Sicher kann man sich mit mehreren Projekten gleichzeitig beschäftigen. Die Frage ist, mit wievielen ist das noch möglich. Multitasking hat auch bei den talentiertesten Menschen eine Grenze. Beispiele: Vor etwas mehr als einem Jahr war von einem selbstfinanzierten TV-Projekt mit den Wachowskis die Rede, das "in ein paar Wochen" konkretisiert werden sollte. Nie wieder etwas davon gehört. Vor einem dreiviertel Jahr wurden zwei Comic Books für Image Comics angekündigt, Erscheinungsdatum Herbst 2008. Nie wieder etwas davon gehört. Ebenfalls vor einem dreiviertel Jahr wurden zwei Bücher für DC Comics angekündigt, von denen eines ebenfalls Herbst 2008 erscheinen sollte. Keine Neuigkeiten hier. "The Twelve" wurde kürzlich wegen der "hektischen Terminpläne" von JMS und Weston auf Eis gelegt. Nachdem er Squadron Supreme schon nicht beendet hat, sind die Reaktionen verständlicherweise alles andere als begeistert. Wer kauft schon gerne 8 Ausgaben einer auf 12 Ausgaben angelegten Comicbook-Serie, um dann zu erfahren, dass die restlichen 4 auf unbestimmte Zeit erstmal nicht und vielleicht überhaupt nie erscheinen? Das ist, wie die ersten 1,5 Stunden eines Films zu sehen, der dann irgendwann mal oder vielleicht auch überhaupt nicht abgeschlossen wird. Und das sind nur die Beispiele, die mir grade so einfallen. Alles Projekte, die in der Versenkung verschwunden sind, ohne dass sie von irgendwem sonst abhängig gewesen wären.
Der Quantenraum war mE eine völlig überflüssige Erfindung, noch dazu war erklärungsbedürftig, warum die fortgeschrittenen Rassen den nicht kannten (wenn sie schon Thirdspace kannten - wieviele Dimensionen, in denen man reisen kann, gibts eigentlich noch?). Letztendlich diente das nur dazu, dass sich JMS über neuen CGI begeistern konnte. Von den Fans hat der "alte" Hyperspace wohl die wenigsten gestört. Das Geld hätte man anderweitig verwenden können. Den Ausdruck "Warp" verbindet man mit Trek; er wurde bisher nie in B5 verwendet. Bisher hieß es immer "jump out of hyperspace". Mit Sorglosigkeit meine ich, dass hier ohne Not (nicht weil es die Story irgendwie einschränken würde) Canon-Elemente einfach vernachlässigt werden. Die anderen genannten Beispiele sind vielleicht besser. Ich bin keine Canon-Sklavin, die die Erzählmöglichkeiten dem Canon unterwirft; aber hier wäre es ohne Einschränkung der Möglichkeiten problemlos machbar gewesen, den Canon zu berücksichtigen. Dass es dennoch nicht getan wurde, erweckte für mich den Eindruck der Nachlässigkeit.Quantenraum, bitte schön . Und wieso Sorglosigkeit?
Es läuft darauf hinaus, was sind "übertriebene Erwartungen"? Was kann man erwarten, wenn von einer Serie, die man gemocht hat, ein neues Produkt auf den Markt kommt? Wenn die Episoden dem Durchschnitt der Seasons 2-5 Episoden entsprochen hätten, hätte sich vermutlich niemand beschwert. B5 hatte hervorragende Stand-Alone-Episoden, wie Inquisitor, Gethsemane, Avalon und andere. Auch wenn sie dem entsprochen hätten, hätten sich wohl kaum viele beschwert. Aber das taten sie nicht, und selbst JMS sieht das offenbar so. Warum eigentlich sollte jemand dafür bezahlen, Versuchskarnikel für WB's Marktforschung zu spielen?Nein. Aber genauso wenig kann man ihre übertriebenen Erwartungen JMS oder den TLT vorwerfen bzw. vorhalten.
So reagieren Menschen aber nunmal. "Wo steht geschrieben, dass Menschen logisch sind?" (Spocks Mutter, in Star Trek IV)Das ist aber ein rein emotionaler Grund, um weitere Lost Tales abzulehnen.
Die Geringschätzigkeit von WB dem Franchise gegenüber zeigt sich schon allein in rattenzerfressenen Filmrollen für den Pilotfilm, und verlorengegangenen Files für die Serie. So geht man nicht mit einem Produkt um, das man wertschätzt. WB ist immer auf Minimalinvestitionskurs gefahren, auch bei den DVDs. Die DVDs sind vom technischen Standpunkt aus gelinde gesagt verbesserungsfähig. Von 50 bis 100 Millionen war auch nie die Rede. Der Vergleichsmaßstab für TLT waren für mich immer die Stargate DVDs, die jeweils 7 Millionen Dollar zur Verfügung hatten. Und das ohne dass die alten Files wegen Schlampigkeit des Studios nicht mehr vorhanden waren. Mit 7 oder 10 Millionen hätte man was sinnvolles anfangen können. Aber nicht mit 2 Millionen. Insofern zeugt das für mich von Geringschätzigkeit.Man kann es aber auch so sehen, dass Warner JMS nach all den Jahren in denen er versucht hat die Serie an den Mann zu bringen endlich die Chance gegeben haben, sie zu verwirklichen. Dass sie recht früh die DVD's auf den Markt gebracht und damit den Wunsch der Fans erhört haben - und das zu einem Preis, der vor allem in D sensationell war (man schaue sich nur an, was Star Trek ursprünglich gekostet hat). Und dass sie ihm immer wieder die Möglichkeit gegeben haben, etwas neues zu versuchen, wie eben auch die Lost Tales. Und dass man seitens Warner keine 50-100 Millionen in die Hand nehmen will für so ein Nischenprojekt, ist auch verständlich.
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