Im ST-Bereich wird bereits darüber diskutiert, allerdings konzentriert man sich dort eher auf den Hintergrund des Handlungsuniversums, weniger auf die filmische Umsetzung an sich. Da man den Film auch gesehen haben kann, ohne ein Trekkie zu sein, eröffne ich ganz dreist die Diskussion auch hier.
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Bereits im Vorab sowohl mit Lob als auch mit reichlich Tadel bedacht, ist der zehnte Film nach Gene Roddenberrys Idee nun auch in Deutschland angelaufen. Damit hat jeder Gelegenheit, sich selbst davon zu überzeugen, ob das Schema, nach dem die ST-Filme mit geraden Nummern die Besseren sind, hiermit unterbrochen wurde. Nach dem Besuch möchte ich sagen: Ja, das Schema wurde unterbrochen, und das liegt in vielen kleinen Details begründet.

Die Handlung ist schnell zusammengefaßt: Der romulanische Senat fällt einem Putsch Shinzons, der dabei von romulanischen Militärs unterstützt wird, zum Opfer. Shinzon ist der Führer der Remulaner, der niedersten Kaste im romulanischen Imperium, die nun jedoch die Macht übernimmt und scheinbar Friedensverhandlungen mit der Föderation anstrebt. Wie üblich wird die Crew der Enterprise mit dieser Aufgabe betraut, und muß bald feststellen, daß Shinzon nicht nur ein jüngerer Klon Captain Picards ist, sondern auch ganz andere Ziele verfolgt ...

Häufig wird man mit gerade in der Science Fiction mit den dümmsten Dialogen konfrontiert, die im Kino überhaupt denkbar sind. Eine komplette Ausnahme bildet auch Star Trek nicht, obwohl man durchaus festhalten darf, daß viele der Unterhaltungen durchdacht und einige sogar richtig gut sind. Nur leider stehen sie einer Vielzahl hohler Kommentare gegenüber, und was noch viel störender ist: Irgendwie fehlen die fließenden Übergänge zu den Actionszenen, mit denen der Film rein mengenmäßig gut ausgestattet ist.

Wie bedauerlicherweise bei Star Trek üblich, gleiten gerade diese Szenen allzu häufig ins Lächerliche ab: Da stiefeln Sternenflottisten wie die Mainzelmännchen durch die Gänge, sichern nicht nach vorne und nicht nach hinten, rennen sich gegenseitig in die Schußlinie und treffen selbst auf fünf Meter nicht. Ganz im Gegenteil zu den Hauptfiguren, die ausgleichsweise um die Ecke schießen können, mit einem Schuß zwei Gegner erledigen und selbst ohne jede Deckung nicht einmal angesengt werden.

Das ST nicht nur in diesem Zusammenhang eine eigene Logik entwickelt hat, sieht man durchaus - wenn auch mit einem bitteren Lächeln - ein, aber warum halten sich sich nicht einmal selbst daran? Da wird eiskalt mit hochgefahrenen Schilden transportiert, was schon eine Einstellung später - wie eigentlich auch festgelegt - nicht mehr geht. Dann sind die Transporter kaputt, aber man beamt fröhlich Leute aus explodierenden Schiffen.

Gerade diese Explosionen kennzeichnen auch den allgemeinen Rückschritt bei den Trickeffekten des Films: Irgendwann in den letzten zehn Jahren war man schon so weit, daß es so etwas wie ein Explosionszentrum und Trümmer gibt, aber bei den Remulanern weiß auch die letzte WC-Rolle an Bord ganz genau, wann sie sich aus eigener Kraft und rückstandsfrei in ihre Atome aufzulösen hat.

Auch sonst wird der gesunde Menschenverstand des Publikums stellenweise stärker strapaziert, als man es eigentlich selbst von Star Trek gewohnt ist. Böse Zungen behaupteten schon seit längerer Zeit, daß die Ortungsgeräte bei ST auf einer Kristallkugel basieren müssen ... Und Tatsache, diesmal darf die frischgebackene Mrs. Riker (Ja, William Riker und Deanna Troi geben sich das Ja-Wort, soviel darf verraten werden ...) ein zeitgemäß digitales Hexenbrett verwenden, damit der üble Klon aufgespürt werden und tüchtig die Hucke voll bekommen kann.

Das Nonplusultra an Toleranz beim gebildeten Zuschauer wird gefordert, als die Scanner der Enterprise ein elektromagnetisches Feld am Ar*** der Galaxie erfassen, es zweifelsfrei einem Androiden zuordnen und daraufhin ein veralteteter Vorgänger von Data eingesammelt wird ... Dem man keineswegs ansieht, daß er ein elektromangetisches Feld erzeugt, welches noch Lichtjahre entfernt anzumessen ist. Das sich elektromagnetische Wellen nicht einmal lichtschnell ausbreiten, und der Androide bereits vor einigen tausend Jahren mit dem Senden begonnen haben muß, damit er pünktlich aufgespürt wird, sei nur als Schmankerl erwähnt. Man merke sich zudem, daß es auch im neuesten ST-Film für jeden Zweck eine passende Strahlungsart gibt: Eine Strahlung zum Einäschern von Romulanern, eine zum Erfassen feindlicher Schiffe, eine zum Anfunken freundlicher Schiffe, eine um den heißen Tee zu servieren und vermutlich sogar eine Strahlung, die Textilien porentief rein wäscht.

Was bleibt abschließend zu sagen? Der Plot ist im höchsten Maße konfus und zudem dermaßen konstruiert, daß nicht immer nachvollziehbar ist, wie ein Geschehen auf das Andere aufbaut. Trotz einiger beeindruckender Szenen muß daher das Fazit gezogen werden, daß sich mit Nemesis niemand aus dem Umfeld des ST-Universums mit Ruhm bekleckert hat. Der Film ist nicht wirklich schlecht ... Nur sehr, sehr unbefriedigend und stellenweise einfach nur ärgerlich. Die Next Generation hätte einen besseren Abgang verdient.