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cornholio1980
23.09.2011, 09:47
Attack the Block

UK 2011
Regie: Joe Cornish
Mit: John Boyega, Jodie Whittaker, Luke Treadaway, Alex Esmail, Leeon Jones, Nich Frost u.a.


Kinostart: 22.09.2011


http://i164.photobucket.com/albums/u32/SFCKino/AttacktheBlock.jpg


http://www.youtube.com/watch?v=tI7BEuYIaOw


Inhalt
Gerade hat eine Gang von Jugendlichen eine junge Krankenschwester ausgeraubt, da kracht direkt neben ihnen etwas, dass aus dem Himmel gestürzt ist, in ein Auto. Als Gang-Leader Moses nachsieht, wird er von einem außerirdischen Wesen angegriffen - doch das Biest hat gegen die Gang keine Chance. Wie eine Jagdtrophäe schleppt man das Ungetüm bis zum "Block" - ihrem Wohnhaus, wo sie es im sichersten Bereich des ganzen Viertels aufbewahren wollen: in Ron's Grashöhle. Während man überlegt, wie man aus dem Alien am besten Profit schlagen kann - an die Wissenschaft verkaufen, oder doch besser zur Klatschpresse damit gehen? - fallen weiteren Objekte nahe ihres Wohnblocks vom Himmel herab. Moses und seine Gang beschließen, ihren "Block" zu verteidigen und sich dem Kampf gegen die "Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfuckers" zu stellen...


"Attack the Block" hat gestern im Wiener Filmcasino als Eröffnungsfilm des Slash Filmfestivals unter Anwesenheit des Regisseurs Joe Cornish Premiere gefeiert - und ich war natürlich mit dabei ;). Leider hat mich der Film, wie ich es vorab schon befürchtet hatte (es kam zuletzt einfach zu oft vor dass mich hochgelobte Genrefilme eher enttäuscht hatten - neben "District 9" der zwar gut aber längst nicht das Über-Highlight war als dass er damals von einigen hingestellt wurde, fällt mir vor allem noch "Scott Pilgrim" als Negativ-Beispiel ein), nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen - dennoch ist er ein interessanter, gefälliger Genre-Mix, der vor allem aufgrund des Settings in einem heruntergekommenen, von Gangs beherrschten Londoner Wohnblock dem Alien-Invasionsfilm frisches Leben einhaucht.

Sehr gut gefallen konnte mir das Design der Aliens, dass sich ganz bewusst von diesen selbst wenn man sie genau sieht kaum zu erfassenden/verstehenden tentakeldinger-Designs á la Cloverfield und Super 8 unterscheidet. Die oben angegebene Beschreibung aus dem Film, "Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfucker" triffts perfekt :hmm:. Toll auch, dass Joe Cornish bis auf die leuchtenden Zähne überwiegend auf CGI verzichtet, und stattdessen auf den guten alten "Mann im Kostüm"-Zugang setzt - nicht nur deshalb verströmt "Attack the Block" trotz aller moderner, "aktueller" Elemente wie der Londoner Jugendkultur doch auch einen Hauch von Nostalgie. Positiv auch, dass der Film was Sprache (also Schimpfworte) und Gewalt betrifft keine Kompromisse eingeht - es jedoch auch nie dermaßen übertreibt, dass eines der Elemente zum Selbstzweck verkommt bzw. der Realismus des Geschehens darunter leiden würde. Weiteres Lob gibts von mir für den Slang der Jugendlichen - wenn man aufgrund diesem auch vor allem zu Beginn teilweise mit Fragezeichen über dem Kopf auf die Leinwand starren wird (zumindest im O-Ton, den ich trotz allfälliger Verständnisprobleme definitiv empfehlen würde), den grandios inszenierten Showdown, die natürlich wirkende Charakterentwicklung sowie die mitschwingende Sozialkritik, die "Attack the Block" trotz aller Unterhaltung auch einen Hauch von Tiefe verleiht, den viele ähnliche Filme aus Hollywood vermissen lassen.

