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Thema: Life on Mars | S2 - Dienstags, 21:00 Uhr auf BBC1

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  1. #1
    Forum-Aktivist Avatar von Prospero
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    Standard AW: Life on Mars - 2. Staffel Spoiler - BBC ONE, 21:00 Uhr Dienstags

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Oh, versteh mich nicht falsch - ich finde Egoismus dieser Art nicht nur im Fiktiven, sondern auch in der Realität ganz und gar zum Kotzen.
    Nein, da verstand ich dich wohl auch kaum falsch. Das kam ziemlich deutlich raus.

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Ich habe ein *Recht* darauf, glücklich zu sein!
    Gegenfrage: Habe ich denn ein Anrecht darauf unglücklich zu sein? Vermutlich ebensowenig oder genausogut wie andersherum, oder?
    Natürlich habe ich ein Recht darauf glücklich oder unglücklich zu sein ...

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Wenn die Welt mich nicht würdigt, ist sie schlecht!!!
    und um den Satz weiterzuführen und ich vermute darauf willst du eigentlich hinaus: In wieweit berührt dieses "Recht" das Recht der Anderen in meiner Umwelt, die ja ebenfalls ein Anrecht auf ihr Menschsein mit allen Konsequenzen haben... Wie weit darf ich es mir herausnehmen wirklich glücklich oder unglücklich zu sein auf die Kosten der Anderen? Womit wir bei einer äußerst moralischen Fragestellung wären - die die Autoren der Serie sicherlich nicht beabsichtigt haben, die allerdings natürlich zum Nachdenken anregt. (Womit in sofern das Ende durchaus seinen Sinn hat IMHO, aber das muss man nicht unbedingt so sehen.)

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Wodurch ist es denn motiviert? Zeig mir Sams tiefes Leiden an der Welt des Jahres 2006, das einen Selbstmord glaubwürdig macht.
    Das kann ich dir nicht zeigen - aber gerade das IST es doch letztendlich, oder? Was sehen wir denn genau? Wir sehen bei Sams Aufwachen gerade mal eben eine Schwester und den Chirurg, der die OP gemacht hat. Sonst ist da kein Mensch. Außer seiner Mutter natürlich, aber sonst? Kein Bekannter oder Freund, der sich vielleicht nach all den Zeit darauf freut Sam wiederzusehen.
    Seine Verlobte hat die Beziehung schon längst gelöst.
    Wir sehen, dass Sam sich mit seiner Mutter unterhält. Sicherlich wäre sie ein Grund um im Jahr 2006 zu bleiben. Aber seltsamerweise macht sie die Bemerkung, dass er immer seine Versprechen einlösen würde. Natürlich ist es fraglich ob seine Mutter mit dem endgültigen Verlust klarkommt. Zugegeben.
    Wir sehen in der Besprechungsszene wie Sams Blick über die Gesichter der Kollegen hinweggeht und wie im Endeffekt gar nicht mehr mitbekommt, was sie erzählen - und er fühlt nicht, wie er sich verletzt hat. Kurz: Wir sehen eine Menge von Dingen NICHT, die eigentlich Sams Leben ausmachen könnten.
    So z.B. der Versuch von ihm Maya zurückzubekommen. Ob er es versucht hat oder nicht wissen wir nicht. Zugegeben. Und diese Abwesenheit von Szenen, die eigentlich da sein müssten wenn Sam ein normales Leben führt oder sich bemüht sich wieder zu reintegrieren - sie sind nicht da. Und ...

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Welche Szene macht uns deutlich, daß es für Sam unmöglich ist, sein Leben zum Besseren zu ändern?
    Gut - so gesehen keine. Weil es keine Szene gibt, die uns zeigt dass er es halt wirklich könnte. (Ja, schwaches Argument, ich weiß.) Da ist so eine Reserviertheit in den Szenen mit seinen Kollegen, die sicherlich eventuell auf Sams Arbeitsweise zurückgeht. Warum aber gelingt ihm in den zwei Szenen mit seinen Kollegen kein richtiger Dialog, warum bricht er das eine Gespräch brüsk ab ebenso wie das im Besprechungsraum? (Yepp, das steht auf wackeligen Füßen, ich weiß, aber das ist für mich durchaus ein Hinweis. Ebenso wie die Szene in der er auf der Bank sitzt und die Leute anstarrt als wären sie gar nicht da...)

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Also, verstehe ich das jetzt richtig? Vom Dach springen ist eine konstruktive Veränderung, ein positiver Schritt, ein Versuch, sein Leben in die Hand zu nehmen und *endlich mal wirklich zu leben*?
    Seltsamerweise wirkt Sam, wenn er die Treppen zum Dach hochläuft das erste Mal wieder wie er selbst. Insofern ist das ein Aufbruch. Schön aus deiner Sicht ist die Leere, die er fühlt eine Midlife-Crisis. Hat jeder mal. Sicher. Get used to it! Aber selbst in einer Midlife-Crisis würde ich es definitiv merken wenn was Scharfes in meine Hand eindringt...
    Wenn ich offenbar auf der einen Seite nicht mehr fähig bin ein normales Leben zu leben und als Automat durch die Gegend laufe - und das selber offenbar auch merke - andererseits aber möglicherweise! irgendwo Glinda auf mich wartet, sicher ist das ja nicht unbedingt - in dem Falle finde ich, und das mag sich jetzt merkwürdig, abstrus, bekloppt anhören tatsächlich, dass Sam sein Leben in die Hand nimmt und sei es um dieses zu beenden. Und ja, das klingt wirklich bekloppt, ich weiß, aber es hat für mich tatsächlich Sinn.

