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Thema: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

  1. #1
    Frischling
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    Standard naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    chapter one

    Hier steh ich nun, komplett entblößt und beinahe schon tot. Ich warte nur noch auf den Aufruf. Angeblich soll es bei den letzten beiden Versuchen geklappt haben. Doch das sind alles nur Gerüchte. Keiner weiß wirklich, ob es funktioniert oder nicht, deswegen testen sie es an Todkranken ehemaligen Mitarbeitern. Es ist schon seltsam das gerade als die Testphase begann so viele Mitarbeiter an Aids, Krebs und anderen unheilbaren Krankheiten erkrankten. Das kann doch kein Zufall sein...

    „Michael Carter bitte.“, ertönt es aus dem völlig veralteten Lautsprecher im Wartezimmer und reißt mich dabei aus allen Gedanken. Es kann nicht mehr lange dauern dann wird mein Name durch den Lautsprecher dröhnen. Nein ich habe keine Angst, zumindest versuche ich mir das einzureden.

    Vor 3 Jahren wurde ich auf ID-Sience aufmerksam. Sie hatten eine Stelle für Programmierer frei, und da ich gerade Arbeitslos wurde, bewarb ich mich kurzer Hand. Schon einen Monat später war ich mitten drinnen, im programmieren einer Software für ID-BaR. Ich dachte nie, dass mir das eines Tages selbst zum Verhängnis wird. Dabei war es doch das perfekte Angebot: hohes Einkommen, freie Einteilung der Zeit und man arbeitete an etwas, das die ganze Welt revolutionieren wird.
    Es lief auch wirklich gut. Ich hatte mich mittlerweile zu einem Teamleader vorgearbeitet. Wir hatten die Aufgabe die gespeicherten Gehirnströme der Patienten mit Hilfe der Gen-Informationen zu vervollständigen.
    Oft hatten wir geglaubt den Algorithmus verstanden und endlich den Durchbruch geschafft zu haben, doch meistens 2 Wochen nachdem wir die Software abgeliefert hatten, bekamen wir die Meldung, dass sie nicht funktioniert und wir begannen wieder von vorne…

    „James Douk bitte.“
    Verdammt sie sind schon bei D. Nur der Tod kann mich jetzt noch vor dem Tod retten. Paradox, aber zwischen sterben und sterben ist eben doch ein Unterschied…

    Vor einem Monat war es dann wieder einmal soweit. Der angebliche Durchbruch eines anderen Programmiererteams. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich mein Leben gewaltig. Nicht wegen dem Durchbruch. Bei mir wurde ein unheilbarer Darmkrebs diagnostiziert. Ein großer Schlag. Die Arbeit, die ich geleistet habe, hat dadurch einen völlig anderen Stellenwert bekommen. Ich erinnere mich noch genau wie es war als ich aus dem Arztzimmer ging und ein großer Mann mit langen weißen Haaren und trüben Blick auf mich zukam:

    „Mr. Eargon?“
    „Ja?“
    „Mein Name ist Dr. Arnolds, ich habe gerade die schlechte Nachricht gehört und wollte Ihnen mein Beileid aussprechen.“
    „Soviel zu Schweigepflicht von Ärzten.“, antwortete ich.
    „Ich bin hier um Ihnen zu helfen.“
    „Tut mir leid, ich habe nicht mehr viel Zeit und ich kann auf Quacksalber wie Sie sehr gerne verzichten! Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen!“, sagte ich bestimmt und wollte weitergehen, doch der Mann schnappte mich bei der Schulter und flüsterte mir ins Ohr, dass gerade ich wissen müsste, dass ich alle Zeit der Welt habe.
    Ich folgte dem Mann also in sein Büro und hörte mir an was er zu sagen hatte.
    „So wie ich das sehe, haben sie nur 2 Auswahlmöglichkeiten:“, begann Mr. Arnolds bestimmt, „Entweder Sie lassen der Natur freien Lauf und warten mit höllischen Schmerzen, Angst und der Ungewissheit ob man am nächsten Morgen überhaupt noch aufwachen wird, auf Ihren Tod, oder aber Sie profitieren von Ihrer eigenen Arbeit. Ich denke Sie wissen von was ich rede?“
    „Sie reden davon mich freiwillig zu melden…“
    „Das Leben ist doch eine schöne Alternative zum Tod, oder etwa nicht?!“
    Wenn man gerade von seinem Tod erfahren hat, sollte man nicht vor solchen Entscheidungen gestellt werden. In solchen Situationen denkt man tatsächlich man hätte eine reale Chance, doch wenn es dann soweit ist merkt man, dass dem nicht so ist. Natürlich musste ich sofort ein Formular unterschreiben, dass die Firma keinerlei Verantwortung für jegliche Komplikationen, die eventuell auftreten könnten, übernimmt.

