Zitat Zitat von Sepia
Ersteres heisst für mich vor allem erstmal Star Trek und da muss ich sagen, stehen eigentlich immer wenn es gut wird die Charaktere im Vordergrund. Das war bei Mirror, Mirror so, ist bei All Good Things nicht anders gewesen und ist auch bei Dear Doctor so geblieben. So gesehen würde ich von meinem sehr subjektiven TV-Konsum ausgehend den emotionalen Realismus ähnlich wie in der Literatur datieren, was nicht heissen soll, das GR in irgend einer Weise von Delany beeinflusst worden ist...
Also, von Delany beeinflußt zu werden wäre ja nun wahrhaftig keine Schande. (Dhalgren ist eines meiner Lieblingsbücher!)

Zugegeben, vom alten Star Trek aus den Sechzigern habe ich nicht mehr als vielleicht drei halbe Folgen gesehen, kann es daher also kaum fair beurteilen. TNG habe ich zu großen Teilen gesehen, aber das ist ja auch eine neuere Produktion und ungefähr da ginge es auch für meine Begriffe mit dem psychologischen Realismus im SF-Fernsehen los - insbesondere hat mich da die Tatsache beeindruckt, daß Captain Picard sowohl nach der Episode, wo er 'borgifiziert' wurde, als auch nach der Folge, in der er ein ganzes imaginäres Leben lebte, langfristig Reaktionen auf diese Erlebnisse zeigte. In den 80ern und frühen 90ern setzte aber, soweit ich weiß (habe mich mal für eine Arbeit etwas mit dem Thema auseinandergesetzt), allgemein im Fernsehen ein Trend ein, sich mehr mit den Charakteren und nicht mehr so sehr mit dem Problem der Woche zu beschäftigen, das zwar noch auftrat, aber nicht mehr uneingeschränkt im Mittelpunkt stand.

Eine der Sachen, die mich bei älteren Fernsehserien (prä-80er Jahre, teilweise aber auch noch 80er und später) im allgemeinen öfters ärgert ist, daß sie allzu fixiert auf das episodische Format scheinen - in vielen älteren Serien scheinen die Charaktere unter wöchentlicher Amnesie zu leiden. Das Problem der Woche wird zwar mit seinen (auch psychologischen) Folgen für die Charaktere einigermaßen zufriedenstellend abgehandelt, aber in der darauf folgenden Woche ist es für immer vergessen; so etwas wie Langzeitfolgen gibt es nicht. Alle Probleme scheinen sich letztlich durch ein klärendes Gespräch oder eine kathartische Handlung für immer aus der Welt räumen zu lassen. Reale Menschen werden aber nun einmal ganz extrem von den Langzeitfolgen ihrer Erlebnisse definiert. Und seit einiger Zeit scheint sich diese Erkenntnis auch im SF-Fernsehen durchgesetzt zu haben (zumindest weitgehend).

Interessanterweise ist es das TV-Pendant zu PKD: Nur das er vielleicht der erste war, der es gemacht und es geschafft den SF-Ideen durch die Charakter-Fixierung etwas neues abzugewinnen.
PKD? Philip K. Dick?