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Ich finde schon, daß man die verstehen muß - sonst kann man das Ende doch nicht verstehen. Schau mich an: Ich verstehe die Gründe nicht, und ich verstehe das Ende nicht. Das ist doch sehr frustrierend. Sollten die Autoren uns nicht deutlich machen, was in ihrem Protagonisten vor sich geht? Er war immerhin 16 Folgen lang das Zentrum der Serie.
    Tun sie das denn nicht in den letzten Minuten der Folge vor dem Sprung? Diesmal ist es halt eine Sicht von außen. "1973" konnten wir Sams Gedanken nachvollziehen weil er Gegenparts hatte - Annie, Gene, im Gespräch mit ihnen haben wir mitbekommen was er dachte. Jetzt im Jahr 2006 aber kriegen wir das nicht mehr mit, weil es keine Gegenparts gibt - außer seiner Mutter und in dem Gespräch fällt tatsächlich ein Kerngedanke... (Das Leben "fühlen" und die Anmerkung, dass er immer seine Versprechen hält.)
    Die Gründe habe ich oben schon erläutert - so jedenfalls wie ich es nachvollziehen kann: Einerseits ist außer seiner Mutter kein Mensch mehr da, der ihn halten könnte - andererseits scheint er aber auch gar nicht mehr fähig zu sein nach der OP überhaupt ein "normales" Leben führen zu können. (Ja, ich reite auf diesen Kollegengespräche herum, auf der Szene wo er auf der Bank sitzt. Ich weiß.)

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Inwiefern? Das Ende postuliert, daß für Sam Veränderung unmöglich ist.
    Hmm - nein - nicht unbedingt. Einerseits scheinen er und Annie ja endlich sowas wie eine Beziehung führen zu können, andererseits meint Chris ja, dass er Sam als Vorbild auserkoren hatte für seine Arbeit. Und Sam hat definitiv ja die Methoden verändert mit denen die Leute vorgehen - Kette mit Nägeln, Absperrungen, Beweise sichern - insofern scheint Veränderung ja doch möglich zu sein. Nein, sehe ich nicht so.

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Bis dahin jedoch schien es immer darum zu gehen, daß man sein Leben in die Hand nehmen muß ("You have to make the best of it." - Nelson), die Welt verändern ("I'm never going to stop fighting." - Sam), sich überall ein Zuhause schaffen kann bzw. sich sein Zuhause *immer* selbst schaffen *muß* ("Whatever strange place you find yourself in, make that your home." - Sam), Beziehungen zu den Menschen um einen herum zulassen muß ("You have to believe in the people around you." - Annie). Gelten all diese guten Ratschläge nur für das fiktive 1973? Mir kamen sie bis dahin eigentlich wie universelle Tatsachen vor.
    Da sehe ich jetzt keine Widersprüche - im Endeffekt treffen sie auf seine Entscheidung zu springen genauso zu wie auf eine "Los, steh auf und kämpfe, du Idiot"-Entscheidung. Begründung? Gerne.
    Sam nimmt sein Leben in die Hand in dem er selber wieder etwas entscheidet am Ende. Der Sprung ist seine Entscheidung, kein passives Mitlaufen im System mehr. Er selbst ist aktiv. (Gut, du siehst das nicht so, aber ich verweise erneut auf die Bankszene und die Kollegengespräche, die so merkwürdig abbrechen von seiner Seite aus.) Sam soll also die Welt verändern - die Welt von wem denn? Man kann die Welt doch nur verändern wenn man zusammen mit anderen arbeitet - alleine schafft man das nicht, meine persönliche Überzeugung - und da diese Beziehungen in seinem normalen Leben nicht da sind weil er das halt nicht kann, nicht mehr kann erschafft er sich dann ja zum Schluss wieder sein Zuhause...
    Es klingt seltsam und mit Sicherheit muss man drüber nachdenken, aber ja - das ergibt auf eine seltsame Art und Weise dann doch auf einmal Sinn. Deswegen schrieb ich etwas von Abrundung...

    Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
    Das Ende von Life on Mars allerdings widerspricht der bis dahin dominierenden Aussage der Serie und, was noch schlimmer ist, der Charakterisierung der Hauptfigur bis dato. Nichts paßt zusammen.
    Und, nebenbei bemerkt: Wieso Happy Ending? Wo ist da das Happy Ending? Geisteskranker spring vom Dach, weil er mit der Realität nicht klar kommt und glaubt, daß er seine imaginären Freunde retten muß - ist das ein Happy Ending?
    Ja, genau: Sam als "Geisteskranker" - nein, ich lasse das jetzt mit den letzten Szenen, aber offenbar hat er ja Schaden erlitten durch die OP - springt vom Dach weil er mit der Realität nicht klarkommt. Weil er vermutet - sicher ist das nämlich ganz und gar nicht - dass er wieder im Land des Zauberers landet. Und weil er seine imaginäre Freundin zu retten müssen glaubt und damit ist für ihn das Happy-End gegeben. Natürlich. Und für uns dann auch.