    Tja, und nun bin ich hier und warte wie das Schwein auf den Metzger. Was wäre wohl gewesen wenn ich damals nein gesagt hätte…

    „Mr. Eargon bitte.“

    Es ist soweit. Langsam betrete ich den Operationssaal. Tausende Gedanken im meinem Kopf. Der Wunsch sich einfach umzudrehen und wegzulaufen, die Unfähigkeit die Beine zu bewegen und es wirklich zu tun. Doch ich habe einen Vertrag unterzeichnet, und dieser besagt, dass sie mich auch einfangen dürfen, mit Gewalt wenn nötig.

    „Guten Tag Mr. Eargon, darf ich mich vorstellen mein Name ist Dr. Pasperon. Ich werde den Eingriff an Ihnen durchführen.“, begrüßt mich ein Mann im weißen Kittel. Meine Lippen sind wie zusammengeklebt vor Angst. Stillschweigend schüttle ich ihm die Hand.
    „Ich werde ehrlich zu Ihnen sein Mr. Eargon, wir wissen nicht ob der neue Algorithmus funktioniert. Um genau zu sein wissen wir nicht mal ob wir die Daten des Körpers richtig speichern. Sie sind nun der dritten an dem wir es mit der neuen Methode probieren. Zweifellos werden Sie kurz einen Schmerz verspüren wenn Ihr Kopf von Ihrem Körper getrennt wird, doch wir können Ihnen keine Schmerzmittel verabreichen, da wir sonst gefälschte Daten bekommen würden. Aber keine Sorge, bist jetzt ist nach der Operation noch niemand gekommen um sich zu beschwerden!“, sagt er und beginnt fürchterlich zu lachen. Er scheint sich selbst für irrsinnig witzig zu halten. Bald jedoch bemerkte er, dass nur er lacht und plötzlich ist Pasperon wieder ernst.
    „Nun gut, es ist Zeit.“

    Er deutet mir, dass ich mich auf den Operationstisch legen soll. Ich starre den Tisch an. Er ist sehr Breit und etwa in Kopfhöhe ist ein sehr dünner roter Faden gespannt. Ich will gar nicht wissen wofür das Seil da ist. Der Tisch hat sechs Bänder. Jeweils Zwei für die Füße und Hände, einen für den Bauch und einen für den Hals.
    Neben dem Tisch stehen viele seltsame Geräte, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie mussten wohl dazu dienen die letzten Nervensignale der Wirbelsäule vom, und zum Gehirn zu speichern, doch so genau weiß ich das auch nicht. Ich fühle mich als müsste ich übergeben, aber ich bin nicht fähig auch nur irgendetwas zu tun. Angst macht sich in vielen Wegen breit, doch das Wissen man wird in wenigen Minuten tot sein, kann man nicht realisieren. Ich muss zugeben, es ist auch eine Spur Neugierde, aber es gehen einfach zu viele Gedanken in einem vor um das zu beschreiben.

    „Mr. Eargon, es ist Zeit…“

    Langsam bewege ich mich zum Operationstisch. Ein letzter Blick durch das Fenster. Nur ein anderer Teil des Krankenhauses ist zu sehen. Was gäbe ich nur darum einen wunderbaren Ausblick zu sehen, aber ich denke, dass ist jetzt nicht mehr möglich. Ich lege mich auf den Tisch. Er ist völlig kalt. Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Der Blick an die weiße sterile Decke, dem dünnen Faden direkt über dem Kopf. Ich stelle fest, dass der Faden eigentlich weiß ist und er nur durch das Blut rot gefärbt wurde. Plötzlich ein klicken und dann… Nichts.

