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Thema: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

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  1. #1
    Flinker Finger
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Hmpf:
    Eine der Sachen, die mich bei älteren Fernsehserien (prä-80er Jahre, teilweise aber auch noch 80er und später) im allgemeinen öfters ärgert ist, daß sie allzu fixiert auf das episodische Format scheinen - in vielen älteren Serien scheinen die Charaktere unter wöchentlicher Amnesie zu leiden. Das Problem der Woche wird zwar mit seinen (auch psychologischen) Folgen für die Charaktere einigermaßen zufriedenstellend abgehandelt, aber in der darauf folgenden Woche ist es für immer vergessen; so etwas wie Langzeitfolgen gibt es nicht.
    Gut, dass du das so genau erklärt hast. Eventuell im Gegensatz zum allgemeinen Trend stört es mich nicht ausserordentlich, wenn Serien Episoden-orientiert sind, solange sie in diesem Rahmen emotional realistisch sind.


    Ich:
    Irgendwas ist mir wahrscheinlich genau wie beim letzten Post entgagen, aber wie soll ich beurteilen, ob Charaktere realistisch handeln, wenn ihre Situation nicht erklärt worden ist. Es muss doch was gesagt werden, was geschieht. Im Gegensatz zu normalen Serien kommt es bei SF doch zu Ereignissen, die ich ohne Erklärung überhaupt nicht begreife, weil in meiner Welt solche Dinge nicht geschehen.
    Ihre Situation" ist meist etwas aussergewöhnliches. Ein Beispiel dafür kann das "Schwarze Loch" von dir sein. Dieses "Schwarze Loch" bedarf einer Erklärung, da ich auf dem Weg zur Arbeit nichts dergleichen bemerke.


    Crystal:
    An der Stelle[d.h. Schwarzes Loch] darf es vielleicht etwas mehr sein, da man es mit etwas Realem zu tun hat, aber vor allem bei rein fiktiven Dingen sollten solche Erklärungen gekürzt werden.
    Afaik kommen gerade bei Star Trek nie rein fiktive Dinge vor. Es werden lediglich real existierende wissenschaftliche Erkenntnisse bzw. Theorien in eine mögliche Zukunft extrapoliert. Diese Extrapolation mag manchmal den Anschein von reiner Fiktion haben, aber im Grunde ist die Basis der Fiktion immer Wissenschaft. Daher auch der Begriff des Genres.


    PKD. Brauche ich eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, Wu-Chi's Post erklärt imho meinen Post. Aber da ich eventuell in den nächsten Tagen kaum Möglichkeit habe Online zu kommen, erkläre ich diese Ausschweifung lieber noch einmal:

    Moi:
    Interessanterweise ist [die lediglich mit quasi-alltäglichen SF-Ideen arbeitende Serien-SF] das TV-Pendant zu Philip K. Dick: Nur das er vielleicht der erste war, der es gemacht und es geschafft den SF-Ideen durch die Charakter-Fixierung etwas neues abzugewinnen.
    wu-chi:
    Die Faszination der Romane Phils liegt in den glaubhaften, aus dem Leben gegriffenen Charakteren, die ganz alltägliche Sorgen plagen. Den zusätzliche Reiz liefern die Szenerien in denen die Protagonisten von Dicks Romanen ihr Leben fristen. Sei es die Welt nach dem 3. Weltkrieg, eine genetisch geteilte Gesellschaft, das Leben nach dem Tod, in außerterrestischen Kolonien oder Parallelwelten. All dies und mehr findet sich in den über 200 Kurzgeschichten und 36 Romanen von Philip K. Dick und stellt SF-Fans wie auch die Nicht-SF-Fans mehr als zufrieden.
    Die Szenarien Dick's sind gewissermassen SF-Allgemeingut. Andere Autoren vor ihm haben sich genau eine Zukunft erdacht und sie aufgrund von fundierten Überlegungen z.B. zur Alternativwelt oder zu extraterrestischen Kolonien gekommen. Er übernimmt diese Szenarien lediglich. Aber innerhalb dieser Ideen wütet er ohnegleichen. Seine Geschichten leben in diesen Welten, ausserdem kümmert er sich ausserordentlich um die Figuren.
    Wenn nun gewisse TV-SF aufhören würde sich technische Dinge zu erdenken, sondern nur bereits bekannte Ideen wie Hyperraum & Strahlenwaffen verwendet und diese dann nichtmehr zu erklären braucht, hat man quasi das TV-Gegenstück von Philip K. Dick.