    Ich vermute mal dass wir da nicht auf einen grünen Zweig kommen werden was die Bewertung des Finales anbelangt - muss man ja auch nicht. Ob meine Argumentation auch schlüssig ist - nun, für mich schon , vermutlich gibts da noch das ein oder andere Loch in der "Beweisführung". Aber ich denke man kann mir folgen. Wenns auch nicht auf die andere Seite des Regenbogens ist und die Welt auf einmal Technicolor erscheint - was übrigens noch eine Parallele zur letzten Folge ist...
    Ad Astra

  2. #2

    Standard AW: Life on Mars - 2. Staffel Spoiler - BBC ONE, 21:00 Uhr Dienstags

    Zitat Zitat von Prospero Beitrag anzeigen
    Gegenfrage: Habe ich denn ein Anrecht darauf unglücklich zu sein? Vermutlich ebensowenig oder genausogut wie andersherum, oder?
    Natürlich habe ich ein Recht darauf glücklich oder unglücklich zu sein ...
    Ich muß gestehen, dieses Argument verstehe ich nicht. Was soll das heißen, 'habe ich ein Anrecht darauf, unglücklich zu sein'? Und wie hängt das logisch mit meinem Argument zusammen? Soll es eine Umkehrung meines Argumentes sein? Soll es mein Argument widerlegen? Inwiefern tut es das?

    Nochmal mein 'Argument', diesmal im Klartext anstatt als ironische Affirmation:

    Das Universum *schuldet uns nichts*. Das war meine Kernaussage. Es gibt kein Menschenrecht auf permanentes Glück, aus gutem Grund: weil es ein solches Glück in unsere Welt nicht geben kann. Niemand kann uns das garantieren oder versprechen.

    Es gibt natürlich sehr wohl Glück im menschlichen Leben. Aber wir haben keinen verbrieften Anspruch darauf, *und*, noch wichtiger: es fällt einem sehr oft nicht einfach so in den Schoß. Man muß was dafür tun. Und selbst im gelungensten Leben wird es auch immer wieder Zeiten geben, in denen man eben auch mal nicht glücklich ist. Damit muß man leben können, wenn man eine Chance haben will, daß das Glück mal wiederkommt. Wenn man bei der erstbesten 'Down'-Phase einfach aussteigt (also: aus dem Leben), hat man nämlich ganz einfach keine Möglichkeit mehr, zu erleben, wie es irgendwann wieder bergauf geht.

    und um den Satz weiterzuführen und ich vermute darauf willst du eigentlich hinaus: In wieweit berührt dieses "Recht" das Recht der Anderen in meiner Umwelt, die ja ebenfalls ein Anrecht auf ihr Menschsein mit allen Konsequenzen haben...
    Nein, darauf wollte ich nicht hinaus, zumindest nicht mit meinem Satz vom Recht auf Glück. Das Problem mit den Mitmenschen, die vom Streben des Einzelnen nach Glück tangiert werden, war mit der ebenso ironischen Affirmation "Scheiß-auf-den-Rest-der-Welt" gemeint.

    Ich meinte mit meinem Satz vom Recht auf Glück wirklich die *Vermessenheit* anzunehmen, daß wenn mal was nicht so richtig läuft im Leben, das daran liegen müsse, daß die Welt irgendwie einen Fehler hat. Da liegt bei vielen, vielen Leuten so ein impliziter Glaube vor, daß die Welt ihnen ein glückliches Leben schuldet. Und das ist, m.E., Hybris.

    (Anmerkung: 'die Welt' benutze ich hier im Sinne von 'das Universum', nicht von 'die Gesellschaft' - ich bin durchaus der Meinung, daß *die Gesellschaft* es uns schuldet, zumindest jede Anstrengung zu unternehmen, damit es allen so gut wie möglich geht. Aber das Universum - das Universum schuldet uns gar nichts.)

    Wie weit darf ich es mir herausnehmen wirklich glücklich oder unglücklich zu sein auf die Kosten der Anderen? Womit wir bei einer äußerst moralischen Fragestellung wären - die die Autoren der Serie sicherlich nicht beabsichtigt haben, die allerdings natürlich zum Nachdenken anregt. (Womit in sofern das Ende durchaus seinen Sinn hat IMHO, aber das muss man nicht unbedingt so sehen.)
    Weitaus problematischer als die Frage, inwieweit ich andere verletzen darf, um mein eigenes Glück zu erreichen - man kann es nämlich gar nicht verhindern, im Leben auch Menschen zu verletzen, deshalb ist das für mich hier gar nicht so sehr das zentrale Problem - ist doch die Frage, was ist eigentlich Glück? Wenn es lediglich ein Endorphinrausch ist, dann sind Sam und das Ende von LoM allerdings glücklich zu nennen. In diesem Sinne ist dann auch die Gesellschaft von Brave New World eine wahrhaft glückliche, denn schließlich ist dank Soma jeder dort permanent im Endorphinrausch.

    Aber sobald man eine etwas komplexere Idee von Glück hat, z.b. eine, die Selbsterkenntnis und ein gelungenes Leben beinhaltet, steht man eben mit einer ganz anderen Geschichte da: dann hat Sam nämlich jede Chance auf wahres Glück verspielt, und zwar unwiderruflich. Wie so viele bemitleidenswerte Junkies hat er sich einfach den goldenen Schuß gesetzt. Mag ein ganz tolles Erlebnis sein, so lange es währte - aber eben doch ziemlich final, und letzten Endes sinnlos.