  2. #2
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    Ist Kapitel 2 schon in Arbeit? Mich würde interessieren, wie es Mr. Eargon weiter ergeht (wenn denn seine Geschichte weitererzählt wird/werden kann), ob seine Firma wirklich Testpersonen aus ihrem eigenen Mitarbeiterkreis "rekrutiert", ob ID-BaR ein Erfolg ist, und wofür "naevisus" steht. Oder ist das nur eine Kurzgeschichte?

  3. #3
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    jo, mir gehts wie lars. finde die geschichte auch interessant.

    .
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  4. #4
    Frischling
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    es gibt schon mehr.
    Ihr könnt es unter http://naevisus.livejournal.com/profile nachlesen.

    Zur Zeit schreibe ich an eine Chronologie für den Beginn um leichter in die Story zu finden und die Welt besser kennenzulernen.
    Da es viele Leute gibt die sehr schwer in die Geschichte finden.

    Naevisus ist in 6 Divisionen gekliedert.
    Wenn ihr wollt kann ich sie auch hier posten.

    Ansonsten einfach den oben genannten link verwenden.
    Würd mich sehr über feedback freuen.

    LG,
    conscience

  5. #5
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    Zitat Zitat von conscience
    ...
    Naevisus ist in 6 Divisionen gekliedert.
    Wenn ihr wollt kann ich sie auch hier posten.
    ...
    Würd mich sehr über feedback freuen.
    ...
    natürlich wollen wir das! so wirst du am schnellsten feedback erhalten!

    danke für infos & link!

    .
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  6. #6
    Frischling
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    division one: chapter 2

    Ein kleiner Raum, etwa 4 mal 4 Meter groß, mit zwei Schreibtischen und einer kleinen „ViewFoile“, dass ist der Arbeitsplatz von Mr. Roger Sayne und Dave Meida. Die beiden fühlen sich im Großen und Ganzen recht wohl in ihrem Büro. Sie haben beide keine Familie und deswegen auch keine Fotos auf ihren Schreibtischen stehen. Es wäre auch kein Platz dafür, denn die Schreibtische sind voll mit Essensresten. Roger and Dave starren gespannt auf die VF und folgen der Diskussion die gerade läuft.

    „… Es ist doch unerhört, dass Sie uns anmaßen Menschenfleisch zu essen. Wir sind doch keine Zombies!“ schreit ein Mann um die 40 mit kurzen braunen Haaren sichtlich entrüstet ins Mikrofon.
    „Zombies? Wohl kaum. Schweinen wird nun schon seit Jahrhunderten wiederverwertetes Tierfleisch als Nahrung gegeben. Ohne ernsthafte Probleme damit zu haben. Der Magen der Menschen ist nun mal dem der Schweine sehr ähnlich. Wieso sollten wir also soviel kostbares Fleisch einfach verbrennen und verrotten lassen, wenn wir daraus eine so wichtige Nahrungsquelle für uns Menschen schaffen könnten?“ entgegnete eine sichtlich genervte 25 jährige Frau.
    „Ms. Davis Sie wissen ganz genau dass es nicht so unproblematisch ist Schweine mit Tierfleisch zu füttern! Denken Sie doch nur einmal an…“

    „Ach der soll doch die Klappe halten. Es geht doch nichts über einen guten Burger mit Menschenfleisch. Soll er eben verhungern wenn es ihm nicht passt. Nachdem schon so viele Tiere auf der bedrohten Liste stehen ist doch Menschenfleisch das einzige was noch zu Genüge vorhanden ist.“ mault Dave so vor sich hin.
    „Genau, außerdem …“ bevor Roger den Satz zu Ende sprechen konnte, ertönt eine Frauenstimme aus einem Lautsprecher des Nebenzimmers: „Mr. Sayne, es ist Zeit für Ihren 2 Uhr Termin.“
    Roger sieht Dave an und schüttelt den Kopf: „Mann ich hasse es ständig von der VF weggeholt zu werden.“
    „Na los Roger, jetzt geh schon. Die Chars haben ja nicht ewig Zeit“ entgegnet ihm Dave und kann sich ein grinsen nicht verkneifen. Roger wirft ihm noch einen bösen Blick zu und verschwindet im Nebenzimmer.

