Immer wieder amüsant alte Meinungen von sich zu lesen . Mittlerweile bin ich von der Folge nicht mehr so überzeugt, wie es generell für mich eine ist, die mit jeder Sichtung abbaut. Es gibt B5-Folgen, die man erst beim Mehrmaligen Sehen wirklich zu schätzen lernt (ging zumindest mir teilweise so), und jene, die man nur beim ersten Mal sor ichtig genießen kann. "Der unsichtbare Feind" gehört für mich klar in letztere Kategorie. Beim ersten Mal weiß das Mysterium noch halbwegs zu gefallen, wer denn nun der Angreifer ist, ob die hübsche Frau vielleicht doch etwas damit zu tun hat etc. Das hat mich beim ersten Mal echt gepackt. Wenn man die Lösung dieses Rätsels schon kennt, fallen einem halt die Schwächen viel stärker auf. Insofern ist das wieder mal eine Folge, wo ich schon extrem auf Simara's Meinung gespannt bin...

Eine der Schwächen ist die Lovestory. Nicht, dass sie nicht gut gespielt wäre, aber ich halte sie für völlig unglaubwürdig, va. wenn man bedenkt dass die Frau aus ihrer Sicht ihren Mann gerade erst vor wenigen Stunden verloren hat. Auch wenn im Vergleich zum Drehbuch noch eine Szene im Raumschiff eingefügt wurde in der die Fraue rklärt dass die beiden nicht mehr unbedingt viel gemeinsam hatten blablabla ist es für mich einfach viel zu überhastet und absolut nicht glaubhaft. DIe zweite große Schwäche ist für mich der Showdown, wo B5 wirklich einmal unter dem niedrigen Budget leidet. Das war ja eigentlich schon beim ersten Ansehen enttäuschend, und wird für mich vom Mal zu Mal schlimmer. Auch abseits des Budgets und der mageren Effekte ist der Kampf am Ende kein Highlight. Zuerst hat man das Gefühl Sheridan würde versuchen taktisch vorzugehen, und dann läuft es erst recht auf ein "ballert wild drauflos und gebt der Bestie alles was ihr habt" hinaus. In Anspielung auf den Spruch "Never apply a star trek solution to a babylon 5 problem": das war die Kirk-Lösung.

Nichtsdestotrotz gibt es auch einiges an dieser FOlge das mir gefällt. Die Leistungen beider gastdarsteller reichen je nach Szene von sehr gut bis hin zu ausgezeichnet. Auf den ersten Blick mag der Charakter des Amis für Dwight "Murdoc" Schultz wie auf den Leib geschneidert und nicht gerade wie eine große Herausforderung erscheinen, aber es ist ein meilenweiter unterschied zwischen lustig-verrückt und beängstigend-verrückt. Schultz wandelt auf dem schmalen Grad zum overacting - und stellenweise leider auch darüber hinaus (insbesondere in den Cassandra-Szenen) - aber im Großen und Ganzen eine sehr überzeugende und gelungene Performance, wobei ich vor allem die Leistung in den stilleren Szenen mit Garibaldi beachtlich finde. Doch auch Anne-Marie Johnson macht ihre Sache mindestens so gut wie sie aussieht . Das Drehbuch verlangte nach einer wunderschönen Frau, und hin und wieder gibt es ja in Filmen oder Serien so einen Moment wo allen (männlichen ) figuren der Mund offen stehen bleibt so als wäre da grad Venus persönlich in den Raumg eschritten, und man ertappt sich dabei den weiblichen Neuankömmling anzusehen und sich zu denken "Wie, DIE soll hübsch sein?". Aber hier passt es .

Die größte Stärke von "Der unsichtbare Feind" ist für mich seine leichte Verknüpfung zum größeren Story-Arc und die gemeinsamen Szenen zwischen Garibaldi und Amis. Seine Schilderung des Angriffs dieses furchterregenden WEsens, wie sich die beiden aufgrund ihrer Infanterie-Erfahrung verbunden fühlen, wie Garibaldi ihm als erster und einziger glauben schenkt... diese beiden Szenen allein verhindern schon, dass ich "Der unsichtbare Feind" zu schlecht bewerten kann, sind sie doch großartig geschrieben und gespielt.

Insgesamt pendle ich mich vorerst (muss mir die Folge nochmal auf deutsch ansehen) auf 6/10 ein, wobei es aller Voraussicht nach auch bleiben wird. Ja, "Der unsichtbare Feind" ist, nicht nur tonal sondern auch inhaltlich, eine sehr ungewöhnliche B5-Episode, und die Einflüsse von "Alien" sind unübersehbar. Aber ich empfinde es immer wieder als eine nette Abwechslung mit guten bis tollen schauspielerigen Leistungen und einigen großartigen Einzelszenen.