Dokor Crusher lag diese Nacht noch lange wach und dachte über die geheimnisvolle fremde Frau nach.Was sollte mit ihr geschehen? Sie schien fast gar nichts zu wissen. Ihr war das alles hier fremd und es machte ihr Angst. So eine Art von Gedächtnisverlust hatte Beverly noch nie erlebt. Wie sollte diese Frau jemals wieder ein normales Leben führen können?
Aber immerhin konnte sie sich noch an ihren Namen erinnern. Und sie kannte Kansas, was heißen konnte, dass sie von der Erde stammte.
Doch da waren immer noch Massen an Fragen, die geklärt werden mussten. Wie war sie nach Tepus IV gelangt. War sie überhaupt ein Mensch? Warum wies ihr Gehirn diese Anomalien auf? Was hatte Guinan mit der ganzen Sache zu tun?
Fragen über Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Und immer wieder kehrten sie zu dem Satz, „Liegt wahrscheinlich nicht in der Nähe von Kansas, was?“, zurück.
Sie hatte so etwas ähnliches doch schon einmal gehört. In einem alten Märchen... Wie hieß es doch gleich nochmal?
„Es ist nirgend's besser als zu Haus' “, flüsterte Beverly und sank in einen unruhigen Schlaf.



3.Kapitel

Einen Tag später verließ Mary die Krankenstation in Begleitung der Ärztin. Man hatte ihr ein kleines Quartier auf Deck 9 zugewiesen.
Es hatte darüber Diskussionen mit den Führungsoffizieren gegeben, ob das wirklich eine gute Idee wäre. Man wusste ja immer noch nicht, wie Guinans Aussage zu bewerten war, dass diese Frau gefährlich sein sollte. Doktor Crusher glaubte keine Sekunde daran.
Lieutenant Worf hatte sogar vorgeschlagen, dass man die Unbekannte in eine Arrestzelle stecken sollte. Counselor Troi und Beverly hatten das aber vehement abgewehrt.
Die junge Frau war verwirrt und ängstlich, manchmal sogar hysterisch, aber nicht gefährlich. Da würde eine Arrestzelle auch nicht zu ihrem Wohlbefinden beitragen.
Deanna Troi hatte vorgeschlagen, tägliche Sitzungen mit Miss May, falls sie wirklich so hieß, abzu halten. Doktor Crusher würde das körperliche Wohlbefinden der Frau genau überwachen und weitere Nachforschungen über diese seltsame Gehirnanomalie anstellen.
Bis sie in einem Monat die nächste Sternenbasis erreichen würde, denn dann sollte Mary einem Ärzteteam der Föderation übergeben werden, die umfassende Untersuchungen einleiten würden. Die junge Frau wusste jedoch davon erstmal noch nichts.
„Das ist ihr Quatier“, sagte Doktor Crusher und blieb vor einer der vielen Türen stehen.
Sie zeigte Mary wie man sie öffnete und die beiden Frauen betraten das Quartier.
Es war spärlich eingerichtet, strahlte aber dennoch eine gewisse Gemütlichkeit aus. Direkt wenn man reinkam, schaute man auf einen runden Tisch mit vier Stühlen. Rechts war eine Tür, die ins Bad führte und daneben ein Replikator. Links befand sich eine gemütliche Sitzgruppe mit zwei Sesseln und einem Sofa unter einem Fenster. Hier hatte man einen herrlichen Blick auf die Sterne, wenn man auf dem Sofa saß.
Mary blieb vor dem Fenster stehen und schaute mit einem verträumten Blick hinaus.
„Die Aussicht ist schön“, meinte Beverly mit einem Lächeln.
„Ja“, sagte Mary nur seufzend. Aber es war kein glücklicher Seufzer, weil sie die Sterne betrachten durfte, sondern ein unendlich trauriger Seufzer.
Beverly ging an der Sitzgruppe vorbei und öffnete links daneben die Tür zum Schlafzimmer. Unter einem Fenster, das den gleichen atemberaubenden Ausblick bot, stand ein schmales Bett und daneben ein Nachttisch aus Glas.
„Ich hoffe, ihr Quartier gefällt ihnen“, sagte Doktor Crusher.
Mary nickte nur schwach ohne den Blick von den Sternen zu nehmen.
„Ihr Kleid, das sie bei ihrer Ankunft trugen, ist hier in dem Schrank.“ Die Ärztin deutete auf einen Wandschrank, der sich ebenfalls im Schlafzimmer befand. „Da sind noch andere Kleidungsstücke drin: Müssten in ihrer Größe sein. Ich werde sie jetzt alleine lassen, dann können sie sich mit ihrem Quartier vertraut machen. In zwei Stunden wird Counselor Troi sie besuchen. Sie sollten bis dahin hier bleiben. Nicht, dass sie sich auf diesem grossen Schiff verlaufen.“
Doktor Crusher wandte sich zur Tür um.
„Ach ja. Wie sie den Replikator bedienen wissen sie noch, oder?“ fiel ihr noch ein.
Mary nickte wieder nur. Man hatte es ihr erklärt.
„Sie werden schon zurecht kommen. Wir sehen uns morgen.“
Mit diesen Worten und einem letzten Blick verließ die Ärztin das Quartier.