    Er betritt einen Raum mit sechs Särgen ähnlichen Behältern. In drei dieser Behälter sind Frauen in den anderen drei Männer. Die Personen selbst unterscheiden sich sehr stark von einander. Doch eines haben sie alle gemeinsam: sie sind vollkommen Haarlos. Auf jedem der Behälter ist eine Tafel, auf denen einige Informationen stehen. Roger sieht sich die Informationstafeln an:

    WA: weiblich, caucasian, Größe 1.75, Haarfarbe wählbar
    WB: weiblich, afro-american, Größe 1.80, Haarfarbe wählbar
    WG: weiblich, asian, Größe 1.70, Haarfarbe wählbar

    ME: männlich, caucasian, Größe 1.85, Haarfarbe wählbar
    MO: männlich, afro-american, Größe 1.90, Haarfarbe wählbar
    MQ: männlich, asian, Größe 1.80, Haarfarbe wählbar

    "Schon wieder nur die Standardtypen lagernd. Mal sehen was ich heute brauche.", nuschelt Roger vor sich hin.
    Er geht zu einer weiteren VF an der Wand und drückt darauf. Es erscheint eine Akte vor ihm:

    ID: 84632261
    Name: Lucas Eargon
    Geschlecht: männlich
    Alter: 32
    Aussehen: -
    Job: Informatiker
    Religion: unbekannt

    "Oh, ein 846er Patient. Mal sehen. Ich denke ich gebe ihm ME mit schwarzen Haaren.", Roger geht zurück zu den Behältern und schiebt den Behälter ME in die Mitte des Raumes. Anschließend schließt er sieben Kabel an. Eines am Hinterkopf, zwei vorne in der Gesichtsgegend, zwei am Oberkörper und zwei bei den Beinen. Die Akte wird nun von einem Projektor an die Wand geworfen.
    "Wo bleibt denn der Probas für diesen Typen?! Es ist schon zwölf Minuten nach zwei!"
    In diesem Moment öffnet sich auch schon die Tür und eine Frau Mitte zwanzig betritt den Raum. Sie ist offensichtlich selbst einmal Patient von ID-BaR gewesen. Sie hat den WA-Typ mit braunen Haaren bekommen und sieht somit fast identisch aus wie die Frau aus dem ersten Behälter.
    "Guten Tag! Mein Name ist Miss Merch. Ich bin die Probas für ID 84632261. Können wir anfangen?" fuhr sie Roger schroff und ziemlich ungehalten an.
    "Ich habe ohnehin nur noch auf Sie gewartet.", murmelt Roger.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drückt er einige Knöpfe an dem Behälter. Er deutet ihr vom Behälter Abstand zu halten.
    "Ich beginne nun mit der ersten Stufe und hole die Daten damit bereits in das Gehirn."
    "Keine Angst, ich habe diese Prozedur schon einige Male gesehen, Sie müssen mir nicht sagen was Sie tun!", antwortet die Frau zickig.
    Grimassenschneidend betätigt Roger noch einige Schalter. Es beginnt in dem Behälter zu blitzen.
    "Ist das normal?", stammelt Miss Merch sichtlich überrascht.
    Er lächelt: "Doch noch nicht so oft dabei gewesen?"
    Ihr Gesichtsausdruck verdunkelt sich.
    "Keine Angst, das ist die neue Methode um den Datenverlust zu minimieren. Ziemlich neu. Funktioniert aber
    hervorragend!"
    Sie nickt mit einem gezwungenen Lächeln.
    "Stufe 2!" erwidert er, ohne der Frau auch nur einen Blick zuzuwerfen. Der Körper in dem Behälter beginnt heftig zu zucken. Miss Merch erschaudert am gesamten Körper. Sie muss ihren Körper zwingen sich nicht wegzudrehen.
    "Die Reflexe sind alle in Ordnung." sagt Roger mit einer gefühlslosen Stimme.
    "Ich werde jetzt die Daten in sein Hirn speisen und Ihn aufwecken", fuhr er fort.
    Erst jetzt bemerkt er wie angeekelt die Frau ist. Ein kurzes Lächeln durchfährt sein Gesicht bevor er mit einiger Verzögerung den letzten der Knöpfe direkt über dem Kopf-Kabel drückt.
    Ein Blitz, der das ganze Zimmer erhellte durchfuhr den Behälter. Kurz darauf beginnt eine Anzeige zu piepsen.