    Das kann ich dir nicht zeigen - aber gerade das IST es doch letztendlich, oder? Was sehen wir denn genau? Wir sehen bei Sams Aufwachen gerade mal eben eine Schwester und den Chirurg, der die OP gemacht hat. Sonst ist da kein Mensch. Außer seiner Mutter natürlich, aber sonst? Kein Bekannter oder Freund, der sich vielleicht nach all den Zeit darauf freut Sam wiederzusehen.
    Es besteht ein starker Widerspruch zwischen der übertrieben kalten, emotionslosen Darstellung von 2006 in diesen Szenen und der echten menschlichen Wärme, die in den vielen 'Soundbytes' aus dem Jahr 2006, die wir während Sams Koma zu hören bekamen - von seiner Mutter, seiner Tante, gelegentlichen Krankenschwestern, und sogar von Maya, trotz der letztendlichen Trennung - zu spüren war. Dieser extreme Bruch macht die 2006-Szenen aus 2.08 für mich zu einem eindeutigen, faulen Versuch der Zuschauermanipulation. Es paßte Graham plötzlich nicht mehr in den Kram, daß Sam glaubwürdige emotionale Beziehungen zu Menschen im Jahr 2006 hatte, weil ihm (wie er selbst im Interview zugibt) *in letzter Minute* auffiel, daß er Sam lieber im Jahr 1973 lassen würde. Da waren die Bindungen an 2006, die zuvor so sorgfältig aufgebaut worden waren, plötzlich hinderlich, denn durch sie würde das erwünschte Happy Ending ja einen bitteren Beigeschmack bekommen. Also hat er versucht, die *vielen* Szenen, die in den vorangegangenen 15 Folgen Sams emotionale Bindung an 2006 gezeigt hatten, aus dem Bewußtsein der Zuschauer zu verdrängen, indem er die 2006-Szenen in 2.08 so kalt und leblos wie möglich schrieb (und so kalt und leblos wie möglich ausleuchten und filmen ließ - der Blaufilter tut das Seinige).

    Übrigens:

    Seine Verlobte hat die Beziehung schon längst gelöst.
    Ganze zwei Folgen zuvor. Davor, dürfen wir annehmen, hat sie *monatelang* regelmäßig an seinem Bett gesessen. Und das, obwohl er vor dem Unfall nachweislich ein ziemliches Arschloch war und sie Krach miteinander hatten. Und selbst, als sie sich dann am Ende von 2.06 wirklich von ihm verabschiedet, geschieht das mit einer immer noch spürbaren Wärme, Zärtlichkeit, und Bedauern. Und Sams Abschied von ihr ist ebenso gefühlsgeladen.

    Nein, so, wie das gespielt und geschrieben war, kann ich nicht glauben, daß er ihr plötzlich am Arsch vorbeigeht. Und sie ihm auch nicht.

    Aber selbst wenn - selbst wenn... Nehmen wir mal an, daß jegliche Wärme und Liebe und Fürsorglichkeit, die aus den 2006-Stimmen herauszuhören war, einzig und allein in Sams Phantasie bestand und in Wirklichkeit tatsächlich alle seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen unterkühlt bis scheintot sind. Und nehmen wir, for argument's sake, mal an, daß sein Job und sein ganzes Leben nicht nur mild-langweilig sondern so richtig total beschissen sind: dann giblt immer noch:

    So, wie 1973 angelegt war, schien es Sam zwei essentielle Dinge lehren zu wollen:

    1.) Baue Beziehungen zu den Menschen um dich herum auf, nimm sie ernst, laß sie an dich heran, öffne dich, und

    2.) Nimm dein Leben in die Hand, verändere deine Welt, kämpfe!

    Weshalb fühlt sich Sam denn in seinem imaginären 1973 so lebendig? Weil er sich an der Welt dort reiben kann, und weil er es dort geschafft hat, Beziehungen aufzubauen, die tatsächlich etwas bedeuten. Weder das eine noch das andere sind ausschließlich Eigenschaften des Jahres 1973; es gibt weiß Gott auch im Jahr 2006 genug, an dem Sam sich reiben könnte, gegen das er kämpfen könnte, und sei es bloß das Übermaß an Bürokratie in der Polizeiarbeit. Und es gibt auch im Jahr 2006 Menschen, mit denen man echte Beziehungen eingehen kann. Wenn diese Menschen nicht in Horden um Sams Bett herum stehen, als er aufwacht, dann liegt das nicht daran, daß sie nicht existieren, sondern daran, daß Sam bis vor seinem Unfall anscheinend unfähig zu Beziehungen war.

    Aber sein Unterbewußtes hat ihm ja jetzt extra einen mehrmonatigen Crashkurs zum Thema 'how to win friends and influence people' beschert und er hat sich dort gar nicht *so* übel geschlagen. Man sollte also annehmen, daß die grundsätzliche Fähigkeit durchaus in ihm angelegt ist. Es steht also nichts Grundsätzliches der Möglichkeit im Wege, daß Sam nach den die Selbsterkenntnis fördernden Erfahrungen seiner Koma-Träume sein Leben gemäß dem dort Gelernten neu anpacken und verändern könnte. Ja, wir würden dies sogar erwarten, denn seine Erfahrungen, sollte man annehmen, haben ihn zum Positiven verändert.

    So weit, so logisch. Nur kommen dann leider Matthew Graham und der Blaufilter of Doom und wollen uns weismachen, daß

    1.) entweder Sams Welt *so* einschränkend und unmenschlich ist, daß eine Veränderung dort unmöglich ist, oder aber

    2.) daß *Sam* so beschränkt und in seinen Bahnen festgefahren ist, daß eine Veränderung für *ihn* unmöglich ist.