    Dieser gilt allgemein übrigens als einer der besten SF-Schriftstellern aller Zeiten*. Den Stil, den er für seine Geschichten benutzte findet man allgemein im Pulp wieder.


    Ich hoffe ausserordentlich, dass mehr Fragen geklärt als aufgeworfen wurden. Meine eventuelle Abwesenheit sollte allerdings kein Grund sein mit Antworten zu warten.



    *Mit Freuden weise ich an dieser Stelle darauf hin das PKD gerade bei Heyne sehr populär und sehr liebevoll wiederveröffentlicht wird. Als Einstieg ist imho Martian Time-Slip/Marsianischer Zeitsturz oder Time Out Of Joint/Zeit aus den Fugen sehr geeignet. Wer nur das wichtigste von ihm lesen will, sollte es mit Ubik, Valis oder The Three Stigmata Of Palmer Eldritch/Die Drei Stigmata des Palmer Eldritch versuchen.
    Geändert von Sepia (14.07.2005 um 23:04 Uhr)
    I mean, after all; you have to consider we're only made out of dust. That's admittedly not much to go on and we shouldn't forget that. But even considering, I mean it's a sort of bad beginning, we're not doing too bad. So I personally have faith that even in this lousy situation we're faced with we can make it. You get me?

  2. #2
    Furie Avatar von Simara
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Ich glaube ich bin recht anspruchslos was Realismus in SF-Filmen betrifft.

    Wenn z. B. Riddick in seinem Film vor dem Sonnenaufgang "davonlaufen" kann, dann denke ich mir, hat der Planet in dem Universum eine Rotationsgeschwindigkeit, die das ermöglicht. Auch müssen die Temperaturen nicht den unseren entsprechen - WENN es denn ein eigenes Universum ist.

    Spielt der SF-Film in unserer Galaxie aber weit weit in der Zukunft, dann ist beamen oder sind Schutzschilde bzw. Trennwände okay.
    Was dann aber nicht geht, ist z. B. ein Spaziergang im All ohne Sauerstoffgerät.

    Ich erinnere mich da an die Szene in Farscape, als John aus einem "Raumschiff" aussteigen muss und ne Weile im All treibt - und es überlebt.
    Gut, es wurde ja heftig diskutiert und anscheinend ging diese Szene okay, aber trotzdem hat sie mir als unrealistisch aufgestoßen. Ich hoffe nur, es kommt niemand auf die Idee und will diese Sache mit nem Tierversuch beweisen.

    Ich glaube es war das erste Mal in TNG, dass ein Charakter (Data, Tasha) Bezug auf eine alte Folge nahm. In der Regel waren die Folgen und die Probleme in sich abgeschlossen. Ohne Auswirkungen. Das macht es aber für den Zuschauer leichter, denn er verliert den nicht vorhandenen Faden nicht.
    Wenn auf einmal in einer Folge Bezug auf ein Geschehnis in einer anderen Folge gemacht wird, dann wird der Zuschauer, der nicht jede Folge gesehen hat, sich fragen: "Wovon zum Teufel haben die es".
    Es gibt auch Leute, die Lehnen Serien mit Zusammen ab, da sie nicht vor den Fernseher "gezwungen" werden wollen.

    Eine durchgängige Charakterentwicklung im Verlauf der Serie finde ich schon wichtig.
    Realismus also bis zu einem gewissen Rahmen ... und wenn irgendein Antrieb bzw. dessen Reparatur oder die "Kalibrierung der vorderen Schilde" erklärt wird, dann läuft das eben an mir vorbei. Kann mit diesen Infos eh nichts anfangen. Ich nehm das mal als "Ist halt so" hin.


    Staffel II (2) dienstags im Nachtprogramm auf Pro7MAXX (Doppelfolgen)

    Staffel XII (12) montags 21:05 Uhr auf Pro7MAXX


    Staffel XIII (13) montags 20:15 Uhr auf Pro7MAXX

    Staffel XV (15) donnerstags auf CW

  3. #3

    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Zitat Zitat von Simara
    Was dann aber nicht geht, ist z. B. ein Spaziergang im All ohne Sauerstoffgerät.