    Meine Augen öffnen sich. Helles Licht zwingt meine Augen dazu sich wieder zu schließen. Schmerz breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich versuche zu schreien damit sie aufhören. Mein Mund öffnet sich, doch meine Stimme bleibt stumm. Elektrizität lässt mich aufzucken und einen erneuten Schrei versuchen. Wieder stumm. Konzentration. Die Schmerzen werden heftiger. Zwanghaft versuche ich mich irgendwo festzuhalten. Meine Hände ergreifen nichts. Meine Zähne beißen krampfartig zusammen. Ich muss kämpfen nicht Ohnmächtig zu werden. Ein weiterer elektrischer Stoß durchströmt meinen Körper. Ein weiterer Aufschrei. Krächzen. Immerhin. Mein Körper bewegt sich willenlos. Konzentrier dich. Erstmals vernehmen meine Ohren etwas anderes als das surren von Strom. Ein piepsen. Ein hektisches Piepsen! Meine Augen öffnen sich erneut. Sie haben sich noch nicht an die Helligkeit gewöhnt und schließen sofort wieder. Ein erneuter Stromschlag. Schwarz.

    "Was ist passiert?", fragt Fr. Merch besorgt.
    "Er ist bewusstlos. Sein Blutdruck ist viel zu hoch. Ich werde ihm etwas zur Beruhigung Spritzen. Das ist das bekannte Problem bei der 846er Serie. Sie war einfach noch nicht so ausgereift. Ich werde ihn in Tiefschlaf versetzen. Anschließend seine Muskeln anschließen um sie zu trainieren. Er wird etwa 2 Wochen still gelegt. Erst dann können Sie ihn mitnehmen."
    "Hat er Schäden oder wurde die Identität erfolgreich übertragen?"
    "Die Anzeigen seiner Gehirnaktivitäten ist normal. Soweit keine Hirnschädigungen. Inwiefern das Gehirn mit dem Körper zu Recht kommt wird sich erst nach der Tiefschlafphase herausstellen. Aber es sieht nicht schlecht aus. Nachdem er geblinzelt hat und auch seinen Mund geöffnet hat, dürfte er zumindest bereits Kontrolle über seinen Kopf gehabt haben."
    "Um es klarzustellen: Ich werde mich nicht um ihn kümmern sollte er körperliche oder geistige Schäden haben!"
    "Keine Angst sie bekommen Ihn entweder komplett funktionstüchtig oder gar nicht. Gehen Sie jetzt bitte zu meinen Kollegen um das schriftliche zu Erledigen. Ich werde mich um unseren Patient kümmern."
    Die Frau nickt und verlässt das Zimmer.

    Dave wartet bereits: "Guten Tag schöne Frau!"
    "Ersparen Sie sich ihre Blamage. Ich bin hier für ID 84632261. Haben Sie den Vertrag?"
    Dave nickt: "Sie sind vertraut mit den Standard-Klauseln? In diesem Fall gibt es neben der Job- und Wohnungsbeschaffung noch einen weiteren Punkt: er ist Religionslos. Sie müssen ihn also auch noch eine Religion suchen."
    "Ein recht ungewöhnlicher Punkt. Warum weiß man nicht welcher Religion er vor seinem Backup angehört hat?", sie wirkt sehr Misstrauisch.
    "Es scheint nicht in den Daten auf. Vielleicht ist die Religion aber auch schon geklärt wenn sie ihn einfach fragen. Nachdem Sie die Aufsicht über den Patient 84632261 erhalten haben, haben sie einen Monat zeit diese Dinge mit ihm zu erledigen. Sind sie bereit die Bürgung zu übernehmen?"
    "Natürlich. Was muss ich machen?"
    "Das übliche Prozedere: Finger und Irisscan.", Dave zeigt auf seinen Schreibtisch.
    Frau Merch legt den Finger auf den dafür vorgesehenen Punkt und bückt sich um ihre Augen scannen zu lassen. Dave starrt auf die VF: ein Fehler wird angezeigt.
    "Oh, ich wusste nicht dass Sie selbst Patientin waren. In diesem Fall reichen die Scans noch nicht aus. Ich bitte Sie diese Maske aufzusetzen."
    "Ist das wirklich notwendig? Die Maske ist sehr unangenehm!" protestiert die Frau.
    "Leider ist es notwendig, da es noch nicht ausreicht Ihre ID festzustellen.
    Widerwillig setzt sich die Frau die Maske auf. Ein kurzes zucken und die Anzeige auf der VF ändert sich:

