achso, wieder mal das totschlag-argument, dass man sich mit einem bestimmten standpunkt auf eine ebene mit irgendwelchen ganz schlimmen leuten begibt. sehr überzeugend.ob, ich begebe mich mal kurz auf dieses argumentationsniveau und sage: indem du einen teil meines satzes aus dem zusammenhang reißt, begibst du dich auf eine ebene mit der BILD-zeitung, die auf diese weise themen populistisch aufbläht und dabei ganz bewusst informationen weglässt.
ich hab nämlich nicht einfach nur geschrieben, dass es generell für den spielspaß irrelevant ist, sondern ich hab es folgenermaßen formuliert:
ich bezog mich damit auf extreme gewaltdarstellung und meinte also nicht, dass man in spielen generell gewalt ausblenden sollte. aber inwiefern soll es für den spielspaß entscheidend sein, diese gewalt dann auch noch so drastisch darzustellen, dass wirklich jedes detail zu sehen ist? du gehst doch auch nicht zum metzger und sagst "ey, lass mich das schwein erstmal selber schlachten, denn wenn ich nicht sehe wie die eingeweide rausgquellen, schmeckt es mir nicht.".fakt ist, dass es für den spielspaß irrelevant ist, wie stark das blut spritzt und ob man im detail mitbekommt, wie die gegner jämmerlich verrecken (ich gehe dabei von psychisch gesunden menschen aus, die sich an dieser art der gewaltdarstellung nicht aufgeilen).
ich denke, man darf die frage schon stellen, worin für manche leute der reiz liegt, in computerspielen detailgetreu mitzuerleben, wie man menschen quält, missbraucht und tötet. wenn man das für den spielspaß braucht, sollte man es auch begründen können.
mal wieder mit dem "bevormundungs"-totschlagargument zu kommen, ist ziemlich schwach. schließlich lassen wir uns auch in anderen bereichen gern bevormunden, wenn der staat dafür sorgt, dass unser umfeld durch gesetze vor verbrechen geschützt ist. und irgendwo stand auch mal im grundgesetz, dass die würde des menschen unantastbar ist. hat schon mal jemand drüber nachgedacht, was es noch mit menschenwürde zu tun hat, wenn es zum spaßfaktor eines spiels gehört, menschen so drastisch wie möglich niederzumetzeln?
außerdem finde ich das argument mit der bevormundung sowieso immer ziemlich lächerlich, weil das doch auch auf so viele andere bereiche zutrifft. wir lassen uns jeden tag bevormunden, indem wir uns an bestimmte staatliche regularien halten. das passt auch vielen menschen nicht, aber komischerweise stehen die meisten nur dann wirklich aus ihrem vollgepupsten sessel auf, um sich aufzuregen, wenn ein computerspiel zensiert wird. themen wie datenschutz, überregulierung, soziale ungleichheit u.a. sind da scheinbar weniger wichtig. aber ich kann das schon nachvollziehen, denn solange man sich ungestört mit diversen unterhaltungsmedien zudröhnen kann, bekommt man von den restlichen gesellschaftlichen problemen vielleicht nicht mehr so viel mit. in diesem sinne wäre es ein schlauer schachzug vom staat, auf die zensur bei computerspielen zu verzichten, weil sich die träge masse so weiterhin still halten und berieseln lässt.
"fakt ist..." habe ich in meinem letzten beitrag übrigens geschrieben, weil ich in der gamer-szene immer wieder die sehnsucht nach den games von früher wahrnehme, weil ihnen bei den heutigen der spielspaß fehlt. games wie man sie auf dem c64, dem amiga oder in der frühphase des PC erlebt hat. monkey island, sim city, day of the tentacle, civilization etc... viele sagen, dass hier noch der spielspaß im mittelpunkt stand und nicht nur die präsentation. mit der präsentation wird heute oft der mangel an substanz überdeckt. dazu gehört auch die drastische gewaltdarstellung. anstatt ein gutes spielkonzept mit ausgeklügelten levels zu bieten, wird eben kräftig mit blut gespritzt und eingeweide aus bäuchen gefetzt. für mich ist das ein primitives blendwerk und ich kann die leute gut verstehen, die sich spiele zurücksehnen, die so viel spaß und unterhaltung bieten wie die liebgewonnen klassiker aus der "guten alten zeit".
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