Heuer auch meine bescheidene Meinung! Und mein Fazit stelle ich auch gleich voran: Es ist Mr. J.J. tatsächlich gelungen, sein eher unbefriedigendes Reboot von 2009 zu toppen. Hier erreicht Star Trek endlich echte Blockbuster-Qualitäten, woran fast alle bisherigen Filme deutlich gescheitert sind. Welche Konsequenzen das für das Franchise hat, ist gegenwärtig nicht absehbar, aber ich bin davon überzeugt: Star Trek lebt - Und ist dabei vitaler als jemals zuvor! (Ok, abgesehen von den frühen 1990ern...)
Nach 4 Jahren hatte ich das Gefühl, an einen bekannten Ort zurückzukehren. Die Darsteller waren jetzt schon bekannt, das 2009 noch befremdlich wirkende Design der Enterprise wirkte nun schon vertraut, und irgendwie wehte immer wieder der typische Star-Trek-Wind durch die Luft. Mal als laues Lüftchen, mal als Sturm. Diesmal hatte ich wirklich das Gefühl, einen Star-Trek-Film vorgesetzt zu bekommen, denn in Ansätzen stellt Mr. J.J. unter Beweis, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat. So zitiert er nicht einmal unpassend einige großartige ST-Momente, er wirft zumindest einige ethische Grundfragen z.B. im Zusammenhang mit der obersten Direktive oder im Hinblick auf die moralisch fragwürdigen Befehle der Enterprise auf und besinnt sich auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Crew. Das geschieht zwar zugegebenermaßen alles sehr oberflächlich, ist aber doch zumindest ausreichend, als Trekkie ist man ja eh verwöhnt. Dennoch ist hier der Zusammenhalt der Enterprise-Mannen wesentlich deutlicher spürbar als noch 2009. Und in diesem Zuge dürfen die Schauspieler endlich unter Beweis stellen, wie viel sie von ihrem alter ego begriffen haben. Chris Pine liefert eine brilliante Performance als Kirk ab, die sich sehr stark an den frühen Jahren von William Shatner orientiert und versucht, in die Rolle des Captains des Flaggschiffes hineinzuwachsen. Zachary Quinto überzeugt abermals als Spock, der sich seit den Ereignissen des letzten Films spürbar weiterentwickelt hat und teilweise neue Einblicke in das Gefühlsleben eines (Halb-) Vulkaniers gewährt. Simon Pegg ist endlich als Scotty im ST-Universum angekommen, seine Szenen fand ich herrlich und eines James Doohan durchaus würdig. John Cho nutzt die Chancen, die einem George Takei in der Originalserie nur selten gegeben wurden, um einen ernstzunehmenden und ehrgeizigen Offizier darzustellen, der definitiv sein eigenes Kommando verdient hätte - Wir warten auf "The Adventures of Captain Sulu"! Zoë Saldaña nimmt ihre Aufgaben ebenso gewissenhaft wie Nichelle Nichols wahr, zeigt aber auch, was aus ihrer Rolle zu machen ist und dass Uhura zu weitaus mehr brauchbar ist, um nur ein paar Knöpfe zu drücken. Auch ihre Beziehung zu Spock gewinnt mehr Boden und macht das Szenario glaubwürdiger als 2009, als und das einfach so als gegeben aufgetischt wurde. Karl Urban ist für mich in der Rolle als Pille die Reinkarnation von DeForest Kelley. Auch wenn er hier recht wenig zu tun hat, wirken seine Sprüche einfach nur authentisch. Es ist natürlich schade, dass er am altbekannten Triumvirat Kirk-Spock-McCoy so wenig teilhat, aber da drücke ich mal ein Auge zu, denn der Film hat insgesamt seine ST-Qualitäten. Ein Ärgernis ist allerdings, wie abermals mit Chekov umgegangen wird. Er ist kaum mehr als eine Witzfigur, und ich würde mir fast wünschen, dass Mr. J.J. ihn nicht wieter berücksicksichtigen würde. In der Originalserie taucht er auch erst in der 2. Staffel auf, insofern wäre er hier eigentlich noch verzichtbar. (Hier sei auf die großartige Episode aus der New-Voyages-Reihe verwiesen, in der Walter Koenig noch einmal in die Rolle als Chekov schlüpft...) Benedict Cumberbatch begeistert als Schurke, schauspielerisch sehe ich ihn auf einer Stufe mit Ricardo Montalban, auch wenn das Drehbuch ihm nur selten solche großartigen Szenen gewährt. Nichtsdestotrotz fesselt er durch sein diabolisches Charisma, und wenn Kirk beginnt, ihm zu trauen, fühle zumindest ich mich extrem unwohl. Bruce Greenwood fasziniert erneut als Pike, die Dialoge zwischen ihm und Kirk zählen zweifelsohne zu den Höhepunkten des Films, diese väterliche Figur dürfte auch maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Kirks Charakter authentischer wird, womit sich gewissermaßen ein Kreis schließt.