    ID: 63542626
    Name: Merch Ann
    Geschlecht: weiblich
    physisches Alter: 24
    psychisches Alter: 82
    Aussehen: WA + braune Haare
    Job vor Backup: Psychologin
    Job zurzeit: Probas
    Religion: Christentum

    "Vielen Dank Miss Merch. Sie werden von uns kontaktiert sobald Sie 84632261 abholen können. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!"
    Sie reißt sich die Maske herunter und keucht. Ohne ein Wort zu sagen verlässt sie das Gebäude.

  7. #7
    Frischling
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    Standard AW: naevisus: division one - id-bar (identity backup and restore)

    division One – chapter 3

    Licht kitzelt an meinen Augenliedern und zwingt mich vorsichtig zu blinzeln. Es ist zu grell um meine Augen offen zu halten. Sie verengen sich wieder zu ganz kleinen Schlitzen. Ein steriler Geruch wie in einem Krankenhaus zieht in meine Nase. Ich zucke kurz zusammen als ein kleiner Luftstoß meinen Körper berührt. Mir ist kalt und dem Luftzug zufolge liege ich nackt hier. Wo auch immer hier ist. Angestrengt versuche ich meine Augen zu beherrschen um ein Bild von meiner Situation zu bekommen. Wie wenn man das Radio langsam aufdreht melden sich nun auch meine Ohren. Doch mehr als ein Piepston der regelmäßig piepst ist nicht zu hören. Mein Bild von dieser Situation vervollständigt sich in meinem Kopf. Steriler Geruch, grelles Licht, ein regelmäßiges Piepsen… ein Krankenhaus.
    Die Augen gewöhnen sich langsam an das grelle Licht und senden erste verschwommene Bilder an mein Gehirn. Viele weiße Flächen, die meinen Verdacht vom Krankenhaus bestätigen. Da ist noch etwas. Eine Silhouette. Es handelt sich um eine Frau. Eine Krankenschwester?
    „Guten Morgen Mr. Eargon.“, eine sanfte Stimme erklingt in meinem Ohr und obwohl ich nicht erkennen kann, dass die Krankenschwester spricht, ist mir durchaus bewusst, dass es ihre Stimme sein muss.
    Ich versuche ein mit einem „Guten Morgen“ zu antworten, doch es reicht nur zu einem gekrächzten „N… morgn“.
    „Ich weiß, dass Ihnen das Sprechen sehr anstrengend für Sie ist, Sie müssen sich allerdings dazu zwingen um Ihre Stimmbänder wieder zu trainieren. Wie geht es Ihnen? Sind Sie schmerzfrei?“
    Über diese Fragen habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich zögere einige Momente um festzustellen wie es meinem Körper geht und ob irgendwelche Schmerzen, die ich bis jetzt verdrängt habe, auftauchen. Nachdem keine Beschwerden auftreten versuche ich erneut zu antworten: „E… Es“, ich schlucke, „Es geht… ganz gut.“
    Es könnte Einbildung sein, doch es scheint als zaubert diese Antwort ein schmales Lächeln auf das Gesicht der Frau.
    „Das freut mich zu hören Mr. Eargon. Mein Name ist Ann Merch und ich bin Ihr Probas. Das heißt ich bin so etwas wie eine Mischung aus Bewährungshelferin und Psychologin. Aber keine Angst das ist alles nur Routine arbeit. Sie sind in keinerlei Schwierigkeiten von denen ich wüsste.“, sie versucht das ganze witzig rüberzubringen, verkrampft aber zu sehr.