    Im ersten Fall wäre sein Sprung ein Aufbegehren gegen eine tote Welt, die kein menschliches Glück mehr zuläßt; das wäre immerhin in der Geste des triumphalen Ausstiegs aus einem absolut menschenfeindlichen System ein Happy Ending of sorts, Thelma & Louise-style. Allerdings fehlen für diese Deutung m.E. Belege. Wir sehen nichts, das *wirklich* darauf schließen läßt, daß die Gegenwart kein wahrhaft menschliches Leben mehr zuläßt. Es wird dies uns zwar durch den Blaufilter und die Auswahl der Szenen auf einer emotionalen Ebene suggeriert, aber dummerweise kennen wir das Jahr 2006 gut genug, um zu wissen, daß die Welt nun doch nicht so völlig kalt und lebensfeindlich ist. Wenn Sam aus einer Welt wie jener des oben bereits erwähnten Films Brazil käme, könnte ich seine Entscheidung wesentlich besser verstehen. Um uns aber davon zu überzeugen, daß unsere eigene Welt unerträglich ist, hätte es mehr gebraucht.

    Im zweiten Fall, also im Fall "die Unfähigkeit zur Veränderung liegt in Sam, nicht in der Welt begründet", hätten wir es mit einer waschechten Tragödie eines tragisch in sich selbst gefangenen Unverbesserlichen zu tun, der für sich selbst eine perfekte mentale Falle gebaut hat. Gegen diese Deutung, auch wenn sie eigentlich leider die einzig logische ist, sprechen allerdings die auf Teufel komm raus auf happyhappyjoyjoy getrimmten letzten vier Minuten (die ja - vielleicht nicht ohne Grund! - auch John Simm laut Interview irgendwie daneben findet).

    Aber seltsamerweise macht sie die Bemerkung, dass er immer seine Versprechen einlösen würde.
    Na, damit hat sie ja *bestimmt* gemeint, daß er sich vom Dach stürzen soll. Ganz klar.

    Nein, mein Lieber (Du weißt, daß ich Dich mag, oder, Prospero? In dieser Sache hier 'kämpfe' ich mit harten Bandagen, aber das ist nicht persönlich gegen Dich oder irgendwen hier gerichtet.) - dieses Gespräch mit Sams Mutter ist nur ein weiteres Zeichen für die himmelschreiende Faulheit von Matthew Graham. Er wußte, daß über die vorangegangenen 15 Folgen hinweg dummerweise eine gewisse emotionale Beziehung zu Sams Mutter aufgebaut worden war, also mußt er einen Weg finden, den Zuschauern das Gefühl zu geben, daß es für Ruth Tyler 'irgendwie nicht so schlimm' wäre, wenn Sam springt - z.B. indem er die beiden ein halb-kryptisches Gespräch führen läßt, bei dem der Zuschauer sich dann vorstellen kann, daß die Mutter, in immer wieder gern bemühter magisch-mütterlich-telepathischer Weise, 'irgendwie verstanden' hat, was er meinte und 'irgendwie weiß', daß er 'irgendwo' weiterlebt.

    Das ist leider einfach nur richtig schlechtes Schreibhandwerk.

    Warum aber gelingt ihm in den zwei Szenen mit seinen Kollegen kein richtiger Dialog, warum bricht er das eine Gespräch brüsk ab ebenso wie das im Besprechungsraum?
    Weil Matthew Graham vermeiden mußte, daß der Eindruck entsteht, daß Sam im Jahr 2006 noch irgendeinen Platz für sich finden könnte. Jeder Hinweis darauf, daß so etwas wie Leben oder menschliche Beziehungen im Jahr 2006 möglich sind, mußte vermieden werden.

    Ich verweise auf meine obigen Bemerkungen zur handwerklichen Faulheit von Matthew Graham in dieser Folge.

    Aber selbst in einer Midlife-Crisis würde ich es definitiv merken wenn was Scharfes in meine Hand eindringt...
    Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: auch das ist wieder ein Beispiel für MGs Tendenz, anstelle von Logik auf emotionale Manipulation zu setzen. Ist ja auch viel einfacher. Ein klares, deutliches Bild, dessen emotionaler Gehalt jedem klar ist ("Er kann nichts fühlen! OMG!"), und den Rest dürfen wir uns dann denken - oder auch nicht. Warum, weshalb? - Alles nicht so wichtig. Ob das Gefühl (ja, auch das Fehlen von Gefühl, also Totheit, Taubheit, ist ein Gefühl) berechtigt ist? Who cares. Wir sollen nicht denken, wir sollen fühlen. Denken ist unerwünscht, weil es die Widersprüche aufdeckt, die der Blaufilter of Doom und die schöne Brieföffner-Fingerschneide-Szene und die OMG!Einsamkeit!aufderParkbank verdecken sollen.

