Während der erste Teil quasi die gesamte erste Stunde braucht, um endlich mal in die Puschen zu kommen um kurz darauf wieder in Exposition und kleineren Abenteuern zu verweilen, hetzt der 2. Teil die 15 köpfige Truppe von Schauplatz zu Schauplatz. Zeit für ruhige Momente gibt es selten, dafür umso mehr für ausladende Achterbahnactionsequenzen. Zwar ist "Smaugs Einöde" weniger klamaukig als sein Vorgänger geraten, die Kampfszenen sind genau so, wenn nicht sogar noch überdrehter. Ist Legolas in der HDR-Trilogie ab und zu dem Oliphanten den Rüssel runtergerutscht, bestehen seine Bewegungen hier nur noch aus eben solchen Kunstückchen, was die Action in Kombination mit der allg. CGI-Lastigkeit bisweilen zu einem übertriebenen Videospiel verkommen lässt. Tauriel existiert nur, um ein gewisses Zuschauerklientel zu bedienen, kommt aber nicht über eine billige Arwen-Kopie hinaus und darf - sehr zum Missfallen der Darstellerin - vor allem zwischen Kili und Legolas schmachtende Blicke austauschen. Trotzdem ist das hohe Tempo für den Film an sich gut, denn auf der handlungs- und figurentechnischen Seite hat der "Smaugs Einöde" außer reichlich flachem Dialogwitz und grobschlächtig gezeichneten Figuren nicht viel zu bieten. Der Bürgermeister von Seestadt und seine Lakaien? "Wahlen? Was ist das?" Hahaha. Beorn, der Hautwechsel? In 5 Minuten wieder von der Bildfläche verschwunden und ward nicht mehr gesehen. Man merkt immer wieder, dass die Welt und deren Figuren wesentlich weniger realisiert sind als ihre Kollegen aus Tolkiens späteren Epos, auch wenn Jackson und Co. ihr Möglichstes versuchen, dem Zuschauer diesen Umstand zu verschleiern. Gelingt nur selten. Der Großteil der Zwerge verbleibt als Ziffern.
Trotzdem weiss der Film aus meiner Sicht besser zu unterhalten als "Eine unerwartete Reise". Die Brücke zu den "Herr der Ringe"-Filmen wird nun verstärkt geschlagen. Gandalf begibt sich nach Gol Dulgur, um mit dem "Nekromanten" abzurechnen. Wobei ich mich hier frage, warum er Radagast persönlich losschickt um Galadriel zu unterrichten, wenn beide doch vorher telepathisch miteinander gesprochen haben. Lee Pace hat als Elbenkönig Thranduil eine vereinehmende Präsenz, Bilbo macht sich endlich nützlich und Smaug überzeugt schließlich im Gegensatz zu Azog und Bolg cgi-technisch auf ganzer Linie. Jackson kostet die Szenen mit dem Drachen lediglich zu lange aus. Mir ist schon klar, dass wenn man 4,5 Stunden auf den Auftritt des Drachen warten muss, als Filmemacher auch etwas zeigen muss. Aber ein kürzerer, prägnanterer Auftritt hätte dem Finale des Films - welches eigentlich gar keines ist - besser gestanden. Der ganze Plan mit der goldenen Statue war doch etwas gaga. Apropos Gold: Willkommen im letzten Jahrtausend. *schüttel*
Unangenehm macht sich der Soundtrack bemerkbar, der an vielen Stellen zu dominant ist und wenige neue Stücke aufweist. Das hat Howard Shore an einem langweiligen Nachmittag zusammengemixt und den Scheck anschließend eingesteckt. Gesehen habe ich die ersten 30 Minuten in 2D. Dann hat der Projektor Urlaub gemacht. 20 Minuten Chaos später, war das Kino so freundlich allen Gästen eine Freikarte zu einer Vorstellung unserer Wahl in die Hand zu drücken. Den vollständigen Film habe ich dann eine Stunde später nochmal in 3D HFR (nächste 2D-Vorstellung wäre erst 2,5 Stunden später gewesen) gesehen. Mir gefällt HFR noch immer, auch wenn es wohl für Jacksons Truppe mit den Kameras eine Herausforderung war und sich einige filmtechnische Nachteile daraus ergeben (weniger Modelleinsatz bedingt durch die Kameragröße, durch fehlende Bewegungsunschärfe verstärkter Einsatz von CGI gegenüber handgemachter Action). Bei den Kamerafahrten möchte ich diese Technik nicht mehr missen. Bei ruhigen Einstellungen bevorzuge ich die alte Variante, da hier einige Einstellungen geringfügig beschleunigt wirken. 3D ist sinnlos und verdunkelt das Bild unnötig.
DoS 7/10 (Als Vergleich: AUJ 5/10)
Auch wenn ich es schon mal im AUJ-Thread erwähnt habe: Die Azog/Bolg-Verschwörung
Mit den CGI-Orcs hat sich PJ jedenfalls keinen Gefallen getan. Klar sind die Einsatzmöglichkeiten mit diesen digitalen Figuren quasi grenzenlos, aber sie sehen insbesondere im Bild mit echten Darstellern so dermaßen künstlich aus, das immer wieder die Immersion zerstört wird. PJ braucht einfach jemanden, der ihm bei dummen Entscheidungen mal auf die Finger klopft.
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