    Ich erinnere mich da an die Szene in Farscape, als John aus einem "Raumschiff" aussteigen muss und ne Weile im All treibt - und es überlebt.
    Gut, es wurde ja heftig diskutiert und anscheinend ging diese Szene okay, aber trotzdem hat sie mir als unrealistisch aufgestoßen.
    Dazu nochmal die NASA, die es ja vermutlich wissen sollte:

    "If you don't try to hold your breath, exposure to space for half a minute or so is unlikely to produce permanent injury. Holding your breath is likely to damage your lungs, something scuba divers have to watch out for when ascending, and you'll have eardrum trouble if your Eustachian tubes are badly plugged up, but theory predicts -- and animal experiments confirm -- that otherwise, exposure to vacuum causes no immediate injury. You do not explode. Your blood does not boil. You do not freeze. You do not instantly lose consciousness.

    Various minor problems (sunburn, possibly "the bends", certainly some [mild, reversible, painless] swelling of skin and underlying tissue) start after ten seconds or so. At some point you lose consciousness from lack of oxygen. Injuries accumulate. After perhaps one or two minutes, you're dying. The limits are not really known."

    http://imagine.gsfc.nasa.gov/docs/as...rs/970603.html

    D.h. das einzige, was an der Szene wirklich 'daneben' war, war, daß John den Atem angehalten hat. Als Astronaut hätte er es besser wissen sollen. Aber das kann man vielleicht entschuldigen, da Ben Browder, der Darsteller, das vermutlich nicht wußte.

    (Na ja, und die Szene war etwas zu lang, bzw. John war zu lange bei Bewußtsein - offensichtlich verliert man nach ca. 14-15 Sekunden das Bewußtsein. *g*)

    Diese Szene wirft allerdings eine interessante Frage auf: Ist 'realistisch' das, was wissenschaftlich möglich ist, oder das, was wir durch Konvention und Gewöhnung für realistisch halten?

  4. #4
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Realistisch ist, was wissenschaftlich möglich ist. Aber:
    • Wieviel Ahnung hat der Zuschauer/Leser? Der eine z.B. hält fliegende Untertassen für möglich, der andere wird sie aufgrund ihre Form in den Bereich des aerodynamisch Unmöglichen verweisen (nur ein Beispiel, ich bin auch nicht physikalisch sonderlich bewandert); insofern wird jeder den "Realismus" einer Geschichte anders bewerten
    • SF beinhaltet auch immer eine spekulative Komponente, oftmals über technische Dinge. Der Warp-Antrieb aus Star Trek ist eine Spekulation, die von Wissenschaftlern für möglich gehalten wird; aus dieser Spekulation ergeben sich dann wiederum weitere Spekulationen. Bewegen wir uns noch auf "realistischem Terrain"?


    Was Simara generell anspricht, finde ich bei einer SF-Geschichte wesentlich wichtiger: Wenn man die Fakten seines Gedankenuniversums absteckt, dann sollte man sich auch daran halten, und nicht bei jeder Gelegenheit daran herumbiegen, oder kurz - die Kontinuität muss eingehalten werden (der größte Störfaktor bei Star Trek, d.h. deren Nichteinhaltung). Man befindet sich ohnehin schon auf neuem Terrain, auf "dünnem Eis", und wenn der Autor dann auch noch selbst den Faden verliert ...

  5. #5
    Dauerschreiber Avatar von Whyme
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Zitat Zitat von Lars
    Realistisch ist, was wissenschaftlich möglich ist.
    Aber ist es heutzutage echt möglich, zu sagen, was in 400-500 Jahren (oder sogar noch weiter in der Zukunft) wissenschaftlich möglich ist? Ich halte das für relativ unmöglich.

    Realistisch ist demnach, was einem glaubhaft erscheint. Völlig unabhängig davon, ob es wissenschaftlich möglich ist oder nicht. Und je weiter man die Handlung in die Zukunft versetzt um so leichter wird es, Glaubhaftigkeit zu erzeugen. Richtig schwer wird die nahe Zukunft. Entweder, die Welt unterscheidet sich so wenig von der unseren, dass man den SciFi-Einfluss gar nicht mehr merkt oder es ist einfach unrealistisch.

    Whyme
    I used to think it was awfull that life was so unfair. Then I thought wouldn't it be much worse if life were fair and all the terrible things that happen to us came because we deserve them? So now I take great comfort in the general hostility and unfairness of the universe.

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