Wie ich bereits schrieb, finden sich in der ersten Staffel diverse Episoden, die der Charaktereinführung, bzw. -vertiefung der Protagonisten und ihrer Völker dienen.

Nach der Delenn-Minbari-Episode "Soulhunter" nun also eine Londo-Centauri-Episode, in der vor allem der Charaker von Londo Molari und die Kultur der Centauri etwas näher beleuchtet wird.

Während jedoch die Kultur der Centauri noch etwas nebulös bleibt und man nur erfährt, dass sie auf Korruption und persönlicher Abstammung fußt, so wird die innerlich zerrissene Persönlichkeit von Londo Molari bereits sehr gut und vielschichtig gezeichnet:

Auf der einen Seite ist Londo ein vereinsamter Gefühls-"Mensch", der sich und sein Leben eigentlich hasst, keine Lust auf seinen Job hat und der die (scheinbar) bedingungslose Liebe, die ihm Adira in dieser Folge schenkt, aufsaugt wie ein Schwamm.

Auf der anderen Seite ist er ein berechnender Macht-"Mensch", der bereit ist, für seine Karriere und seinen Ruf so ziemlich alles zu opfern - selbst sein persönliches Glück. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass er Adira am Ende einfach so gehen lässt.

Von Anfang an wird somit Londo als die tragische Figur der Serie eingeführt, mit der man im Grunde genommen trotz aller Missetaten Mitleid haben muss.

Tragik ist das grundsätzliche Thema dieser Episode, denn die Sache mit Ivanovas Vater und dessen Tod wirft ebenfalls ein Schlaglicht auf Ivanonas innere Zerrissenheit.

Der B-Plot um die ungeklärten Zugriffe auf den Goldkanal ist allerdings nicht wirklich geeignet, um Ivanovas Charakter ausreichend zu durchleuchten. Dafür sind noch mehr Episoden und deutlich mehr Zeit vonnöten, denn Ivanova ist vermutlich der komplexeste Charakter der ganzen Serie und es dauert bis zum Ende der 4. Staffel, bis sie ihre Gefühlswelt gegenüber einem anderen Menschen wirklich öffnet.

Ansonsten ist noch erwähnenswert, ist dass diese Folge auch Londos und G'Kars ambivalentes Verhältnis zueinander in einer Art mikroskopischer Form vorwegnimmt: Trotz aller Feindschaft und Gegensätze haben sie auch Gemeinsamkeiten, die verhindern, dass man sich vollkommen meidet: Sie sind beides Genuss-"Menschen" allererster Güte.

Insgesamt eine solide erzählte Episode zur Charaktervertiefung und mit ein paar netten Gags - aber halt auch nicht mehr.

3 Sterne