Review auf fictionBOX

"Heimkehr" ist leider nicht ganz das Highlight, das ich mir nach der Wendung am Ende der vorangegangenen Folge erhofft hatte. Denn eigentlich hätte ich schon erwartet, dass mit Claire’s Rückkehr auch einige der Fragen zu ihrem Verschwinden beantwortet werden. Stattdessen wurde ihr eine Amnesie auf ihr hübsches Köpfchen geschrieben, die auf mich ziemlich konstruiert wirkt und nur dazu da zu sein scheint, die Beantwortung der offenen Fragen rund um ihre Entführung hinauszuzögern. Und am Ende, wenn uns diese Antworten ein weiteres Mal in Aussicht gestellt werden, darf Charlie Kläger, Richter und Henker in Personalunion spielen und Ethan einfach so erschießen. Ich sage ja nicht, dass ich sein Verhalten nicht nachvollziehen könnte, aber aus Sicht des Zuschauers empfand ich das schon als ziemlich frustrierend. Außerdem sollte man meinen, dass auch Charlie daran interessiert sein sollte, mehr über Claire’s Entführung zu erfahren (die Erklärung, dass Ethan ohnehin nichts verraten hätte kaufe ich weder ihm noch den Drehbuchautoren angesichts der Tatsache, dass man mit Sayid ‘nen Profifolterer im Team hat, ab).

Die Rückblende empfand ich diesmal leider auch wieder eher als störend. Dies ist generell ein Muster, dass sich abzeichnet: So spannender die Haupthandlung, um so interessanter und besser muss der Flashback sein, da ich ansonsten schnell ungeduldig und genervt werde. Dies war leider auch hier der Fall, wo mich nicht nur wieder gestört hat, dass mit Charlie eine weitere Figur eine 2. Rückblende bekommt während einige andere immer noch auf ihre erste warten müssen, sondern der Flashback generell nicht sonderlich gelungen war. Einzig die witzige Szene, als Charlie versucht den Kopierer zu bedienen sticht hervor, den Rest fand ich leider ziemlich belanglos und langweilig.

Schlecht war die Episode trotzdem nicht, wenn wie soeben erwähnt war die Haupthandlung durchaus spannend. Mir gefällt, wie Jack anfangs damit zögert, die Waffen auszuteilen da er befürchtet, dass es zu Unfällen kommen könnte, wenn jemand nervös wird. Erst als es Ethan trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gelingt, seine Drohung wahr zu machen, lenkt er ein. Bei der nachfolgenden Falle könnte man jetzt noch kritisieren, dass Ethan schon etwas leichtgläubig und naiv wirkt. Sagte Rousseau nicht etwas von Anderen, also Mehrzahl? Wieso hat er sich nicht Verstärkung geholt? Der Kampf an sich war aber gut inszeniert; mir gefiel vor allem, dass es eher eine wüste Schlägerei war, denn ein überstylisierter Kampf, der bis ins letzte Detail durchchoreographiert wirkt (wenn er dies natürlich genauso war).

Doch auch abseits von Spannung und Action konnten mir Teile der Folge durchaus gefallen. Claire’s Amnesie mag zwar ein recht billiger Trick der Drehbuchautoren sein, bringt sie aber in eine durchaus interessante Situation – muss sie doch nun erst zu allen wieder Vertrauen gewinnen. Dies hat natürlich auch auf Charlie Auswirkungen, da sich ihre Freundschaft quasi erneut von Null an entwickeln muss, was dieser angehenden Love Story eine gewisse Tragik verleiht. Generell gefällt mir diese langsame Annäherung der beiden sehr gut. Für ein endgültiges Urteil ist es zwar noch zu früh, aber ihre Liebesgeschichte hat aus meiner Sicht definitiv das Potential, so einer der berührendsten der TV-Geschichte zu werden…

Fazit: "Heimkehr" empfand ich in erster Linie als frustrierend, da uns gleich 2x die Hoffnung auf Antworten bezüglich Claire’s Entführung gemacht wird, und man uns diesbezüglich in beiden Fällen enttäuscht. Die Wendung rund um Claire’s Amnesie empfand ich zudem als ziemlich konstruiert und nicht wirklich überzeugend. Auch die Rückblende empfand ich diesmal wieder als eher schwach. Pluspunkte sammelte man in erster Linie für die spannende und dramatische Haupthandlung sowie die Szenen zwischen Claire und Charlie, die wieder einmal zu gefallen wussten. Angesichts der spannenden Ausgangssituation für mich aber schon eine kleine Enttäuschung.
6/10