Die Folge finde ich insgesamt sehr gut. Was mir gut gefallen hat (und was ich generell einen Pluspunkt in B5 finde) ist die Art und Weise, wie wichtige Fragen "beantwortet" werden. Jetzt weiß man also endlich, was Sinclair in den 24 verlorenen Stunden widerfahren ist, nur leider hat man dadurch nur noch mehr Verwirrung - was haben die Minbari über Sinclair herausgefunden und warum wurde seine Erinnerung gelöscht? Was hat Delenn zu verbergen? Und warum haben die Minbari im Krieg kapituliert?

Außerdem kommt man in dieser Episode Sinclairs Tendenz, ohne Not sein Leben in gefährlichen Einsätzen aufs Spiel zu setzen, näher: Ein klassischer Fall von Survivor’s Guilt. Ironischerweise ist Sinclairs „Loch im Gedächtnis“ nach dieser Episode etwas kleiner geworden, während das Gedächtnis seines Kidnappers nun voller Löcher ist. Und es deutet sich an, dass die Sicherheit in B5 kompromittiert ist - denn wie konnte der Kidnapper sonst so einfach in Sinclairs Quartier kommen?

Gut gefallen hat mir die Inszenierung der Befragung Sinclairs - die typische zwei-Leute-in-einem-Raum Situation, die an Kammertheater erinnert. Diese Szenarien gehören meist zu denen, die in B5 am besten funktionieren. Auch wenn die Idee mit der zweiten, leeren Station der ST:TOS-Folge "The Mark of Gideon" nicht ganz unähnlich ist.

Allerdings gibt es auch mit einige Schwachpunkte. Einer davon ist die Pro-Erde-Gruppe; sie hat anscheinend die komplette Paranoia und scheint allen Ernstes zu glauben, dass Sinclair von den Minbari gekauft und zur „Unterwanderung“ der Erdregierung/des Militärs auf B5 eingesetzt worden ist. Selbst wenn das so wäre, würde das noch nicht erklären, warum die Minbari sich für eine solche Operation einen x-beliebigen Kampfpiloten ausgesucht haben. Vielleicht unterschätze ich den Fanatismus solcher Gruppen, aber das ist mir doch etwas zu überzeichnet. Nicht besonders toll fand ich auch die Inszenierung mit diesen "elektrischen Stühlen", mit denen die Cyberwelt erschaffen wurde; das war mir etwas zu dick aufgetragen. Ebenso der unter Drogen stehende Sinclair, der am Ende schießwütigerweise durch die Station irrt. Das wirkte auf mich wie ein etwas krampfhaft eingeführtes Action-Element, das nicht wirklich nötig gewesen wäre - etwas, das man in B5 vor allem in den frühen Staffeln öfter mal sieht.

Die positiven Eindrücke überwiegen jedoch bei Weitem. Insgesamt gebe ich vier Sterne dafür.