Weniger gut gefallen konnte mir die Inszenierung der Action - vom Showdown mal abgesehen, der hier eine positive Ausnahme darstellt. Diese war - möglicherweise auch aufgrund des geringen Budgets - zumeist derart hektisch inszeniert, dass cih dem Geschehen teilweise nicht mehr folgen konnte, und es dadurch mit der Zeit richtiggehend ermüdend war. Wohl auch deshalb stechen für mich vor allem die ruhigeren Momente und die Gespräche der Figuren hervor - da die Action hier zumindest für mich nicht mithalten kann. Und auch mit den Soundtrack hat Joe Cornish leider absolut nicht meinen Geschmack getroffen. Insgesamt würde ich ihn - wohl als einer der wenigen aus dem gestrigen Besucherkreis der Veranstaltung :hmm: - doch unter "Super 8" einreihen, der zwar um einiges weniger originell war und das schlechtere Monster-Design zu bieten hatte, dafür jedoch über deutlich mehr Charme verfügte und mich einfach stärker angesprochen hat. Hier brauchte ich leider etwas, um in den Film reinzukommen und mit den Figuren warmzuwerden. Für alle, die vom immer gleichen Hollywood-Alien-Invasionsfilm nach Schema F die Nase voll haben, sei dieser gelungene, unterhaltsame, interessante und ansatzweise originelle Genre-Mix aus Ganster-, Horror- und SF-Film aber wärmstens ans Herz gelegt - Bro!
7,5/10

PS: Abschließend ein paar Highlights aus dem nachfolgenden kurzen Q&A mit dem Regisseur (verrät zwar nichts aus dem Film, habs aber nichtsdestotrotz unter Spoiler gepackt)->

Das Design der Monster ist von einer schwarzen Katze, mit der Joe Cornish aufgewachsen ist, sowie dem rotoskopierten "Herr der Ringe"-Animationsfilm von Ralph Bakshi inspiriert.
Joe Cornish hatte die erste Idee für den Film bereits vor etwa 10 Jahren, hat sich aber ausreichend Zeit für Recherche der Gang-Szene bzw. der Jugendkultur genommen, um die Gang so realistisch wie möglich darstellen zu können. Danach ist das Drehbuch entstanden. In den letzten 10 Jahren hat er zudem durch seine TV-Arbeit ausreichend Erfahrung gesammelt, um sich ein derartiges Unterfangen zuzutrauen. dennoch war es sein erster Spielfilm und war er dementsprechend unerfahren - weshalb er es beruhigend fand, dass bis auf wenige Ausnahmen die meisten der von ihm gecasteten Darsteller ebenfalls noch nie vor der Kamera standen ;).
Als Inspirationsquellen für den Film an sich nannte Joe Cornish das Kino der 80er; neben E.T. vor allem noch die Filme von John Carpenter (Das Ende, Das Ding aus einer anderen Welt).
Den Namen Moses hat er vom Freund eines Freundes "geklaut" und in erster Linie deshalb genommen, da er ihm gefiel. Als das Drehbuch fertig war und er die biblischen Assoziationen erkannte, hatte er kurz überlegt ihn zu ändern, da es ihm zu offensichtlich erschien, aber dann sagte er sich "Fuck it".
Noch bevor er "Attack the Block" gedreht hat, hat er gemeinsam mit Edgar Wright das ursprünglich von Stephen Moffat geschriebene Drehbuch zu "Tim & Struppi" überarbeitet; eine Erfahrung, die er vor allem aufgrund der Personen, mit denen er arbeiten konnte (Jackson! Spielberg!) als lohnend empfand - wenn man bei einer solch großen Produktion als Drehbuchautor auch nur ein kleines Rädchen in der Maschine sei.
Für die Originalmusik zeichnet sich die Londoner Band "Basement Jaxx" sowie der Komponist Steven Price verantwortlich, der u.a. der assistierende Komponist für Howard Shore bei der "Herr der Ringe"-Trilogie war, und auch einige der kleineren musikalischen Themen dafür geschrieben hat.
Er arbeitet bereits an seinem nächsten Film, wollte sich aber keine Details entlocken lassen, da immer die Gefahr bestünde, dass jemand die Idee nimmt und was besseres draus macht ;).


Generell hat man gemerkt, dass Joe Cornish früher auch als Radio-Comedian tätig war. Er war sehr locker, gut gelaunt und hat einige gelungene Gags eingestreut. Der Besuch hat sich definitiv gelohnt :)