Mary stand noch lange Zeit vor dem großen Fenster und betrachtete die vorbei gleitenden Sterne. Ein Meer aus Sternen und Licht, das sich in der Unendlichkeit verlor.
Wo war sie hier? Wo kam sie her? Wo ging sie hin?
Ihr Kopf war leer, aber dennoch erfüllt von wirren Fragen, auf die sie keine Antwort fand und die sie Tag und Nacht quälten. Und dann war da noch dieses Gefühl, dass sie ganz dringend etwas hatte erledigen müssen. Eine tiefe Ungeduld, die sie zwar äußerlich ruhig erscheinen ließ, innerlich jedoch aufwühlte.
Selbst eine Heimat hatte sie jetzt nicht mehr. Keinen Platz an dem sie sich sicher fühlen würde, denn sie konnte sich an ihre nicht mehr erinnern. Sie hatte Angst. Große Ansgt...
Nach einer Weile bekam sie Durst und ihr erster Impuls war, ins Bad zu gehen. Aber was wollte sie da? Aus dem Klo trinken wie Hunde das manchmal taten?
Verwirrt schüttelte sie den Kopf und wandte sich dem Replikator zu. Ein merkwürdiges Ding, das aus dem Nichts Nahrung schaffen konnte.
„Ein Glas Wasser“, sagte Mary leise und unsicher. „Bitte“, fügte sie noch hinzu.
Sofort materialisierte sich ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit darin. Als Mary davon trank, stellte sie fest, dass es wirklich Wasser war.
Was hatte sie denn auch erwartet? Der Replikator hatte auch Wasser hergestellt, als Doktor Crusher ihr gezeigt hatte, wie es funktionierte.
Warum sollte er jetzt auch etwas anderes tun?
Man hatte ihr nämlich auch erkärt, dass es ein Computer war, eine Maschine, die keine eigenen Willen besaß, sondern nur das ausführte, was man ihr sagte. Da war nichts Unheimliches oder Magisches dabei. Dennoch kam es Mary ein wenig so vor.
Aber sie wollte noch mehr darüber wissen. Mehr darüber wie alles auf diesem Schiff funktionierte. Etwas über das Universum herausfinden, um vielleicht zu erfahren, woher sie kam und wer sie war.
Sie klammerte sich an diesen Gedanken fest. Wenn sie so viel Wissen sammelte wie nur möglich war, dann bekam sie vielleicht ihre Erinnerungen zurück. Damit beruhigte sich ihre Unruhe ein wenig, denn sie hatte ein klar erkennbares Ziel vor Augen, das ihre gleichzeitig ihre einzige Hoffnung schien.
Aber wo sollte sie mit dem Erwerb von Wissen anfangen?