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Thema: Ich habe keine Lust mehr auf Kapitalismus ...

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  1. #1

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    Jede erfolgreiche Ideologie muss eben auch dem kleinsten Hanswurst noch ein paar Krümel hinwerfen um weiterzubestehen. Ist Jeder irgendwo Komplize, sind alle korrumpiert und hängen mit drin, dann mag Keiner wieder raus aus Angst vor dem danach. Onkel Ade wusste das. Der fette Kim in Nordkorea auch und ebenso unsere Geldadlaten in Frankfurt und London. Der Kapitalismus ist dahingehend mit am Erfolgreichsten und Beständigsten, passt sich allen politischen Systemen an wie ein Schuh demjenigen, der ihn trägt. Und der Schuh passt. Das Einzige was noch beständiger ist als der Kapitalismus ist unser Relativier-Loser. Alle paar Monate kommt er über uns, verkündet dass eh alles Käse ist, schon immer so war und auch in Zukunft so sein wird. Eine Naturgewalt, wie das Wetter.

    Es wird Regen geben, drum: Here comes the sun...and I say - it's alright...

  2. #2
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    ... Das Einzige was noch beständiger ist als der Kapitalismus ist unser Relativier-Loser. Alle paar Monate kommt er über uns, verkündet dass eh alles Käse ist, schon immer so war und auch in Zukunft so sein wird. Eine Naturgewalt, wie das Wetter. ...
    Naja, der gute alte Loser muss sich sein Lebensmodell eben auch irgendwie schön reden. Da ist er nicht sehr viel anders als die Mitläufer und Kleingeister, über die er sich sonst so gern auslässt. Ein Fünkchen Wahrheit steckt diesmal aber schon in seinem notorischen Relativier-Posting: Es ist inzwischen schick, sich über "den Kapitalismus" aufzuregen. Die Phrasen, die Reiner in seinem Startbeitrag runtergebetet hat, findet man heutzutage in vielen Kommentarspalten und Stammtischrunden wieder. Dabei stellt sich allerdings eine Frage an all diese selbsternannten Kapitalismuskritiker: Was tut ihr eigentlich dagegen? Reiner sagt, er habe keine Lust mehr auf Kapitalismus und fragt am Ende seines Beitrags, ob es wirklich so weitergehen muss. Das alles sind legitime Gedanken und Fragen, allerdings wird sich allein durch Nachgrübeln und Schwadronieren nichts ändern. Der kritische Blick richtet sich dabei mal wieder ausschließlich auf "die da oben". Wenn man jedoch keine Lust mehr auf etwas hat und eine Änderung möchte, sollte man erstmal bei sich selbst anfangen und seinen eigenen Lebenswandel überdenken. Doch wer geht denn wirklich so weit wie die Leute, die Loser in seinem Beitrag von der gewohnt-distanzierten Zynikerpersektive herab belächelt? Also diejenigen, die Fair Trade fördern, überwiegend regional und ressourcenschonend einkaufen, umweltverträgliche Verkehrsmittel bevorzugen... kurz gesagt, (verantwortungs)bewusst konsumieren und handeln. Wer auf Kapitalismus keine Lust mehr hat und das wirklich ernst meint, müsste eigentlich konsequenterweise auf ein alternatives Lebens- und Konsummodell umsteigen (da gibt es genügend Auswahl, es kann also niemand behaupten, es gäbe keine Alternativen). Denn man kann nicht das richtige Leben im falschen führen. Ansonsten ist diese Kritik nur Dampfplauderei - und damit ließ sich bisher noch nie etwas bewegen.

    Mein Eindruck ist bisher jedenfalls, dass viele Kapitalismuskritiker zwar einen Gesinnungswandel von Wirtschaft und Politik fordern, aber selbst nur in sehr geringem Umfang dazu bereit sind, etwas an ihren eigenen Lebensgewohheiten zu ändern - das übliche Outsourcen von Eigenverantwortung eben.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  3. #3

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Mein Eindruck ist bisher jedenfalls, dass viele Kapitalismuskritiker zwar einen Gesinnungswandel von Wirtschaft und Politik fordern, aber selbst nur in sehr geringem Umfang dazu bereit sind, etwas an ihren eigenen Lebensgewohheiten zu ändern - das übliche Outsourcen von Eigenverantwortung eben.
    Ein authentischer Kritiker lebt das, was er predigt.

