Review auf fictionBOX

In "Wildschweinjagd" wird die Frage geklärt, warum sich John Locke über den Absturz richtiggehend zu freuen und das Leben auf der Insel derart zu genießen schien: Er saß vor dem Flug im Rollstuhl! Ich muss allerdings gestehen, dass ich die entsprechende Wendung spätestens ab Mitte der Folge – als Locke im Bett saß und telefonierte – erahnen konnte, und es daher weniger eine Überraschung als eine Bestätigung meiner Vermutung war. Trotzdem ist es natürlich eine höchst interessante Offenbarung, die wieder einige neue Fragen aufwirft. Die Rückblende an sich fand ich jedoch wieder etwas schwächer. Zwar erfahren auch abseits seiner Lähmung einige interessante Dinge über John Locke, und lernen ihn so besser kennen, aber da ich den großen Twist schon erahnen konnte, hielt sich die Spannung etwas in Grenzen…

Die Handlung auf der Insel konnte mir da schon besser gefallen. Die Wildschweinjagd wurde sehr gut in Szene gesetzt, vor allem aber die Begegnung mit dem Monster, das uns erneut nicht gezeigt wird, sorgte für einen höchst spannenden Moment. Zudem wirft die Tatsache, dass John Locke furchtlos davor stehenblieb und die Begegnung – im Gegensatz zum Piloten – unbeschadet überstanden hat, wieder einige interessante Fragen auf. Was hat er gesehen? Warum wurde er nicht angegriffen? Für etwas auflockernden Humor sorgt die Nebenhandlung rund um Shannon, Charlie und Hurley. Boone mag die Art und Weise, wie sich Shannon ihr Essen besorgt hat nicht gefallen, aber dass sie mit ihrer Methode erfolgreich war und ihre Stärken zu ihrem Vorteil ausgenutzt hat, lässt sich nicht bestreiten. Und es war einfach witzig zu sehen, wie sich Charlie wiederum an Hurley wendet, um für Shannon einen Fisch zu fangen…

Etwas tragischere Töne stimmen die beiden anderen Nebenhandlungen an: Um der Verstorbenen zur anstehenden Feuerbestattung gebührend gedenken zu können, sucht Claire nach Informationen, die sie am Abend dann vorliest. Und nachdem er im Pilotfilm ihr Leben gerettet hat, kümmert sich Jack nun erneut um Rose, die seit dem Absturz still am Strand sitzt und in Gedanken versunken in die Ferne blickt. Vor allem dieser Handlungsstrang hat es mir irgendwie angetan. Wie sich Rose‘ trotz aller schrecklichen Ereignisse ihren Optimismus und ihren Glauben daran bewahrt, dass ihr Mann noch am Leben ist, ist einerseits bewundernswert und andererseits wirklich berührend. Und auch wenn man wenig Hoffnung dafür sieht, wünscht man ihr doch unweigerlich, dass ihr Glaube berechtigt ist. Jedenfalls ist Rose eine Figur, von der ich in Zukunft gerne mehr sehen würde!

Fazit: Die Rückblende lebt genau genommen nur von der – mehr oder weniger – überraschenden Wendung am Ende, die etwas Licht in das mysteriöse Dunkel namens John Locke bringt. Die Handlung auf der Insel wird vor allem gegen Ende bei der erneuten Begegnung mit dem Monster spannend, und wird durch zwei gelungene Nebenhandlungen zusätzlich aufgewertet. Kein Highlight, aber solide Mystery-Unterhaltung mit einigen interessanten Offenbarungen und Fragen…
6/10