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Thema: Star Trek V - Oder: Wozu braucht Gott ein Raumschiff?

  1. #1
    Treuer SpacePub-Besucher Avatar von nosferatu
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    Standard Star Trek V - Oder: Wozu braucht Gott ein Raumschiff?

    Nachdem ich kürzlich schon im Thread zu "Star Trek - Der Film" auf den 5. Teil der Kinoserie zu sprechen kam und es scheinbar noch kein entsprechendes Thema gibt, möchte ich mich hier also dem "ultimativen Trip" (wie es anno 1989 in den Vorankündigungen hieß) widmen.
    Zunächst einige Daten:

    Titel (Originaltitel): Star Trek V - Am Rande des Universums (Star Trek V - The Final Frontier)
    Erscheinungsjahr: 1989
    Laufzeit: 107 Min.
    Regie: William Shatner
    Drehbuch: David Loughery & Harve Bennett & William Shatner
    Produktion: Harve Bennett
    Musik: Jerry Goldsmith
    Darsteller (neben dem Original-Cast): Laurence Luckinbill (Sybok), David Warner (Talbot), Charles Cooper (Korrd), Cynthia Gouw (Dar), Todd Bryant (Klaa) u.a.
    Trailer (YouTube): http://www.youtube.com/watch?v=yEAvkUMHra8

    Inhalt:

    Auf Nimbus III, dem "Planeten des galaktischen Friedens", nimmt der geheimnisvolle Vulkanier Sybok die Botschafter der Föderation, der Klingonen und der Romulaner gefangen. Die neue Enterprise unter dem Kommando Captain Kirks wird damit beauftragt, die Geiselnahme zu beenden. Doch Sybok gelingt es, mit seiner Gefolgschaft die Enterprise zu übernehmen, um so sein eigentliches Ziel zu verfolgen: Die Suche nach Sha'Ka'Ree, wo den Mythen zufolge Gott "leben" soll.

    Kommentar:

    So mythisch die Inhaltsangabe klingt, so mythisch beginnt der mittlerweile 5. Teil der erfolgreichen "Star Trek"-Kinoreihe. Die Szene, in der Sybok mithilfe seiner hypnotischen Fähigkeiten den mittellosen Bauern J'Onn bekehrt, sind grandios und versprechen ein faszinierendes Abenteuer. Auch die folgenden Szenen machen Appetit auf mehr. So verbringen wir einen Landurlaub mit dem legendären Triumvirat Kirk-Spock-McCoy. Es gibt Marschmelonen (Marshmallows), Lagerfeuergesang und reichlich Melancholie.
    Ohnehin hat der Humor einen recht großen Stellenwert in Star Trek V. So verirren sich ausgerechnet die Navigatoren Sulu und Chekov im Wald; ausgerechnet Scotty, der die Enterprise nach eigenem Bekunden wie seine Westentasche kennt, stößt sich an einem Balken den Kopf; die mittlerweile „gereifte“ Uhura tritt als erotische Fata Morgana auf… Nur um einige Beispiele zu nennen. Damit folgt der Film der Tradition einiger herausragender TV-Episoden und seinem überaus erfolgreichen Vorgänger „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“.
    Dass Star Trek mittlerweile selbst zu einem Mythos geworden ist, wird in der Szene sichtbar, in der die Enterprise die große Barriere durchquert: Kirk steht an dem nostalgischen Steuerrad, und die Kamera schwenkt auf die Inschrift: „To boldly go where no man has gone before.“ Damit wird deutlich, dass man inhaltlich zu den Ursprüngen zurückkehrt und sich auf das „Star Trek“-eigene Thema, nämlich die Erforschung des Unbekannten, besinnt. Aber trotz einiger Glanzlichter ist der Film der unbestrittene Tiefpunkt der Serie.
    Das Drama beginnt mit den erbärmlichen Spezialeffekten. Die Szene, in der die Raumfähre in den Hangar kracht, war sicher als große, dramatische Szene gedacht, doch das tricktechnische Ergebnis ist alles andere als spektakulär. Hier wird deutlich, wie fatal sich solche dilettantischen Tricksequenzen auswirken. Die Szenen mit dem Bird of Prey sind geradezu lachhaft, und wenn man voraussetzt, dass Spezialeffekte dazu dienen, einen Film zu illustrieren, muss man in diesem Fall sagen, dass die Spezialeffekte den Film lediglich diskreditieren. Nicht nur, dass sie laienhaft gemacht sind, sie strotzen auch nur vor Einfallslosigkeit. Dass „Gott“ als Lichtersäule dargestellt wird, ist schon ziemlich banal. Viel von der Enterprise, dem wohl berühmtesten Raumschiff der Filmgeschichte, gibt es auch nicht zu sehen, wobei die besten Szenen immer noch die sind, die man aus Star trek IV übernommen hat.
    Weiter geht es mit der bescheidenen Ausstattung. Man erinnere sich an die pompöse Ausstattung der Enterprise im ersten Kinofilm und betrachte diese „neue“ Enterprise. Man fragt sich, ob das Schiff nur noch ein kleiner Raumkreuzer ist. Dass man Teile der Innenausstattung aus ST:TNG übernommen hat, ist zwar nicht unbedingt störend, aber man hätte sich zumindest die Mühe machen können, die Sets umzudekorieren. (Als Fan stellt man folgende Überlegung an: Zwischen ST V und ST:TNG liegen beinahe 80 Jahre. Ist also die Enterprise-A immens fortschrittlich oder die Enterprise-D immens altmodisch?)
    Die neue Kommandobrücke ist allerdings recht ansehnlich und markiert den (verfrühten) Übergang zu ST:TNG.
    Der Soundtrack von Altmeister Jerry Goldsmith ist alles Andere als eine musikalische Offenbarung. Das Intro (inkl. „The Mountain“) und das Thema „A Busy Man“ sind zwar schön anzuhören, doch vergleicht man das Gesamtwerk mit dem Soundtrack des ersten Films, ist die Enttäuschung groß.
    Die Story insgesamt – und das ist der Hauptkritikpunkt – läuft ab einem gewissen Zeitpunkt völlig aus dem Ruder. Die besten Szenen sind unbestritten die, die das familiäre Verhältnis der Crew in den Mittelpunkt stellen. Begonnen bei den Szenen am Lagerfeuer bis hin zu den Szenen mit Sybok, in denen er unsere Helden mit ihrem Schmerz konfrontiert und Kirk feststellt, er brauche seinen Schmerz um zu wissen, wer er ist.
    Doch was wird aus der Grundidee – der mystischen Suche nach Gott – gemacht? „Gott“ entpuppt sich als verstoßenes, wutschnaubendes Wesen. Wer sich im Star-Trek-Universum auskennt, erkennt sofort die Parallelen zur TNG-Episode „Die schwarze Seele (Skin of Evil)“. Hätte man einige metaphysische Betrachtungen in den Plot einbringen können, verläuft die Suche nach Gott höchst bodenständig. Dabei wirkt Sybok eher wie ein fanatischer Sektenführer. Dass er auch noch als Spocks Halbbruder enttarnt wird, erfüllt keinen ersichtlichen Zweck und ist dem Hauptplot eher abträglich. Denn anstatt Gottes Wesen zu hinterfragen, konzentriert man sich fortan lieber auf die vulkanischen Brüder.
    Die Suche nach Gott bietet natürlich kaum Gelegenheit, auch noch eine spannende Raumschlacht zu präsentieren, also schrieb man kurzerhand die Klingonen ins Drehbuch. Doch diese handeln höchst klischeehaft, und der „große“ Showdown ist nicht nur auf Grund der erbärmlichen Trickeffekte völlig uninteressant. Die Klingonen als Schurken werden lediglich auf einen Gastauftritt reduziert und wirken in keiner Weise bedrohlich. Ohnehin kommt dieser "Konflikt" recht konstruiert herüber.
    Es ist allzu offensichtlich, dass die Handlung gerade zum Schluss keinem roten Faden mehr folgt und dass das bescheidene Budget zu zahlreichen Improvisationen zwang. Als Kirk von dem klingonischen Bird of Prey gerettet wird, ertappt man sich bei der Frage: "Hä, was soll das denn?"

    Fazit:
    Die harsche Kritik an „Star Trek V – Am Rande des Universums“ ist durchaus berechtigt. Aber trotz allem hat der Film auch seine Stärken. In keinem anderen Star-Trek-Film stehen die familiäre Atmosphäre und der Humor dermaßen im Vordergrund. Der Plot geht über eine gute Science-Fiction-Idee hinaus, und in einigen (wenn auch wenigen) Momenten befasst man sich mit philosophischen und religiösen Grundfragen. Daher ist der Film weit gehaltvoller als manch anderer Vertreter seines Genres. „Star Trek V – Am Rande des Universums“ macht Spaß und ist für mich der sympathischste aller Filme der Reihe. Und dass das wohl berühmteste Zitat der Star-Trek-Filme (s. Headline) gerade hier ausgesprochen wird, zeichnet ihn aus.

    Meine Wertung: 6,5/10 Punkten
    Ich liebe die Dunkelheit und die Schatten, wo ich mit meinen Gedanken allein sein kann.

  2. #2
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: Star Trek V - Oder: Wozu braucht Gott ein Raumschiff?

    wow, tolles review! ich glaube wir haben hier ein neues autorentalent entdeckt.

    sehe das mit ST V genauso. du hast alles gesagt.


    .
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

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