    Deshalb finde ich zum Beispiel Al Gore unglaubwürdig, den "Klimapapst", der mehrere Villen besitzt und mit einem Privatjet um die Welt fliegt während er Normalbürgern gegenüber Verzicht und Nachhaltigkeit predigt. Jeder Mensch kann sich um eine wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Lebensweise bemühen. Das bedeutet nicht, als Hermit im Wald zu leben und sich von Baumrinde zu ernähren - bereits kleinere und die Bequemlichkeit wenig einschränkende Änderungen wie die Reduzierung des Fleischkonsums oder regelmäßig das Rad statt dem Auto zu benutzen haben einen Effekt. Das schont die Umwelt, die eigene Gesundheit, den Geldbeutel und mit dem freiwerdenden Geld kann man z.B. bei seinem Ökobauern ein gutes Stück Fleisch kaufen statt den Industriemist von Wiesenhof und Co. - und fördert nebenbei noch die heimische Wirtschaft. Unsere heutige globalisierte Wirtschaft ist fast durchgehend auf Quantität und nicht auf Qualität gebürstet, allerdings gibt es in praktisch jeder Produktgruppe Nischenunternehmen die teurere, aber dafür nachhaltigere Produkte anbieten.

    Was Reiner schreibt ist natürlich nicht falsch, die politisch-gesellschaftliche Ebene ist mindestens ebenso wichtig, wie die Private. Dass durchgreifende Veränderungen hin zu einer sozialeren und nachhaltigeren Gesellschaft möglich sind zeigt uns das kleine Island, welches in der Finanzkrise einen gänzlich anderen Weg gegangen ist und sich nun wieder im Aufwind befindet. Natürlich würde Jeder von uns sich so ein breites Bürgerengagement auch hier in Deutschland wünschen, allerdings ist der Leidensdruck wohl einfach noch nicht groß genug da Deutschland im Vergleich zu Island, Griechenland oder Spanien bisher vergleichsweise glimpflich durch die Finanzkrise geschlittert ist. Einen radikalen Bruch mit dem Sozialstaat hat es hier noch nicht gegeben, eher einen graduellen Abbau Desselben.

    Zitat Zitat von Reiner Beitrag anzeigen
    "Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte erwarb den Wohlstand durch Arbeit und nicht durch leistungslosen Zins."
    Ich kenne die Quelle dieser Aussage nicht, ich bezweifle jedoch stark dass die sozialen Unterschiede im Mittelalter geringer waren als Heute. "Wer viel hatte" erwarb diesen Wohlstand durch Geburt, nämlich durch Adelsprivilegien, dieser Wohlstand war ein ebensolcher Selbstläufer wie der Zinseszins auf große Kapitalvermögen Heute, denn Adel und Kirche besaßen praktisch das gesamte Land welches die Bauern für diese Lehnsherren gnädigerweise bewirtschaften durften (gegen Gebühr, versteht sich - siehe den Kirchenzehnt). Eine Bürgergesellschaft aus selbstständigen Kaufleuten, Angestellten usw. gab es nämlich im Mittelalter weitestgehend noch nicht, die kam erst mit der Industrialisierung vor rund 200 Jahren auf. Die damalige Machtelite waren König, Adel und Kirche und sie quetschten den Bauernstand aus wie eine Zitrone. 99 % der mittelalterlichen Gesellschaft lebte in Quasi-Sklaverei ohne irgendeine wirtschaftliche Selbst- und politische Mitbestimmung.

    Kaum ein gangbares Vorbild für unsere Zukunft, es sei denn Du sehnst Dich danach für Kurfürst KT zu Copy and Paste-berg auf dessen Latifundien Spargel zu stechen.

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