    Diesmal nicke ich nur kurz mit dem Kopf, und bin überrascht dass es funktioniert, ehe sie ihre Ansprache fortsetzt.
    „Meine Aufgabe ist es Sie wieder in das Leben resozialisieren. Wir sind mehr oder weniger Partner für die Zeit die Sie brauchen um einen Job, eine eigene Wohnung und Ähnliches zu finden. Ich muss ihnen jetzt einige Dinge die für Sie sehr schwer zu glauben sind. Was ist das letzte woran Sie sich erinnern können?“
    Meine Stirn muss sehr angestrengt aussehen, zumindest wenn es nach dem geht wie sehr ich darüber nachdenke, was meine letzte Erinnerung ist. Es kommt mir vor als habe ich stundenlang geschwiegen als es mir plötzlich wieder einfällt.
    „Operationstisch… Wartezimmer… Dr. Pasperon… Dr. Arnolds… Leben als alternative zum Tod… Naevisus… Naevisus…“, keine Ahnung wie oft ich Naevisus wiederholt habe, aber Ann Merch dürfte zufrieden sein.
    „Sie sind, mehr oder weniger, noch immer im Naevisus Gebäude. Ihre Identität wurde wiederhergestellt. Da es zu dem Zeitpunkt ihres Backups noch keine ‚Körperwunschlisten’ gab, steckt Ihre Identität nun in einem Standard Körper. Ich werde Ihnen nun einen Spiegel vorhalten. Sie werden sich in diesem Spiegel selbst sehen, auch wenn Sie sich anders in Erinnerung haben. Es könnte Sie in einen Schockzustand versetzen. Versuchen Sie sich also zu entspannen. Verstehen Sie was ich Ihnen sagen will?“
    Natürlich habe ich keine Ahnung was das alles soll, dennoch erwidere ich ein simples „Ja.“, das sich schon überraschend gut anhört, da sich meine Stimmbänder scheinbar langsam erholen.
    Die Frau steht auf und verschwindet kurz hinter einem Schrank. Kurz darauf kommt sie mit einem Spiegel zurück.
    „Sind Sie bereit Mr. Eargon?“
    Ich nicke kurz und merke wie mein Puls höher schlägt, da das Piepsen schneller und in meiner Empfindung auch lauter wird. Sie bewegt den Spiegel so, dass ich mein Gesicht darin erkennen kann. ‚Mein’ Gesicht.
    Jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass mein Gesicht kreidebleich ist.
    „Alles in Ordnung Mr. Eargon?“
    Mein Mund öffnet sich und ein Ja stößt hervor, doch es scheint als habe mein Mund diese Anweisung nicht von mir. Es ist nicht in Ordnung. Das bin nicht ich. Ein stechender Schmerz in meinem Kopf setzt ein.
    Ms. Merch hat wohl gemerkt dass ich den Anblick nicht weiter ertrage und lässt den Spiegel wieder verschwinden.
    „Wollen Sie ein Beruhigungsmittel?“
    Ich schüttle den Kopf.
    „Mr. Eargon“, eine kurze Pause bevor sie weiter spricht: „das ist nur der Anfang. Es ist meine Pflicht Ihnen noch mehr zu erzählen. Ich fürchte es könnte Sie beunruhigen. Sollen wir es für den Moment belassen und erst morgen weitermachen.“
    „Ms. Merch, es ändert nichts daran ob Sie es heute oder morgen sagen. Also lassen Sie uns einfach weitermachen.“
    Sie nickt und was danach folgt klingt alles sehr seltsam und ich weiß nicht ob ich alles richtig verstanden habe…