Handwerklich gibt es kaum etwas zu mäkeln. Die Effekte, die Stunt-Choreographien und die Kameraführung sind allererste Sahne. Die Lens Flares haben mich auch 2009 nicht besonders gestört, und auch hier fand ich sie unaufdringlich, aber für ST-Verhältnisse sicher ungewohnt. Der Soundtrack ist wieder einmal klasse, und ich hoffe, dass Michael Giacchino für sein neuestes Werk endlich die Auszeichnung erhält, die ihm gebührt. Selbst Jerry Goldsmith hatte in den letzten Filmen stark nachgelassen, hier bietet ein ST-Film nacht langer Zeit wieder eine spektakuläre Musik, die auch losgelöst vom Bild überzeugen kann. 2009 empfand ich seine Komposition noch etwas orientierungslos, obwohl ich ihm auch da schon mindestens ein Konzept bescheinigen konnte.
"Star Trek Into Darkness" ist der erste ST-Film in 3D. Einen wirklichen Mehrwert hat diese Technik allerdings nicht. Eher lieblos kommen die Effekte herüber, die Chancen nutzt man eigentlich nicht. Allenfalls der Abspann ist ein Genuss, doch bis dahin wären die 3D-Sequenzen entbehrlich gewesen. Womit wir auch schon bei den Schwachpunkten angelangt wären...
Irgendwann hat man sich an den Actionszenen einfach sattgesehen. Und dennoch setzt Mr. J.J. immer noch einen drauf. Es ist mehr als bedauerlich, dass einige große Gefühlsmomente darunter leiden, dass es wieder einmal ballern und dass sich irgendjemand den Kopf einschlagen muss. Wenn Mr. J.J. schon Anleihen bei "Der Zorn des Khan" nimmt, hätte er sich doch auch die Zeit nehmen müssen, um eine gewisse Szene auszukosten. Ja, er weiß, wie man mit den Gefühlen des Zuschauers spielt, doch warum tut er das denn nicht? Warum werden die großen Gefühlsmomente im Wesentlichen nur abgehakt, um sie dann verblassen zu lassen? Ich will ja nicht großartig spoilern, aber eine Sterbeszene in der ersten Stunde des Films war recht gelungen, aber wiederum eine andere Sterbeszene - und gerade diese - war ein gehöriger Griff ins Klo, zumindest was die Konsequenzen angeht. Gerade in letztens genannter habe ich vergeblich auf Scottys Dudelsack gewartet... Und was die Konsequenzen angeht, hätte Mr. J.J. sich vielleicht lieber ein Beispiel an "Star Trek III" nehmen sollen. Was bei ihm vielleicht 10 Minuten dauert, dauerte vor 30 Jahren noch fast 2 Stunden und hat einen ganzen Film ausgefüllt! Ich hoffe nur, dass Mr. J.J. seine Hausaufgaben in Zukunft besser macht, gleich in welchem Universum er sich in Zukunft herumtreine mag...
Fazit: "Star Trek Into Darkness" ist deutlich besser als sein Vorgänger. Er ist auch ein echter Star-Trek-Film, zumindest thematisch und in einzelnen Szenen. Schade, dass Mr. J.J. sich nur selten die Zeit nimmt, um diesen Joker auszuspielen. Insgesamt gelingt ihm ein guter Blockbuster, der zwar vergleichsweise oberflächlich ist, aber dennoch an einigen Stellen verblüfft und einfach nur mitreißt. Und man muss einfach anerkennen, dass er sich redlichst bemüht, das Franchise massentauglich zu machen und damit neue Fans heranzuziehen und deren Image aufzupolieren. Und auch zeigt er, dass er allmählich begreift, worum es in Star Trek überhaupt geht und welches Potenzial darin steckt. Ich bin guter Hoffnung für den nächsten Film, denn wenn wenn noch einmal so eine Schippe drauf kommt, dürfte "J.J.'s Star Trek III" der ultimative Film werden. Hoffen wir mal, dass der Abspann - explizit die Ankündigung der 5-jähriges Forschungsmission - nicht nur ein leeres Versprechen bleibt.
Ich vergebe 7 von 10 Punkten.
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