Ich war langjährige Bahnkundin als Fernpendlerin, angefangen 1999, und habe da grade die Ablöse von Mehdorns Vorgänger Ludewig mitbekommen (der auch nicht wirklich freiwillig gegangen ist). Seit dieser Zeit gab es in schöner Regelmäßigkeit von allen möglichen Leuten und aus den unterschiedlichsten Gründen Rücktrittsforderungen. Nein, es muss nicht immer was Neues sein, ich wollte damit nur ausdrücken, dass Herrn Wiefelspütz Forderung nicht wirklich etwas Außergewöhnliches ist.
Komisch, ich bin eigentlich eher die umgekehrten Vorwürfe gewohnt, dass wir zu "anti-amerikanisch" seien (immerhin waren Deutschland und Frankreich die einzigen Länder, in denen selbst die Regierung gegen Bushs Irak-Pläne war), und dass wir das Positive an den USA nicht mehr sehen.es geht auch nicht darum, dass hier irgendjemand mehr mut hat. ich will hier keinen pissing contest zwischen den amis und den deutschen eröffnen. mir persönlich stinkt nur diese amerika-fixiertheit in deutschland. obwohl dieses land in seiner vergangenheit mindestens genauso viel pfusch und leid über die welt gebracht hat wie wir, schauen wir immer wieder dorthin als wären sie die heilsbringer und jedesmal viel weiter als wir es sind.
Der letzte Satz betrifft aber auch Obama vs. seine Vorgänger. Ich verstehe nicht, warum jetzt auf Obama scharf geschossen wird, denn wie gesagt, haben seine Vorgänger die Medien auch nicht anders genutzt, und dass die Bravo meinte, einen Obama-Starschnitt veröffentlichen zu müssen, ist wohl kaum ihm persönlich oder auch nur seinem Marketing-Team anzulasten. Wäre die Sache mit dem Irak anders gelaufen, und hätten sie bei Saddam tatsächlich einsatzbereite Massenvernichtungswaffen und womöglich Aggressionspläne gegen westliche Länder gefunden, dann möchte ich nicht wissen, wie dann Bush als "Popstar" gefeiert worden wäre.ich persönlich finde, dass dieses popstar-spektakel der politik glaubwürdigkeit und würde nimmt. wie gesagt, das ist nur meine persönliche meinung. das beziehe ich nicht auf einzelpersonen wie obama, sonden auf das gesamte aufgeblasene mediengeschehen drumherum. schließlich werden auch sensationsgeile shows wie big brother, doku-soaps u.ä. von uns pseudo-intellektuellen gern kritisiert. letztlich verwenden die wahlkampf-macher in amerika aber ähnliche mittel und konzepte wie sie auch bei der produktion dieser shows eingesetzt werden. warum ist es bei den einen fragwürdig und bei den anderen angemessen?
Die USA haben eine andere Medienkultur als Deutschland bzw. Europa, deswegen auch die ständige Überraschung von Amerikanern, die erstmals nach Europa kommen, dass hier die Nachrichten tatsächlich Nachrichten sind. Das ist über viele Jahrzehnte gewachsen und hat sicher vielerlei Gründe. Obama und sein Team wären auch unklug, wenn sie jetzt versuchen würden, da eine "Kulturrevolution" zu unternehmen, denn dann würden ganz schnell irgendwelche Jugendsünden ausgegraben, hochgespielt und gegen ihn verwendet werden. Zum einen hat er wirklich vordringlichere Aufgaben, als die amerikanische Medienkultur zu revolutionieren, und zum anderen würde ich mal wagen zu vermuten, dass selbst er einen solchen Versuch im Alleingang politisch nicht überlebt.
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