    „Ich bin darauf spezialisiert zurückgeholte Menschen zu betreuen. Das wichtigste ist dass wir beide uns vertrauen, auch wenn ich für den Anfang eine wildfremde Frau für Sie bin. Ich werde Ihnen ein wenig von mir erzählen und dazwischen immer wieder etwas von der Welt die Sie da draußen erwartet. Es ist ein hartes Stück arbeit das alles zu verarbeiten. Mir ist das bewusst. Wenn Sie das Gefühl haben nicht mehr zu können sagen Sie es mir bitte und wir brechen für den Moment ab.
    Wie sie bereits wissen ist mein Name Ann Merch. Der Körper den Sie sehen ist 24 Jahre alt. Tatsächlich bin ich aber bereits 82. Auch ich bin bereits gespeichert und wieder zurückgeholt worden. Bereits zweimal. Ich weiß also was es heißt diese Strapazen über sich ergehen zu lassen. Der Grund warum meine Identität das erste Mal gespeichert wurde, war eine Krankheit. Aids um genau zu sein. Ich war bereits im Endstadion der Krankheit und die Ärzte gaben mir nur noch einige Tage zu Leben also stimmte ich dem Backup zu. Zu diesem Zeitpunkt war ich Psychologin und nachdem Naevisus in meinen zweiten Körper steckten, heuerten sie mich an für Naevisus zu arbeiten. Es begann meine erste Zeit als Probas. Ich habe drei Leute betreut ehe der Aufruf kam, dass sich alle Naevisus Mitarbeiter den „circle of life“ Chip implantieren lassen müssen. Wie sich herausstellte war es mein Glück, denn mein zweiter Körper hatte… Nunja… irreparable Schäden. Meine Identität wurde also erneut gespeichert und in einen neuen – diesen – Körper gesteckt. Es ist schwer sich an diesen neuen Körper zu gewöhnen. Ich konnte mich Jahrelang nicht dazu überwinden in einen Spiegel zu sehen, doch irgendwann war es mir egal. Es kommt nicht auf den Körper an. Es kommt darauf an welcher Geist in diesem Körper steckt.
    Ich hatte noch einen Fall den ich bearbeiten musste bevor ich Ihnen zugeteilt wurde. Mein wissen um Ihre Zeitepoche hilft mir Sie bestens auf die ‚neue’ Welt vorzubereiten.
    Wir befinden uns in einer so genannten Circlotron Stadt. Eine Stadt die Ringförmig aufgebaut ist. Es handelt sich dabei um 7 Ringe. Im Prinzip ist es ganz einfach. Je höher Sie sozial gestellt sind, desto weiter sind sie von dem inneren Kern der Stadt weg. Der Grund warum sich die wichtigen Unternehmen und Regierungsgebäude sowie die Sozial höher gestellten im äußeren Ring sind ist im Prinzip ganz einfach: Während dem Krieg, von dem ich Ihnen später erzähle, wurden viele Bomben geworfen die eine sehr große Reichweite hatten. Die Circlotron Städte sind so aufgebaut, dass wenn eine Bombe einschlägt, die Regierung im Äußeren Ring immer noch mindestens 3-4 Gebäude hat um weiter zu funktionieren. Sollte eine Bombe direkt im Kern der Stadt einschlagen wären die beiden Äußeren Ringe komplett verschont.
    Aber lassen Sie uns die politischen Dinge und den Krieg für später aufheben. Lassen Sie mich einige Dinge über sich selbst erklären.
    Wie jeder Naevisus Mitarbeiter haben auch alle Leute die wieder Restored wurden den „circle of life“ Chip integriert. Sie sehen an ihrem linken Unterarm. Er zeigt die Zeit an, die Ihr Körper biologisch überleben kann. Das heißt aber nicht dass Sie bis zum Ablauf der Zeit unsterblich sind. Nein. Sie können sich beim stolpern das Genick brechen und Ähnliches. Die Zeit zeigt im Prinzip die Dauer Ihres Lebens bei idealen Bedingungen an. Wenn Sie über genügend Geld verfügen, können Sie sich vor Ablauf der Zeit einen neuen Körper erkaufen und Ihre Identität nochmals speichern und wiederherstellen. So haben Sie im Prinzip die Chance auf ein unendliches Leben. Theoretisch.“

    Sie sieht mich etwas seltsam an und zieht ihre linke Augenbraue hoch.
    „Sie können mir nicht mehr folgen oder?“
    Ich versuche ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
    „Es ist sehr viel Information und es klingt alles reichlich seltsam.“
    „Okay Mr. Eargon. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wir hören heute auf mit der ‚Belehrung’. Dafür hole ich Ihnen einen Arzt der mit Ihnen das Gehen trainiert. Wenn Sie erstmal gehen können, hole ich Sie ab und zeige Ihnen die Welt und wir beginnen mit der Resozialisierung. Einverstanden?“
    „Danke Ms. Merch!“, sage ich sichtlich erleichtert.
    „Wir werden noch viel Zeit miteinander verbringen, also nennen Sie mich bitte Ann.“
    Ich lächle erneut bin aber zu erschöpft eine Antwort zu geben.

    Ann steht auf und verschwindet aus dem Raum. Ich fühle mich etwas verloren und starre auf meinen Unterarm. Die Zahlen die langsam runterzählen verstärken dieses unangenehme Gefühl. Doch da ist noch etwas anderes. Eine gewisse Neugierde…

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    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 05.12.2006, 19:35

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