Spätestens mit dieser Folge dürfte auch dem begriffstutzigsten Zuschauer klar werden, dass sich Babylon 5 von der Masse abhebt.

Hat man die Erwähnungen des Erde-Minbar-Krieges und seines seltsamen Endes im Pilotfilm noch schulterzuckend hingenommen, so wird nun klar, dass sich Babylon 5 nicht darauf beschränkt, nur jede Woche eine neue Geschichte zu erzählen.

Vielmehr wird nun der große Motor angeschmissen, der die Serie über die nächsten Staffeln antreiben wird. Schluss mit den versteckten Hinweisen, jetzt geht es zur Sache. Sozusagen Einschlag Nr. 1. Es werden noch mehr Einschläge in dieser ersten Staffel folgen, bis es dann nach und nach Schlag auf Schlag geht.

Hierzu mal folgenden Anmerkungen:

Viele Kritiker an Babylon 5 werfen der Serie ja immer wieder vor, dass sie nur langsam in die Pötte käme und dass sich zu Anfang (bis ca. Mitte der zweiten Staffel) eine gewisse Inkonsistenz in der Qualität der Folgen zeigt.

Natürlich ist so manche Kritik gerechtfertigt. Aber auch nicht jede.

Zum Beispiel muss man sich mal mit den Realitäten auseinandersetzen: Zur Zeit, als Babylon 5 begann, gab es im Fernsehen ansonsten nur Star Trek. Diejenigen, die sich bereit erklärten, JMS mit seinem Projekt eine Chance zu geben, betraten demnach Neuland und gingen ein großes Risiko ein.

Damit das Experiment glücken konnte, mussten Zuschauerzahlen her. Je mehr, desto besser. Den Machern von Babylon 5 musste also das Kunststück gelingen, ihre Vision von der durchgehenden Geschichte mit der nüchternen Anforderung nach mehr und mehr Zuschauerzahlen und Werbeeinnahmen unter einen Hut zu bringen.

Da B5 völlig neu war (im Gegensatz zu Star Trek), musste man bei Null anfangen und zunächst völlig auf Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Sci-Fi-Fans setzen. Das bedeutete aber zwangsläufig auch, dass man die Serie für neu hinzu kommende Zuschauer (Späteinsteiger) so lange wie möglich "offen" halten musste, damit diese noch einen Einstieg finden konnten und nicht der berüchtigte "Dallas"-Effekt eintrat.

Also konnte und durfte man nicht von Anfang an aufs Tempo drücken, sondern musste es gezwungenermaßen langsam angehen lassen - mit hin und wieder eingestreuten "Kernepisoden", die den Handlungsstrang einen großen Schritt voranbrachten.

Wenn man sich heute die gesamte Serie auf DVD in kurzer Zeit anschaut, so kommt es einem manchmal so vor, als nähme das Schiff Babylon 5 nur ganz träge und gemäßigt Fahrt auf. Und das mag auch stimmen - aus den oben genannten Gründen.

Allerdings ist das bei näherer Betrachtung kein Nachteil, denn man hat in den allermeisten Fällen aus der Not eine Tugend gemacht und fast alle Episoden so angelegt, dass sich Puzzlestücke finden, die dem Gesamtbild zu Gute kommen.

Auch in den schlechten Episoden gibt es keinen Entwicklungsstillstand!

Ich habe die Erfahrung gemacht: Je öfter man sich Babylon 5 ansieht, desto mehr fängt man an auch die Folgen zu schätzen, die nicht zum Haupt-Handlungsbogen gehören. Es finden sich nahezu immer kleine Schmuckstückchen in den jeweiligen Episoden, die sie zu etwas Besonderem machen.

4 Sterne.

Zitat Zitat von Sepia Beitrag anzeigen
Zum allem Überflüss wirkt Lennier (das war der doch, oder?) komplett anders als bei seiner Einführung in Parliament of Dreams, wenn er meint man müsse Sinclair eventuell töten.
Nein, das war er nicht Das war ein nicht näher genanntes Ratsmitglied der Minbari.