Blatt.Ich sehe unser Problem heutzutage darin, dass unser Staat nur noch das Rückgrat unserer Wirtschaft auspresst (die mittelständischen Unternehmen und die Steuerzahler der Mittelschicht), während die Belastungen der oberen 10 % (Großunternehmen und Oberschicht) immer geringer werden, obwohl diese 2/3 des Kapitals besitzen. So liegt die Steuer- und Abgabenquote bei Großkonzernen zwar auch bei fast 40 %, durch div. Abschreibungstricks, Subventionen und Steuerschlupflöcher werden die realen Steuereinnahmen auf Gewinne aber auf nur 10 % abgesenkt. Und unsere Millionäre und Milliardäre parken ihr Geld in diversen Fonds, oder gleich in Liechtenstein steuerfrei.
In der Tat zahlt also jede Putzfrau mehr Steuern (nämlich Eingangssteuersatz 15 %), als beispielsweise ein Konzern wie E.On der uns mit immer neuen Preisspiralen abzockt.
Allerdings wird bei der Problematik deutlich, dass in der heutigen globalisierten Welt nicht nur rasante kulturelle und wirtschaftliche Veränderungen stattfinden, sondern dass auch die politischen Systeme entsprechend mitwachsen müssen. Genauso wie es die klassische Nationalkultur, den klassischen Arbeitsmarkt, die klassischen Erwerbsbiografien o.ä. nicht mehr gibt, wird es langfristig höchstwahrscheinlich auch nicht mehr den klassischen Kapitalismus geben. Es sind nach den stark neoliberalen Einfärbungen der letzten Jahre also auch stärkere sozialistische Einfärbungen möglich. Was uns das bringt... Schau ´mer mal.
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