Zur damals gerade bevorstehenden Euro-Einführung schreibt Günter Hannich auf Seite 101:

"In den schwächeren Regionen entsteht durch Kapitalflucht große Armut, Unruhen und Unzufriedenheit. Um eine absolute Verarmung zu verhindern, werden dann große Transferleistungen von den starken (in erster Linie Deutschland) zu den schwachen Ländern (Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Belgien) nötig. Vermutlich ist die Hoffnung auf Unterstützungsgelder auch der Hauptgrund für die weniger produktiven Nationen, die europäische Einheitswährung schnell zu fordern. Unter Umständen will man auch gezielt Unruhe schaffen, um die Ausbeutung durch den Zinskapitalismus weiter im Chaos vertuschen zu können.
Bei Transferleistungen ist der Streit schon vorprogrammiert: Wieviel soll gezahlt werden? Den Zahlern ist es immer zu viel, den Empfänger zu wenig."


Hinweis: Dieses Zitat aus obigem Buch stammt aus der Zeit VOR der Euro-Einführung. Es ist nicht verändert in der Auflage 2000 zur neuesten Auflage 2006. Aber selbst 2006 hatten wir höchstens "Sommermärchen" und keine "Euro-Krise".
Dennoch hat gerade Deutschland darauf gedrungen, obwohl genau diese Ungleichheit der Produktivität in einem gemeinsamen Währungsraum auch der wesentliche Konstruktionsfehler der deutschen Einheit war. Wer weniger produktiv ist kann durch Kontrolle seiner Währung (Abwertung) dies ausgleichen und so dennoch seine Waren konkurrenzfähig anbieten. In einem gemeinsamen Währungsraum passiert das nicht. Der Osten hat sich in vielen Gebieten trotz hunderter Milliarden an Transfergeldern nie von diesem Wettbewerbsnachteil erholt - ganz ähnlich verhält es sich mit unseren Partnern an der Peripherie der EU.

Der Euro kann nur mit einer koordinierten Wirtschaftspolitik funktionieren, Diese ist aber nicht in Sicht. Die einzige Alternative dazu ist eine sehr kleine Kernunion aus wenigen ökonomisch gleich leistungsfähigen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Österreich etc. die sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben.

Die Krisenpolitik zum Rettungsschirm ist stümperhaft und wird die Spekulation nicht eindämmen. Die Spekulanten werden weiter gegen bestimmte Staaten wetten und damit Geld verdienen und zwar so lange wie diese Länder sich einzeln und jeder für sich alleine auf den Märkten Geld besorgen müssen. Das Problem könnte man nur lösen wenn sich Griechenland und Co. direkt bei der EZB das Geld für niedrige Zinsen besorgen können statt den Umweg über spekulantengetriebene Märkte gehen zu müssen.

Logisch ist es nicht erklärbar dass ein Land wie Griechenland dessen Staatsverschuldung unter den Schuldenmeistern USA und Japan liegt über 10 % Zinsen an seine Kreditgeber abdrücken muss während die Japaner das Geld für 1 % praktisch hinterhergeworfen kriegen. Das ist nur durch Spekulation erklärbar und die Griechen können sparen so viel sie wollen - sie können der wachsenden Neuverschuldung durch die hohen Zinskosten nicht entkommen. Das ist nicht unwesentlich anders eines Schuldners der in die Fänge eines Kredithais geraten ist.

Es ist wirklich traurig wie hier das europäische Projekt zugrundegerichtet wird - auch und im Wesentlichen von Deutschland und der dämlichen Krisenpolitik unserer Regierung.

Ich überlege mir jedenfalls mittlerweile mit wachsender Sorge, ob ich mein "Papiergeld" (also Festgeld, Tagesgeld usw. was auf der Bank liegt) nicht lieber in was Handfesteres investieren sollte für den Fall dass das Geld irgendwann wertlos wird.