Review auf fictionBOX

Zwar steuert nach wie vor alles eindeutig auf ein großes, dramatisches Finale zu – doch im Vergleich zum ersten Teil fällt "Exodus – Teil 2" etwas ab. Einerseits, da zwar vieles vorbereitet wird, aber genau genommen wenig bis gar nichts passiert. Die einzige Ausnahme ist, dass Danielle Claire’s Baby stiehlt, und just diese Wendung erschien mir irgendwie konstruiert – so als hätte man das nur eingebaut, um das ursprünglich als Doppelfolge konzipierte Finale auf drei Teile aufzublähen. So sehr ich ihre Motivation auch verstehen kann, wirklich nachvollziehbar fand ich ihre Tat nicht. Ich meine, in der Vergangenheit schien sie sich vor den Anderen doch ziemlich zu fürchten, und sie meiden zu wollen wie der Teufel das Weihwasser. Und jetzt läuft sie geradewegs auf sie zu?! Mutterinstinkte in allen Ehren, aber das ist dann doch etwas zu viel des Guten…

Die Handlung auf dem Floß bot zwar den einen oder anderen netten Moment, aber auch dort fehlte es an Ereignissen, an Handlung. Wie Sawyer sich ins Meer stürzt um den Teil des Ruders zu retten, war schon so ziemlich alles, was sich dort ereignet hat. Ähnliches gilt für die Rückblenden – sie mögen durchaus interessant gewesen sein, vermochten aber nicht ähnlich zu überzeugen wie jene aus dem ersten Teil. Last but not least: Vom überraschenden, schockierenden Moment mal abgesehen, als Arzt in die Luft gegangen ist, fehlte es auch der Story rund um die Dynamit-Besorgung an Sprengstoff. Und auch wenn mir bewusst ist, dass Teil 2 und 3 stärker zusammen gehören als dies bei 1 und 2 dieses "Exodus" der Fall war, aber… dieses Ende war dann doch ziemlich abrupt. Das war nicht mal ein ordentlicher Cliffhanger (so wie ihn Lost in der ersten Staffel des Öfteren vorweisen konnte) – die Episode hörte einfach mittendrin auf, als sie vom Monster/Sicherheitssystem (auf das man immerhin endlich einen ersten, flüchtigen Blick erhaschen konnte) angegriffen werden. Schon etwas unbefriedigend und ungeschickt gelöst.

Das ganze klingt jetzt allerdings schon wieder deutlich schlimmer als es ist. "Exodus – Teil 2" ist eine sehr gute Episode; sie kann halt einfach nur das hohe Niveau von Teil 1 nicht ganz halten, und hat daher meine möglicherweise etwas zu hohen Erwartungen ein wenig enttäuscht. Trotzdem war die Handlung nach wie vor durchaus interessant und stellenweise auch spannend – auch wenn ich keine Sekunde lang geglaubt habe, dass es nach Arzt noch einen weiteren Überlebenden erwischen würde (das war einfach eine dieser typischen Star Trek-Rothemden-Wendungen um zu zeigen, dass die Situation auch wirklich gefährlich ist). Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls über jeden Zweifel erhaben, Michael Giacchino’s Soundtrack bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau, und auch die Inszenierung ist – vor allem für TV-Verhältnisse – ungemein hochwertig, und kann mit einigen beeindruckenden Bildern aufwarten. Trotzdem hoffe ich, dass es dem 3. Teil von "Exodus" gelingen wird, bezüglich Tempo, Spannung, Dramatik und Handlung wieder einen Zahn zuzulegen…

Fazit:
Zugegeben, bei "Exodus – Teil 2" ist jegliche Kritik meckern auf hohem Niveau. Sie zählt trotz aller Schwächen zu den besten Episoden der 1. Staffel, und fällt halt nur gegenüber dem 1. Teil des Finales ein wenig ab. Im Vergleich zur vorangegangenen Folge fehlte es mir halt einfach an echten Highlights und dramatischen Wendungen – die man sich wohl fürs Finale des Finales aufhebt. Unterhaltsam, spannend und interessant war jedoch auch dieser Mittelteil von "Exodus" allemal…
7/10