Wenn man ein Interview-Zitat lange genug zerpflückt, kann man alles mögliche hineininterpretieren. David Simon meinte damit wahrscheinlich nur, dass einige Zuschauer bei der Darstellung von Polizeiarbeit in Serien inzwischen aufmerksamer sind, nachdem sie "The Wire" gesehen haben. Ich würde sein Zitat ungefähr so übersetzen/interpretieren: "Aufmerksame Zuschauer können sich nach The Wire nie wieder sowas wie CSI, NYPD Blue oder Law & Order anschauen, ohne zu bemerken, wie einfach es sich diese Serien oft machen ..."
Bademeister hat den Zusammenhang ja bereits ausführlich erklärt. In "CSI" & Co. wird eben jeder Fall so zurechtgebogen, dass er möglichst schnell und spektakulär aufgeklärt werden kann. Das war bei "The Wire" nicht so simpel - und auch im Berufsalltag von Polizisten läuft es meistens anders. Natürlich werden diese 0815-Procedurals dadurch nicht aussterben. Es gibt immer genügend Zuschauer, die leichte Kost bevorzugen. Das ist ja auch völlig legitim. Nur sollte eben niemand dem Irrglauben aufsitzen, dass er sich mit "CSI", "NCIS" u.ä. Märchenformaten handfeste Fakten über die dort gezeigten Jobs aneignet. Ich persönlich hab ansonsten kein Problem damit, dass Serien existieren, die hauptsächlich dem Zweck der leichten Unterhaltung dienen. Ohne "Supernatural", "Fringe", "Strike Back", "Spartacus" oder "True Blood" würde mir was fehlen. HBO alleine wäre auf Dauer zu einseitig. Die Mischung macht's.
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