    Nicht, daß ich was gegen Gefühle oder gegen gefühlige Sachen im TV hätte. Und wenn ich hier von Logik töne, dann meine ich damit nicht die banale Plotlogik. Ich kann Plotlöcher von Lastwagengröße verzeihen und ich heule auch gerne mal wie ein Schloßhund vorm Fernseher (äh, Computer). Was ich allerdings nicht verzeihen kann ist, wenn *der* klimaktische Punkt einer Erzählung in seinem emotionalen Effekt davon *abhängt*, daß der Zuschauer die Erinnerung an die bisherige Entwicklung der Themen der Erzählung sowie der Figuren ausschaltet. Die konsequente Entwicklung von Themen und Charakteren ist mir heilig. Wenn die Autoren einer Serie über ca. 16 Stunden hinweg daran gearbeitet haben, bestimmte zentrale Themen und Charakterzüge zu etablieren und zu entwickeln, kann man diese nicht in den letzten zehn Minuten über Bord werfen - oder zumindest nicht ohne eine *verdammt* gute Begründung. Matthew Graham gab uns aber keine Begründung, sondern nur Augenwischerei.

    (snip) dass Sam sein Leben in die Hand nimmt und sei es um dieses zu beenden. Und ja, das klingt wirklich bekloppt, ich weiß, aber es hat für mich tatsächlich Sinn.
    Da sag ich nur: halt dich fern von offenen Fenstern. (Ja, in meiner Jugend habe ich viel John Irving gelesen. Die frühen Sachen, natürlich.)

    Tun sie das denn nicht in den letzten Minuten der Folge vor dem Sprung? (snip)
    Einerseits ist außer seiner Mutter kein Mensch mehr da, der ihn halten könnte - andererseits scheint er aber auch gar nicht mehr fähig zu sein nach der OP überhaupt ein "normales" Leben führen zu können. (Ja, ich reite auf diesen Kollegengespräche herum, auf der Szene wo er auf der Bank sitzt. Ich weiß.)
    Na ja, Du weißt ja schon, was ich dazu sage. 1.) Nein, sie zeigen uns nicht genug tiefe Verzweiflung, um einen Selbstmord wirklich zu erklären (aber sie wollen ja auch gar nicht, daß wir das wirklich als Selbstmord sehen; wir sollen ja eigentlich nur die 'Rückreise' ins Jahr 1973 wahrnehmen), 2.) Wenn kein Mensch da ist, liegt das an Sam, nicht daran, daß Freundschaft, Kameradschaft und Liebe 2006 grundsätzlich unmöglich sind; und das Sam dazu grundsätzlich fähig ist, haben wir im Jahr 1973 gesehen; was also hält ihn davon ab, diese Fähigkeit im Jahr 2006 einzusetzen?, 3.) Ich stimme Dir zu, daß die 2006-Szenen nahelegen, daß *Sam* tatsächlich nicht mehr 'lebensfähig' ist, im psychologischen Sinne. Das macht allerdings lediglich ihn zu einem schwer psychisch gestörten Menschen, und nicht etwa das Ende zu einem glücklichen. Im Gegenteil macht diese Tatsache das Ende sogar noch bitterer. Aber wir sollen uns nicht bitter fühlen, denn alles an der Inszenierung schreit ja "Happy Ending!", 4.) Du extrapolierst sehr viel aus sehr wenig Material. Sicher kann man sich das alles so hininterpretieren. Eigentlich sollte es aber der Job des Autors sein, uns das alles zumindest halbewegs deutlich zu machen. Diesen Job hat Matthew Graham leider nicht gut gemacht.

    Hmm - nein - nicht unbedingt. Einerseits scheinen er und Annie ja endlich sowas wie eine Beziehung führen zu können, andererseits meint Chris ja, dass er Sam als Vorbild auserkoren hatte für seine Arbeit. Und Sam hat definitiv ja die Methoden verändert mit denen die Leute vorgehen - Kette mit Nägeln, Absperrungen, Beweise sichern - insofern scheint Veränderung ja doch möglich zu sein. Nein, sehe ich nicht so.
    Ich auch nicht. Genau das ist ja das Problem. Sam hat eigentlich *bewiesen*, daß er sich verändern kann und seine Welt verändern kann. Also warum geht das nicht auch im Jahr 2006? (Es sei denn, wir nehmen wirklich an, daß der einzige Grund, weshalb Sam im Jahr 1973 zu diesen Dingen fähig war, darin lag, daß diese Welt eben seine eigene Schöpfung war und er dementsprechend natürlich die Kontrolle über sie hatte. Was uns wieder zurück zur hochtragischen Deutung der Geschichte bringt.)

    Sam nimmt sein Leben in die Hand in dem er selber wieder etwas entscheidet am Ende. Der Sprung ist seine Entscheidung, kein passives Mitlaufen im System mehr.
    Oh ja. Genau solche Widerstandskämpfer brauchen wir. Laßt uns alle von den Dächern springen, um unser Leben endlich mal in die Hand zu nehmen!

    Sam soll also die Welt verändern - die Welt von wem denn?
    Seine. Seine ganz alltägliche Umwelt.

    Man kann die Welt doch nur verändern wenn man zusammen mit anderen arbeitet - alleine schafft man das nicht, meine persönliche Überzeugung -
    Tja, dann können wir uns ja alle bequem zurücklehnen in dem Bewußtsein, daß *wir* ja keine Verantwortung für unser Leben tragen, denn schließlich sind wir immer nur machtlose Einzelne und die Welt ist groß und böse und gegen uns.

    und da diese Beziehungen in seinem normalen Leben nicht da sind weil er das halt nicht kann, nicht mehr kann
    Ich kann immer noch nicht ganz nachvollziehen, weshalb er es gerade *nach* den 1973-Erfahrungen 'nicht mehr' können soll. Da klafft für mich die unüberwindbare Charakterentwicklungslücke. Sollte er dort nicht eher *gelernt* haben, zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen?

