SPOILER - WER WEITERLIEST IST SELBER SCHULD.

Ich mach es mal kurz, denn Homers Kritik ist in ihrer Ausführlichkeit erschöpfend.
Wer eine weitere nette Kritik lesen will, sei auf
http://www.st-enterprise.de/news.php?newsid=266
verwiesen.

Ich handle meine Gedanken mal stichpunktartig ab.

Negativ:

- Mäuse fressende Xindi:
Okay okay ich weiss, solche Szenen gelten im Scifigenre als besonders cool, da eklig und trendy. Da sollen die Reptilienxindis nochmal als hundsgemeine Oberbösewichte dargestellt werden. Erinnerungen an die Palastszenen bei Jabba the Hutt werden wach, wo selbiger sich auch allerlei lebendes Getier in seinen Schlund stopfte.
Aber die süßen putzigen Mäuse! Ihr miesen Reptilienschweine, Ihr! Und sie quieckten und zappelten noch so hilflos, bevor sie in den Schlünden unserer Latexmaskenträger verschwanden. Wenigstens kamen beim Dreh keine echten Mäuse zu Schaden, da kurz vor der Kombination "Lebende Maus -> Mund des Schauspielers" ein kleiner, dennoch durchsichtiger Schnitt gemacht wurde, und sich die Recken anschließend Gummimäuse in den hungrigen Rachen schoben. Das kommt davon, wenn die Schauspielergewerkschaft so schwach ist, dass sie auf dem Paramountset nicht mal einen Spockwürstchen-stand (Achtung, Wortspiel - Bockwürstchen - Spockwürstchen - Haha! Haha&#33 durchsetzen kann. Wobei sich in einer abgebrannten Stadt wie L.A., wo sich reihenweise Leute zum Spinnenfressen in Fear Factor anmelden, es auch für echte Szenen genug Darsteller gegeben hätten. Schließlich sollen diese Nager wie Hühnchen schmecken, und Hühnchen ist lecker. Trotzdem - ich mag Mäuse einfach. Daher ein Minuspunkt.

- Daniels:
Ja, auch Daniels mag ich eigentlich. Obwohl er mich in seinem ledernen Strampelanzug immer an einen dieser Latexfetischisten auf der Love Parade erinnert. Auf der Suche nach ein bischen Liebe. Nur: Es nervt langsam, dass er alle naslang Sehnsüchte nach Johny und seinem Johny bekommt, und ihn regelmäßig aus der aktiven Handlung in seine Phantasiewelt beamt. Dabei haben die im 27. Jhd. doch sicher auch Holodecks um ihre perversen Gelüste zu befriedigen. Aber Daniels steht wohl eher auf Live Action. Zum Glück dauerte das Intermezzo nur 5 Minuten, ein Quickie sozusagen, wenn man an frühere Daniels-Orgien wie Shockwave zurückdenkt.

- Hoshi:
Wieso ist eine Übersetzerin eigentlich auf einmal Codeknacker-spezialistin? Ich lasse meinen Hausmeister doch auch nicht an die Kontrollen vom Atomkraftwerk "weil der Job sich eh kaum unterscheidet", oder? Vielleicht lags auch nur an den bewusstseinserweiternden Drogen, die der Reptiliencommander unserer süßen exotischen Biene in 3x23 eingeflößt hatte.

- Zerstörung vom Todesstern:
Das Ganze war irgendwie zu einfach. Mal ehrlich: Eine Technologie aus dem 25. Jahrhundert, dazu in der Lage einen ganzen Planeten zu vernichten - und alles was man tun muss um sie zu vernichten, ist das Herumdrehen von fünf Leuchtstäben? Junge, dass schafft jeder alte Rentner bei "Geh aufs Ganze" oder anderen niederbudgetierten Gameshows auf Neun Live! Wo waren die komplizierten Computeralgorhitmen, zu überwinden nur mit massivstem Star Trek Technobabble. Wo waren die Kraftfelder um den Core zu schützen? Wo waren die ganzen Infanteristen um Archer und Co. am Zerstören zu hindern? Denn sie wussten ja dass jemand auf dem Todesstern zugange war. Deswegen leuchtet es auch schwerlich ein, dass Dolan sich einfach so der Dramaturgie des finalen One on One Kampfes unterwerfend, völlig alleine in den Core beamt, statt ein paar Soldaten mitzunehmen die unseren Johny ruckzuck in Bratfett verwandelt hätten.

