Was für ein Kino-Juli: Erst Independence Day 2, und nur eine Woche Star Trek Beyond! Nachdem letzteres für mich erst morgen stattfindet, konnte ich gestern schon einmal "Independence Day 2: Wiederkehr" in Augenschein nehmen. Oh, ich war sehr gespannt, und meine Erwartungen an diese seit langem angekündigte Fortsetzung waren sehr, sehr hoch. Im Alter von 16 oder 17 Jahren hatte mich Emmerichs Alien-Apokylpse völlig geflasht. Die Konsequenz waren Kinogänge im 2-stelligen Bereich sowie etliche, noch weitaus mehr Sichtungen auf VHS. Auch wenn ich schon damals ganz klar erkannt hatte, dass der Film eigentlich völliger Humbug war, hielt mich das nicht davon ab, mein damaliges Jugendzimmer mit Postern und eigenen Kritzeleien zu dekorieren, den Soundtrack bis zur Ermüdung zu hören und mich näher mit der Area 51 zu beschäftigen. Ich denke, vor 20 Jahren trug "Independence Day" ganz maßgeblich dazu bei, meine Vorliebe für Science Fiction zu festigen, mich auch für Science Fact zuinteressieren und ohnehin "Kino" als Erlebnis zu verstehen - Denn das war "Independence Day" damals!

Mir war klar, dass es der neue Film weitaus schwerer haben würde. Es sind 20 Jahre vergangen, und man hat in diesen 2 Dekaden so manches gesehen. Also ein gänzlich anderes Umfeld für den Film. Insofern setzte ich insbesondere auf den "Nostalgie-Bonus". Oh ja, und da kam zumindest ich sehr auf meine Kosten. Angefangen bei dem Cast, u.a. mit Jeff Goldblum, Brent Spiner, Bill Pullman und Judd Hirsch bis hin zu den Referenzen und Zitaten aus dem 1. Film. Das alles hat sehr viel Spaß gemacht, so als würde der damalige Cast sagen: "Ich habe schon mal einen Weltuntergang überstanden, und das lasse ich mir nun auch nicht entgehen!" Da ich kein besonders großer Fan von Will Smith bin, konnte ich seine Abwesenheit durchaus verschmerzen, jedoch ist deutlich, dass "Dylan" längst nicht eine solche dynamische Figur ergibt. Wäre vielleicht auch zuviel verlangt... Da sicher auch Roland Emmerich um die Bedeutung von Will Smith für den Erfolg des ersten Films weiß, halte ich es nur für folgerichtig, dass sein Nachfolger von vornherein degradiert und dafür den anderen Ur-Protagonisten mehr Präsenz erlaubt wird.

Auch visuell konnte mir der Film gut gefallen. Herr Emmerich hat die drohende Apokalypse mal wieder sehr schön in Szene gesetzt.

Was den Film für mich bemerkenswert und besonders macht, ist seine Darstellung des alternativen Jahres 2016, nachdem es vor 20 Jahren zu einer Alien-Invasion gekommen war. Logisch, dass die Menschheit die neue Technologie adaptiert und dadurch einen Quantensprung erlebt.

Dass die Story extrem dünn und auch die Figuren sehr, sehr oberflächlich gezeichnet sind, halte ich dem Film gar nicht vor, denn das war vor 20 Jahren nicht anders. Wirklich übel aber stieß mir der einfallslose Soundtrack auf, der teilweise in den unpassendsten Szenen 1:1 aus dem Original kopierte und kaum eigene Beiträge lieferte. Ebenso fand ich den penetranten Hinweis auf "Independence Day 3" unangebracht, denn ich wüsste nicht, wie man die ganze Story schlüssig fortführen sollte, ohne dabei von den Fährten des "Ur-Films" abzuweichen. Offenbar geht es ja demnächst ins All... Was hätte das dann noch mit dem 1. Film zu tun? Außerdem reduziert man damit den Film nur auf den "Mittelteil", der eigentlich völlig entbehrlich wäre, da das große Finale ja erst noch folgt.

Fazit:

Für sich allein wäre der Film kaum der Rede wert. Die einzig erwähnenswerte SF-Idee ist die Darstellung des alternativen Jahres 2016. Das Thema "Alien-Invasion" ist schon längst durchgekaut, und es gelingt dem Film nicht, dem irgendetwas Neues hinzuzufügen. Es mag diesmal zwar größer und gewaltiger sein, aber letztendlich ist es nichts Anderes als vor 20 Jahren. Aufgrund der vorherrschenden Nostalgie, der grandiosen Alt-Protagonisten wie Jeff Goldblum, Bill Pullman, Brent Spiner und Judd Hirsch, der gut geschriebenen Szenen, der exzellenten Schauwerte und der insgesamt guten Unterhaltung - Langeweile kommt nämlich nicht auf - vergebe ich gute

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