    Man könnte jetzt natürlich darauf verweisen, daß er immerhin in 2.08 nochmal alle verrät, also im Grunde beweist, daß er eben *doch* ein unheilbarer Beziehungskrüppel ist. Das ergibt durchaus einen Sinn, das gebe ich zu.

    erschafft er sich dann ja zum Schluss wieder sein Zuhause...
    Es klingt seltsam und mit Sicherheit muss man drüber nachdenken, aber ja - das ergibt auf eine seltsame Art und Weise dann doch auf einmal Sinn. Deswegen schrieb ich etwas von Abrundung...
    Der Sinn, den es ergibt und den ich, s.o., nicht abstreite, ist aber ein höchst deprimierender, und er widerspricht der offenbar ganz und gar ernstgemeinten Inszenierung als Happy Ending. Da *ist* kein Happy Ending weit und breit. Da ist einer ganz bitter an der Welt und an sich selbst gescheitert. Vor allem an sich selbst. Und das ist traurig, traurig, traurig. Egal, wieviele Regenbögen man drüber hängt. Es wird immer nur eines sein: furchtbar traurig.

    Ja, genau: Sam als "Geisteskranker" - nein, ich lasse das jetzt mit den letzten Szenen, aber offenbar hat er ja Schaden erlitten durch die OP - springt vom Dach weil er mit der Realität nicht klarkommt. Weil er vermutet - sicher ist das nämlich ganz und gar nicht - dass er wieder im Land des Zauberers landet. Und weil er seine imaginäre Freundin zu retten müssen glaubt und damit ist für ihn das Happy-End gegeben. Natürlich. Und für uns dann auch.
    Nein, tut mir leid, für mich nicht. Es gibt andere Geschichten, wo ich durchaus die Perspektive geisteskranker Protagonisten einnehmen konnte, aber hier nicht. Dazu ist der Bruch zu plötzlich, dazu bestehen zu viele Widersprüche zu dem Sam, den wir bis kurz vor Ende der Folge zu kennen meinten. Sam ist nämlich nicht die gesamte Serie über verrückt, so daß man als Zuschauer gewissermaßen die ganze Zeit in seiner kranken Perspektive gefangen wäre, sondern Sam ist bis circa Mitte der letzten Folge durchaus rational und weiß, was die Realität ist und was nicht (auch wenn er Phasen der Verwirrung durchmacht). Darum nimmt man in LoM als Zuschauer nie eine wirklich 'verrückte' Perspektive ein, sondern behält letztlich immer die Urteilsfähigkeit, zu entscheiden, welche von Sams Welten die wirkliche ist. Und nur, weil Sam diese Fähigkeit in letzter Minute verliert, verlieren wir sie doch nicht. Da wir nun aber mit dem Wissen geschlagen sind, daß die Welt, aus der er sich so spektakulär wie gnadenlos verabschiedet, die reale ist, und, wenn auch kein Paradies, so doch sicher auch keine menschenfeindliche Eishölle, und da wir wissen, daß es dort, egal, wie gefühlsgestört Sam selbst auch im Moment sein mag, Menschen gibt, die ihm selbst noch kurz zuvor viel bedeutet haben und denen er vermutlich immer noch viel bedeutet - da wir all das nicht einfach aus unserem Bewußtsein tilgen können wie es der Wahnsinn aus Sams Bewußtsein tilgt, wie können wir da völlig unkritisch seine plötzlich ins Irre verrutschte Perspektive einnehmen?



    Oh klasse. In zwei Stunden muß ich aufstehen und zur Arbeit gehen. Und mein Rücken bringt mich um - der hätte eigentlich die Nacht zur Regeneration gebraucht. *seufz*

  3. #3
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    Standard AW: Life on Mars | S2 - Dienstags, 21:00 Uhr auf BBC1