- Shran:
Das war doch einmal eine richtig schöne Rick Berman-Lösung. Der Mann hat, mangels eigener Kreativität, dem Begriff "Deus Ex Machina" bereits früher schon zu trauriger Berühmtheit verholfen. Ein Deus Ex Machina steht in der Literatur für eine überraschend auftretende Person, welche unsere Helden aus einer eigentlich unlösbaren Notsituation befreit, und so den Weitergang der Geschichte erlaubt. In einem Wort: Shran.
Trollte sich Shran noch eine halbe Staffel vorher wütend von Dannen, nachdem Johnny ihn unsanft daran gehindert hatte eine Xindi Testwaffe (zwecks Vulkanier Barbeque) mitgehen zu lassen, taucht er nun auf einmal auf und hilft unseren Freunden in selbstloser Manier. War wohl einfach mal auf einen Sprung zur Erde, um das berühmte Yambalaja im Sisko's zu genießen. Woher er kam, warum er half, wen interessiert's.

- Erdverteidigung:
Ich weiss ja dass nichts den Showdown zwischen Johny und Cmdr. Dolan (Ober-Reptil) stören sollte - aber wo waren die ganzen Starfleet Schiffe, welche wir bereits in 2x26 gegen die Klingonen (erfolgreich) und in 3x08 in der alternativen Zeitlinie gegen den Todesstern (erfolglos) in Aktion gesehen hatten. Wo war die NX-02? Und wo war die Werft?
Schließlich hatte man dort, anders als in den beiden anderen Folgen, sogar noch ein Jahr Zeit um sich vorzubereiten.

Positiv:

- Föderationsrat:
Das sah doch einmal nett aus. Auch wenn ich mich wiederrum frage, wieso wir in Kinofilmen wie ST X so mickrige Szenenbilder wie den romulanischen Senat, nicht größer als 'nen Bahnhofsklo geboten bekommen, wenn's auch schöner, um nicht zu sagen, gewaltiger, geht. Es war notwendig, endlich einmal wieder auf den Grundgedanken der Serie und die anstehenden Rahmenereignisse hinzuweisen. Schön gemacht!

- Kampf um den Todesstern:
Von den offensichtlichen Mängeln (s.o.) abgesehen: Spannend gemacht! Besonders den Endkampf zwischen Archer und Dolan fand ich lustig.
Soviel Coolness den armen Saurier mit einer Granate hochzujagen und Archer sich lässig wegdrehen zu lassen hätte ich den Autoren nicht zugetraut. Das hatte ja schon fast einen farscapesquen Anflug von schwarzem Humor. Auch Reed und Hoshi bekamen wieder etwas Screentime bei dem, was sie am besten können. Ärsche kicken (Hoshi) und hübsch aussehen (Reed).
Nein, moment, andersrum natürlich. Böser Daniels!

- Shran:
Ja, er taucht tatsächlich auf beiden Listen auf. Von seiner zweifelhaften Einführung mal abgesehen - Shran macht einfach Spaß. In jeder Folge. Und ich mag einfach Jeffrey Combs. Egal ob er Liquidator Brunt oder Weyoun in DS9, oder eben Shran in Enterprise spielt - der Mann kriegt die coolen Rollen. "Let's fight back this time, shall we?" Herrlich selbstironische Dialoge.

- Das Ende:
Ich mag das Ende. Ja, böse Nazis, wie immer. Der älteste Griff in die Trickkiste. Aber KEINER kann sagen dass es nicht überraschend kam. Und überrascht zu werden ist seit langer Zeit ein Novum bei Star Trek. Und KEINER kann sagen, dass er nicht gespannt der vierten Staffel entgegenfiebert um zu sehen wie DAS denn nun aufgelöst wird. Insofern ist das ein perfekter Cliffhanger, auch wenn er gar nicht zum Rest der Folge passt.
Viele Leute sind halt vom vielen Enterprise- und Voyagerschauen schon so an konventionelle Stories gewöhnt, dass sie geradezu schokiert reagieren, wenn mal etwas kommt, was man nicht wie Hundescheisse noch 10 Meter gegen den Wind riechen konnte.

Fazit:
Gelungenes Finish eines sehr guten letzten Viertels einer allgemein schlechten Staffel.
Aufgrund der Mängel vergebe ich

Note 2