    Ich ahnte ja schon dass wir da sehr unterschiedlicher Meinung sind und keine Bange, das nehme ich schon nicht persönlich. Hey, das ist nur eine SERIE. Eine ziemlich gute zwar - nun ja, jedenfalls bis zur 2.07 sind wir da ja d'accord - aber halt intelligent gemachte Fiktion mit Tiefgang.
    Was ja schon mal an sich viel Wert ist, denn Serien bei denen man das Gehirn bei der ersten Minute an ablegen darf gibts schon genug. Dazu kommt noch dass wir Hardcore-Fans sind und uns überhaupt diese Gedanken machen anstatt einfach nur weiter zur nächsten Serie zu zappen. Insofern...
    Keine Bange, offene Fenster verführen mich persönlich jetzt nicht unbedingt dazu Arthur Dent zu spielen - das Danebenwerfen kann ich garantiert nicht so gut wie er - aber ich kann durchaus nachvollziehen dass jemand diesen Weg wählt. Dass es nicht der perfekte Weg sein muss - einverstanden und auch Odysseus ist zwischen Scylla und Charybdis hindurchgesegelt ohne Schaden zu nehmen - dennoch kann ich das bei LOM sehr gut nachvollziehen.
    Sicherlich sind auch die letzten Minuten hervorragend für eine ausführliche Filmanalyse geeignet, wie wohl überhaupt die ganze Serie an sich - Blaufilter, Brieföffner, Distanz - und sicherlich kann man als Zuschauer da nur das nehmen was einem die Autoren anbieten um seine Schlüsse zu ziehen. In diesem Fall halt wenig Dialog und viel Emotionen, die geboten werden. Leider, deswegen ist meine Argumentation natürlich ein Stückweit schwankend. Das weiß ich ja auch, aber die Indizien sind für mich halt dann doch so gelegen dass ich das Ende akzeptieren kann. Sicherlich keines, dass wirklich supergelungen ist, aber auch keines das wirklich schlecht war. (Da ist das aktuelle Who-Finale viel weiter unten angesiedelt auf meiner persönlichen Richterskala.)
    Die Frage was Glück ist hat ja schon seit der Antike Philosphen und Religionen beschäftigt - da ich weder Philosoph noch Pfarrer bin kann ich die Frage auch nur für mich persönlich klären so wie das jeder Einzelne tun muss. Hmm, das sieht irgendwie nach Rausreden-Wollen aus ist es aber nicht...
    Soma ist ebensowenig IMHO eine Lösung fürs Glück wie jede andere Droge - die Frage, was eine Droge bzw. was Abhängigkeit ist und wie wir das gesellschaftlich beurteilen von was man abhängig ist gehört in einen anderen Thread. Wobei die Parabel des Süchtigen auf Sam eigentlich auch sehr gut passt wie schon Mort anmerkte. (Das hat durchaus etwas, hmm...)
    Klar, natürlich sind es die Charaktere und ihre Entwicklung die einen fesseln - und ja, es SIND die Charaktere und deren ENTWICKLUNG und nicht wie bei anderen Serien das Monster der Woche oder der Fall der Woche etc. pp. die auch LOM so faszinierend machen. Einen kompletten Bruch allerdings sehe ich halt nicht - ich kann deine Argumente schon nachvollziehen, stelle auch gar nicht die Behauptung auf dass ich alleine Recht hätte - dann wäre ich Gott und alles wäre entscheiden zu leicht glaube ich.
    Und um dann deine Frage nach dem Unglücklichsein noch zu beantworten: Wenn man kein Recht auf das Unglück im Leben hat - nicht gleichzusetzen mit dem unbedingten Anspruch wohlgemerkt denn das sind zwei verschiedene Dinge - dann hat man auch kein Recht glücklich zu sein. Ich versuche das mal verständlich auszudrücken: Ja, natürlich habe ich ein Recht auf das Glück. Ob es mir nun gerade in den Kram passt oder nicht, das Recht habe ich. Ebenso wie ich ein Recht auf Hass, auf Liebe, auf Verständnis etc. pp. habe. Das hat jeder Mensch. Insofern habe ich auch das Recht darauf Unglücklich zu sein - auch abgesehen davon ob es mir in den Kram passt oder nicht.
    Heutzutage allerdings - und da stimme ich mit dir überein - folgern fast alle aus diesem Recht einen Anspruch. Und natürlich nach Möglichkeit den einzig alleinigen und wahren. Ob ich mir diesen Anspruch nun verdient habe oder nicht, ob es richtig ist mein Recht dann auch geltend zu machen oder ob es nicht besser ist im Zweifelsflall darauf zu verzichten - das fragen sich die Meisten gar nicht. Sofern es ein Recht gibt, wollen sie es bitteschön auch sofort haben. Manchmal fällt das Glück einem auch in den Schoß ohne dass man einen Anspruch darauf hatte - vielleicht ist das dann gerade die Definition von Glück an sich, wer weiß das schon?
    Hmm - ich glaube ich kann es einfach nicht so recht verständlich machen, nochmal ein Versuch: Ich habe das Recht darauf unglücklich zu sein. Ich kann mir das Recht natürlich auch nehmen - ebenso wie das Recht auf Glück - aber das ist ja nicht gleichbedeutend damit dass ich einen Anspruch auf diese Gut habe, den ich einklagen kann. (Abgesehen davon dass ich im Gegenzug vielleicht auch eine Pflicht habe: Wenn ich mein Glück in Anspruch nehme sollte es nach Möglichkeit nicht vorher das Glück eines Anderen gewesen sein...) Das generelle Recht allerdings, das besitze ich durchaus. Ob ich dann klug genug bin zu erkennen, dass dieses Recht vielleicht manchmal nicht opportun ist oder dass ich mein Glück eventuell anderen Gegebenheiten unterordnen muss hängt damit zwar zusammen, aber ein generelles Recht auf Glück hat jeder. Ebenso wie ein generelles Recht auf Unglück. Ob in einer bestimmten Situation ich dann auch den Anspruch stellen kann oder - ich glaube das ist dann doch das bessere Wort - das Anrecht darauf habe ist ja von der allgemeinen Grundlage des "Rechts auf Glück" vollkommen unabhängig.
    Klarer? Ich hoffe doch.
    Wie geschrieben: Wir beide werden in Bezug auf das Ende von LOM nicht auf einen grünen Zweig kommen, dazu klaffen unsere Meinungen zu weit auseinander; ich kann deine Meinung und Argumentation ja durchaus verstehen, aber teilen kann ich sie halt nicht. Und umgekehrt. Damit haben wir beide ja wohl kein Problem.
    (Und ich bin gespannt wenn du beim dritten Who-Finale ankommst ... dass dürfte auch eine spannende Diskussion werden denke ich mal. Falls wir da anderer Meinung sein sollten, aber irgendwie glaube ich das nicht... )
    Ad Astra

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